Neuer Datenskandal bei der Telekom

Die Deutsche Telekom hat erneut mit einem Datenskandal in erheblichem Ausmaß zu kämpfen. Das berichtet das Magazin stern.

Demnach verschafften sich dubiose Adresshändler und Callcenter offensichtlich Zugriff auf Namen, Adressen, Vertragsdaten und Bankverbindungen von mehreren tausend Festnetzkunden. Insider berichten, es würden derzeit viele zehntausend streng vertrauliche Kundenprofile auf dem Schwarzmarkt angeboten – anders als bei früheren Datenmissbrauchsfällen bei der Telekom beinhalten die Datensätze diesmal alle Bank- und Geburtsdaten. Einige Kunden beschweren sich bereits über illegale Abbuchungen von ihren Konten.

Der stern hat nach eigenen Angaben mehrere tausende Datensätze eingesehen, die in der Branche kursieren. Betroffen sind ausschließlich Kunden, die ihren Festnetz- und Internetanschluss bei der Telekom haben. Im Zuge der Recherche wurden der Telekom Datensätze übergeben. Der Konzern kann sich die Herkunft nicht erklären und will Anzeige erstatten. Sicherheitschef Volker Wagner meint aber, es handle sich nicht um Original-Listen aus einem Telekom-System: “Zum einen stimmt die Form nicht; zum anderen sind Angaben zu Bankverbindungen und Geburtsdaten teilweise unterschiedlich zu unseren Kundendaten.” Die Vermutung ist, dass Adresshändler oder Callcenter Telekom-Listen mit Informationen aus anderen Quellen angereichert haben.

Die Datensätze werden illegal von Vertriebsfirmen genutzt. Dutzende Telekom-Kunden, deren Namen auf den Listen stehen, berichteten von unangenehmen Erfahrungen. Sie waren penetranter Werbung ausgesetzt oder erhielten gefälschte Auftragspost von Internet-Firmen, Versicherungen und Glücksspiel-Anbietern. Das geschah gelegentlich auch zu Lasten der Telekom. Betroffene berichteten von unerklärlichen Abbuchungen von ihrem Konto zugunsten des Anbieters Freenet. Auf Anfrage teilte Freenet mit: “Wir hatten über eine geraume Zeit mit unseriösen Praktiken von Vertriebspartnern zu kämpfen.”

Die Datensätze sind zu einer Zeit abhanden gekommen, in der die Telekom vehement auf Kundenfang ging: zwischen Jahresbeginn und Spätsommer 2007. Damals setzte die Telekom verstärkt externe Vertriebsfirmen ein, sie verlor über die Aktion jedoch offenbar die Kontrolle. Nur mit der Spitze der Drücker-Unternehmen unterhielt der Konzern direkte Geschäftskontakte: Sie bekamen Kundenlisten – ohne Bankkontakte – zum Abtelefonieren.