Google-Browser entpuppt sich als Datenspion

Der IT-Experte und Autor des US-Bestseller “The Big Switch” Nicholas Carr begründet Googles Entscheidung zu einem eigenen Browser damit, dass das Surfprogramm mittlerweile zu einer Schwachstelle in Googles Geschäftsmodell geworden ist. “Es ist das Nadelöhr, durch das der Output von Googles Datencentern – die Werbung – gehen muss, um den User zu erreichen”, so Carr. Als logische Konsequenz dieses Mankos müsse der Browser neu erfunden, adaptiert, angepasst und modernisiert werden. “Google wollte nicht mehr abwarten, bis Microsoft, Mozilla oder Apple die Browser ihren Vorstellungen entsprechend verändern”, schreibt Carr in seinem Blog.

“Konkurrenz belebt das Geschäft”, sagt Zeller. “Mit dem eigenen Browser trägt Google außerdem dazu bei, dass die Grenzen zwischen Internet und Desktop zunehmend verschwimmen. Hier geht es auch darum, Kontrolle darüber zu gewinnen, wie User das Internet künftig nutzen”, so der Experte. Offensichtlich sei Google mit Mozillas Engagement in diese Richtung nicht zufrieden genug gewesen. Daher habe man sich entschieden, ein eigenes Programm auf den Markt zu bringen.

Das wirkliche Ziel von Google ortet Carr jedoch nicht darin, mit Chrome einen großen Marktanteil im Browsersegment zu gewinnen und Microsoft sowie Firefox den Rang abzulaufen. “Den Browser-Krieg zu gewinnen, ist nicht Googles Absicht. Die wahre Intention ist – versteckt im Open-Source-Code des Browsers – eine Verbesserung der Fähigkeiten aller Browserprogramme, damit Google die Applikationen besser bedienen und eventuell sogar dahinter verschwinden kann”, schreibt Carr. “Der Browser ist das Medium, die Programme dahinter sind die Nachricht.”

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Silicon-Redaktion

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  • Völlig überraschend
    Warum wohl bastelt der bekannte Datensammler Google einen eigenen Browser, obwohl dieser Markt gut gefüllt ist (IE, Firefox, Opera etc.). Hat denn irgendjemand wirklich geglaubt, dass Google den Anwendern von Chrome nur eine (kostenlose) Freude bereiten will?

    Dass dieser Browser DIE Gelegenheit für Google ist, alles über die Surfgewohnheiten des Anwenders zu erfahren, liegt doch wohl auf der Hand. Dieser Browser kommt sicherlich nicht in die Nähe meiner Rechner.

  • Datensammlung
    Vor Jahren gingen die Menschen wg Volkszählung noch auf die Strasse und protestierten.
    Heute gibt fast jeder seine persönlichen Daten im Internet bekannt. Die Folgen kennen wir aus den aktuellen Tatsachen.
    Jetzt auch noch unsere persönlichen Texte und persönliche Kalkulation online erfassen und auf anonymen Servern speichen.

    Tja, wir leben eben in dem globalen Dorf und alle wissen über alle alles.

  • Und was ist jetzt neu ?
    Das war bei der Google Toolbar schon so ist in jeder Suche eines Browsers so wenn man mit Vorschlägen arbeitet. Kann man alles abstellen aber damit verliert man eben Funktionalität.

    In Zeiten in denen Millionen von Rechnern als Zombies zum verschicken von Email genutzt werden und komplett in Fremden Händen sind ohne das es seine Besitzer meist wissen find ich das das geringere Übel.

    Wer auf Privatsphäre im Netz aus ist muss sowieso einen größeren Aufwand treiben als einen einzelnen Browser zu installieren.

    Stormy

  • Alle Daten her - oder was?
    Ich kann meinem Namensvetter des ersten Kommentars nur zustimmen. Aber die Doppelbödigkeit der Argumente der Werbestrategen in der IT Industrie ist ja nicht unbekannt. Sie wollen halt für ihre Kunden immer das Beste - und ihre Daten und am Ende ihr Geld!
    Auf meinen privat und beruflich genutzten Rechnern kommt dieser Browser jedenfalls nicht zum Einsatz.
    Man sollte sich aber keine Illusionen machen, jeder Zugriff auf Internetseiten, egal mit welchem Browser, hinterlässt Spuren, die im Bedarfsfalle auch beim obersten Datenschützer der Nation für eine geraume Zeit nachgelesen werden können.

