Projekte brauchen Frühjahrsputz

Projekte scheitern in jedem Unternehmen hin und wieder mal. Doch Profis, Projektberater, hat niemand gern im Haus. Schließlich legen sie immer den Finger in die empfindlichsten Wunden. Doch wer seine Fehler zugibt, ist schon auf dem Wege der Besserung, sagen Experten wie Dr. Michael Streng, Geschäftsführer der in Erding bei München ansässigen Projektberatungsfirma Parameta.

“Wenn sich nichts an der Kultur des Arbeitsalltags und der Abläufe ändert, nützt die schönste Software nichts.” Er wirft den großen Projektberatern vor, dass sie die Softwarebedürfnisse zu schnell befriedigen und gar nicht an der wahre Ursache rühren. Sie gehen – seiner Ansicht nach – doppelt am Wesen der Sache vorbei: Zum einen wollen sie die mitgebrachte Software an den Mann bringen; zum anderen “machen sie das Projekt beim Kunden und gehen dann wieder”. Der Kunde ist so schlau wie zuvor. Streng, der bei großen Beratern Lehrgeld gezahlt hat, wollte es anders machen.

“Der Markt ist dominiert von Microsofts ‘ProjectPlace’-Suite, es gibt kaum unabhängige Berater”, kritisierte er. Das Werkzeug, das er grundsätzlich gelten lassen will, sei jedoch nicht für jedermann das Richtige. Es kann in einigen Fällen zu umfangreich sein. “Gerade wenn die Fehler im Bereich der Teams liegen, schadet es eine Software aufzupflanzen und auf Ergebnisse zu warten.” Besser sei, eine gründliche “Anamnese” des Projektes durchzuführen. Dabei müssen Berater und Kunde herausfinden, wo die relevanten Mitarbeiter sind und wo die Projekte genau stehen.

Und dann kommt der schwierige Teil: Kein Manager, kein Geschäftsführer gibt gerne zu, dass er brach liegende Großbaustellen im Haus hat, auf denen sich nichts bewegen darf, weil sonst noch mehr kaputt geht. “Meistens werden wir wegen “kleiner Schönheitskorrekturen” angesprochen und finden dann den ganzen Schaden.” Für die Sanierung gescheiterter Projekte gibt er einen Zeitraum von nur sechs bis acht Wochen vor. “Die meiste Zeit wird für die gründliche Analyse verwendet. Dann kann der Wagen wieder flott gemacht werden”, beschrieb Streng.

Dabei geht es ihm immer um “Hilfe zur Selbsthilfe”. “Die Schulung am konkreten Beispiel ist unser tägliches Brot.” So schult die Firma die Mitarbeiter des Kunden, aber auch die Manager. “Wenn sie das neue Denken und die neue Sprache nicht kennen, bricht das ganze Projektsystem zusammen – beispielsweise müssen viele Geschäftsführer ihre Scheu vor Begriffen wie ‘Risiko’ verlieren”, erklärte er. Projektmanagement wird ihm zufolge oft als “Allgemeinwissen” betrachtet, das jeder kann. Doch zeichnen die Schäden, mit denen er zu tun hat, ein anderes Bild. Als Faustregel kann er immerhin aufstellen: Nichts geht ohne kurze Zeitfenster für die Feinjustierung und ein starkes Projektbüro.