Legacy-Probleme

Trübsinnig könnte man werden an Tagen wie diesen. Man kommt sich vor wie im Fernsehraum vom Stift Seniorenglück. Und man fühlt sich auch irgendwie so gebrechlich und alt.

Und auch Wirtschaftsführer bekunden ihr Mitgefühl mit Hochbetagten, wobei man in dem Fall an Über-45-Jährige denken muss. “Diese Menschen sind oft gezeichnet von jahrzehntelanger Arbeit”, empörte sich etwa unlängst ein IT-Manager (Jahrgang: 1940) im Interview mit dem Schreiber. Der hätte darüber fast ausgerufen: “Voilà un homme!”

Dann allerdings fuhr der Manager fort, man müsse diese Leute deshalb zu untertarif- und –gesetzlichen Bedingungen einstellen dürfen, wenn sie ihre Stelle verlieren, weil sie ja, gezeichnet, wie sie sind, sonst nichts mehr fänden. Solche Sachen sagen Wirtschaftsführer der Journaille gerne im Vertrauen.

Den Lesern vertrauen sie da schon weniger und bestehen daher darauf, Interviews vor dem Abdruck zu autorisieren. Deshalb bekommt man solche Sätze nie zu lesen. Und im Radio drücken sie sich vorsichtiger aus.

Solchen Leuten wünscht man doch ein neues Y2K-Problem an den Hals, eines das nicht gelöst werden kann, weil all die tattrigen Cobol-Programmierer zusammen mit dem Schreiber in der Kantine vom Stift Seniorenglück sitzen, um sich gemeinsam eins hinter die Binde zu gießen.

Schön ist auch die Vorstellung, aus Gründen des Klimaschutzes wären nur noch ressourcenschonende Microsoft-Betriebssysteme erlaubt. Das wäre dann DOS. Dann würden sie wieder die Tech-Opis brauchen, die jungen Doppelklicker, zum Editieren der autoexec.bat oder der config.sys.

Überhaupt was für Skills man so im Laufe der Jahrzehnte erworben hat mit Techniken, die es längst nicht mehr gibt! Unsereins hat noch gelernt, Autos ohne Chips und ohne ein einziges Byte an Software zu fahren.

Und weil die Synchronisation des Getriebes oft nicht funktionierte, musste man Zwischengas geben. Sowas will gekonnt sein!