  • Deutsche Paranoia bremst Fortschritt
    Wie immer meckert zunächst der deutsche Michel. Man kann nantürlich das eine oder andere Feature auch seinen Sicherheitsbedürfnissen anpassen. Das bemerkt zunächst Michel nicht. Stammtischgeselligkeit macht sich breit. Pro oder contra. Da muss man sich schon mal schnell aus dem Bauch heraus entscheiden. ;-)

  • Alles Hysterie
    Hallo Internet Datenschützer Gemeinde, sicherlich ist die Sammlung von Daten im Web nicht unproblematisch. Allerdings kann ich als User dem einen Riegel vorschieben, indem ich entweder einen anderen Browser benutze oder einfach keine sensiblen Daten über das Netz sende.
    Kaum ist Chrome draußen, schon beginnen allerlei 'Bedenkenträger' die vielen negativen Features groß herauszustellen. Ich finde den Browser einfach cool, schnell und einfach zu bedienen; und ich surfe auch nicht auf Seiten herum - ich sage nur Kinderpornographie -, auf denen man nicht entdeckt werden möchte. Überhaupt hört doch hier das Recht auf informelle Selbstbestimmung auf, wenn das Grundrecht auf seelische und körperliche Unverletzlichkeit anfängt ! Diese Herrschaften sollen ruhig Schiß haben !

    MfG

    Peter Bonin

  • Nachdenken! und nicht "nachplappern"
    Den Kommentaren "Deutsche Paranoia" und "Alles Hysterie" kann ich nur beipflichten. Wenn man den Komfort einer unglaublich schnellen Suchmaschine für Milliarden Webseiten genießen will, die einem beim Eintippen der ersten Buchstaben der gesuchten Information schon relevante Vorschläge machen kann, dann muss man damit leben, dass dafür Informationen gespeichert werden. Das kann jeder, der es nicht möchte durch eine Cookie- und Browser-Information verhindern. Und das Google auch kommerzielle Interessen verfolgt, muss doch jeder Denkende verstehen. Wer soll denn den gigantischen Rechner- Server- und Personal-Aufwand bezahlen, der allein für Google Search Tag für Tag erforderlich ist? Selbst unsere Kirche verfolgt kommerzielle Interessen, und wie!!

    Übrigens: Jeder!! Internet-Server Logfile speichert für jeden Domainnamen jeden Seitenaufruf mit den folgenden Daten: Zeitpunkt? Welcher Browser? welche Version? aus welchem Land/Netz? (t-online, alice, siemens, etc), gekommen von welcher Url? Verweildauer? verlassen auf Url?, usw.

    Wo bleibt denn der Protestschrei darüber, dass Einwohnermeldeämter und KFZ-Zulassungstellen unsere Datensätze weitergeben dürfen, und inzwischen die Adress- und Kontodaten von mehr als 48 Millionen Bundesbürgern "legal" gehandelt werden?

  • Personifizierte Recherche mit Chrome im Web
    Als PR-Agentur sind wir auf schnelle und personifizierte Recherchen im Web angewiesen. Viele Suchfunktionalitäten basieren auf den gespeicherten Such- oder Kaufverhalten der Anwender im Web. Wer online ein Buch beim größten Buchanbieter kauft, erhält doch auch Vorschläge, welche anderen Werke noch in seine Suchanfrage passen. Gleiches gilt für Recherchen auf den Verlagsseiten fast aller Medien, manche frei zugänglich, andere gegen Gebühr. Auch hier werden die Suchergebnisse mittels semantischen Zuordnungen auf Basis einer Knowledge Management Software Datenbank vorgeschlagen.
    Uns jedenfalls erleichtern solche Funktionalitäten die tägliche Arbeit.
    Im übrigen kann man in den Sicherheitsoptionen die Speicherung der persönlichen Daten und Wege sperren bzw. löschen lassen.
    Andere Anbieter von Software oder Browsern erhalten ebenfalls seit Jahren Daten der user, weshalb also jetzt die Aufregung?
    Sven Körber, goodnews.de

  • Getrackt wird doch jeder
    Meine Liebe Herren,

    gescannt und getrackt wird jeder von uns, auch ohne G-Browser.

    Oder surfen Sie ständig mit Script und Adblock Filter??? Nicht? dann ist google-analytics.com, yahoo, doubleclick etc. sowieso bei Ihnen zu Hause auf dem Rechner. Mit google Konto wird es noch schlimmer und die Bewegungen sind über Jahre nachvollziehbar.

    Die Frage ist heute eigentlich gar nicht mehr ob ich etwas von mir preisgebe sonder was, wie, wann und wo und welche Möglichkeiten ich noch habe das zu steuern.

    Schönen, Trackerfreien Tag noch.

  • *räusper*
    Herr Körber, meinen Sie das jetzt wirklich so wie Sie es schreiben oder steht dahinter eine Loyalität zu einem Kunden?

    Aus NRW grüsst

    Dieter Gotzen

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