Deutschland verliert Domain-Spitzenposition

Wie aus einer aktuell veröffentlichten Statistik des Anbieters von Internet-Infrastrukturdiensten VeriSign hervorgeht, hat die chinesische Top-Level-Domain (TLD) .cn das deutsche Pendant .de mit dem ausgehenden dritten Quartal dieses Jahres überholt und liegt nun insgesamt hinter .com auf Rang zwei der TLD-Wertung.

Ausschlaggebend für den Wechsel auf Platz drei war laut dem Unternehmen in erster Linie das ungebrochen starke Wachstum des chinesischen Internetmarktes, das auch im Bereich der Domainregistrierungen deutliche Spuren hinterließ. So wurden allein im dritten Quartal 2008 um 76 Prozent mehr .cn-Domains registriert als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. In Deutschland fiel das Wachstum mit lediglich rund acht Prozent im selben Zeitraum dagegen eher mager aus.

“Um in punkto Domainzahl vorne liegen zu können, müssen eine Reihe von Faktoren zusammenspielen”, erklärt Markus Eggensperger, Leiter der Abteilung für Recht und Businessdevelopment bei United Domains. Dass etwa eine hohe Bevölkerungszahl alleine in diesem Zusammenhang nicht ausreiche, zeige das Beispiel Frankreichs ganz deutlich. “Frankreich hat im Vergleich nicht viel weniger Einwohner als Deutschland. Der Grund, warum das Land im Domain-Ranking nicht weiter vorne zu finden ist, erklärt sich aus seinem spezifischen administrativen Hintergrund”, erläutert Eggensperger. So habe Frankreich noch vor wenigen Jahren die Vergabe seines Länderkürzels sehr streng reguliert und sehr hohe Preise für eine Registrierung verlangt. “Noch vor zwei, drei Jahren gab es erst 200.000 Domains mit der Endung .fr. Nach der Deregulierung ist diese Zahl zwar stark angestiegen, vom Potenzial her hinkt Frankreich aber immer noch etwas hinterher”, stellt Eggensperger fest.

Dass Deutschland im Bereich der Länderdomains bislang die weltweite Spitzenposition einnehmen konnte, sei vor allem der spezifischen Situation im Land zu verdanken. “Deutschland war bereits in der zweiten Hälfte der 90er Jahre sehr innovativ, was die Domain-Vergabepolitik betrifft. Jeder konnte eine .de-Domain haben, wenn er dies wollte”, schildert Eggensperger. Auch die im Vergleich zu Frankreich relativ niedrigen Kosten einer Registrierung hätten viele Interessenten zum Erwerb einer deutschen Domain motiviert. “Man hat es in Deutschland verstanden, die Wirtschaft und die Registrare sehr früh ins Boot zu holen. Das war eine wichtige Entscheidung. Heute ist Deutschland der zweitwichtigste Internetmarkt der Welt hinter den USA”, betont Eggensperger.

Insgesamt sind laut der VeriSign-Statistik mit Ende des dritten Quartals 2008 rund 174 Millionen TLD-Adressen weltweit registriert. Das entspricht einem Wachstum von 19 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Rund 69 Millionen Domainnamen sind dabei derzeit in Form von länderspezifischen Endungen vergeben, was einem Zuwachs von 26 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gleichkommt. Weiterhin unangefochten an der Spitze der TLDs liegt die Endung .com, unter der zur Zeit rund 89,4 Millionen Webadressen registriert sind.