RFID stolpert in die Software-Falle

Der Analyst Stefan Heng von DB Research ist der Überzeugung, dass sich die RFID-Chips nicht mehr wegdiskutieren lassen. Der Siegeszug wird derzeit durch mangelnde Anpassung nur gebremst. Aufhalten lassen sich die kleinen Kommunikationswunder nicht mehr.

Dabei müsse die RFID-Technologie in einem größeren Zusammenhang als der möglichen Konkurrenzbeziehung zum Strich-Code verstanden werden. Das Ziel der Basistechnologie RFID ist nämlich nicht, den Strich-Code zu verdrängen. Stattdessen steht RFID für ein umfassendes Konzept, das über vielfältige Innovationen die Wirtschaft verändert. So eröffnet RFID neue Möglichkeiten bei der Automatisierung der Wertschöpfungsprozesse. Die Warenflüsse entlang der weltweit aufgefächerten Wertschöpfung werden mit Hilfe von RFID gesteuert und dokumentiert. Dieser ‘Automatisierungseffekt’ oder auch ‘Effekt erster Ordnung’ steigert die Effizienz der innovativen Unternehmen und verbessert somit deren Wettbewerbsposition. Mittelfristig führt RFID bei Waren und Dienstleistungen zu einem erweiterten Angebot. Dieser ‘Transformationseffekt’ oder auch ‘Effekt zweiter Ordnung’ bestimmt die gesamtwirtschaftliche Innovationskraft.

RFID kommt in weiten Bereichen unseres Alltags zum Einsatz – von der Wirtschaft (insbesondere Produktion, Handel, Transport), über die hoheitlichen Aufgaben (insbesondere Militär, Grenzschutz, innere Sicherheit) und Zugangskontrollen bis hin zur Freizeit. Der deutsche Logistikdienstleister DHL schätzt, dass heute weltweit mehr als 1,3 Millionen Paletten mit einem RFID-Tag markiert sind. Doch die Relation zwischen Kosten und Erträgen beschränkt den RFID-Einsatz derzeit auf größere Transporteinheiten und hochwertige Produkte. Demnach durchaus optimistisch prognostiziert die Unternehmensberatung McKinsey, dass 2010 weltweit zwar nur jeder zwanzigste einzelne Artikel, dafür aber jede dritte Verpackung und sogar jede zweite Palette mit einem RFID-Tag ausgestattet sein wird.

Neben all den positiven Erfahrungen zeigt die Praxis allerdings, dass die Effizienzsteigerung mittels RFID keine unbedingte Zwangsläufigkeit ist. Die Entscheider in den Unternehmen sollten sich bereits im Vorfeld über Kosten sowie Erträge des RFID-Projekts im Klaren sein und eine Wirtschaftlichkeitsberechnung durchführen. Darüber hinaus sollten die Zielvorgaben regelmäßig kritisch hinterfragt werden. So hat RFID in der Praxis beispielsweise die Erwartungen bezüglich der Reduzierung von Produktionsausfällen und der Qualitätskontrolle zumeist erfüllt. Demgegenüber wurden beispielsweise die Erwartungen bezüglich der Reduzierung des Anpassungsbedarfs nach der Auslieferung von Waren und geringerer Materialverschwendung oft enttäuscht.