Finanzkrise treibt TV-Zuschauer ins Web

Die Film- und Fernsehindustrie dürfte wohl doch nicht so immun gegen die derzeit anhaltende wirtschaftliche Rezessionsphase sein, wie bislang angenommen. Wie die Zeitung International Herald Tribune berichtet, kündigt nämlich eine zunehmende Zahl der US-amerikanischen TV-Seher in Zeiten der globalen Finanzkrise ihre Kabelanschlüsse auf.

Die Film- und TV-Industrie galt historisch gesehen lange Zeit als weitgehend rezessionssicher. Großteils war man der Auffassung, dass die Konsumenten in finanziellen Härteperioden vielfach sogar eher auf eine vergleichsweise günstige Freizeitgestaltung wie den TV-Konsum oder den Gang ins Kino zurückgreifen und somit die Umsätze der Branche ankurbeln würden. “Seit einigen Jahren hat sich das grundlegend geändert. Mein Eindruck ist, dass die Film- und Fernsehwirtschaft heute wesentlich stärker von Wirtschaftsflauten betroffen ist als früher”, stellt Stefan Gehrke, Redakteur bei filmecho, der Fachzeitschrift der Filmwirtschaft in Deutschland fest. Der wirtschaftliche Druck auf den Sektor habe aber auch in Anbetracht anderer Faktoren deutlich zugenommen. “Der Siegeszug des Internets und das damit einhergehende Phänomen der Piraterie stellen ein zunehmendes Problem für die Branche dar”, betont Gehrke.

Dass das Internet heute in vielen Bereichen bereits dasselbe zu bieten hat, wie die traditionellen Medienanbieter, ist auch für den Independent-Filmproduzenten David van Eyssen längst kein Geheimnis mehr. “Das Web hat sich in diesem Zusammenhang als eine kostengünstige Alternative zu den traditionellen Medien etabliert”, erklärt van Eyssen. Ein Indiz dafür, dass sich diese Entwicklung in Zukunft noch weiter fortsetzen werde, sei die rasant zunehmende Nutzer-Nachfrage nach hochqualitativen Web-Videos. “Mir fällt auf, dass die Leute einen ungemein großes Interesse an den Tag legen, wenn es um die Bereitstellung von professionell produzierten Internet- und Mobile-Web-Videos geht”, so van Eyssen.