Oracle profitiert vom SAP-Erfolg

Nur jeder vierte SAP-Kunde hat für sein produktives SAP-System keine Datenbank vom ERP-Konkurrenten Oracle im Einsatz. Dies ergab eine aktuelle Umfrage vom Marktforscher RAAD Research bei knapp 2000 IT-Leitern.

Seit Jahrzehnten ist Oracle bei deutschen SAP-Kunden unangefochten der am meisten verwendete Datenbanklieferant und hat dadurch erheblich vom SAP-Erfolg mit profitiert. Zwar haben alle relevanten Datenbankhersteller in den letzten Jahren weltweit positive zweistellige Umsatzzuwächse verzeichnet. Zu wesentlichen Verschiebungen in der Marktaufteilung bei SAP-Bestandskunden hat dies jedoch nicht geführt. Die Umsatzzuwächse sind vor allem dem exponentiell wachsendem Datenaufkommen in den Unternehmen geschuldet.

Sicherlich hat auch SAP in der Vergangenheit von Oracles Datenbankrenommee profitiert, da sich die Systemkombination zweier Weltmarktführer gut verkaufen ließ. Auf der anderen Seite ist es der SAP natürlich ein Dorn im Auge, wenn der Hauptwettbewerber im ERP-Markt bei drei von vier SAP-Kunden mitverdient. Trotz größerer Anstrengungen von Seiten der SAP lässt sich feststellen, dass es der SAP AG bisher weder durch Open-Source-Datenbanken noch durch strategische Partnerschaften mit IBM und Microsoft gelungen ist, Oracle als führendes Datenbanksystem abzulösen.

Dies wird sich auch in Zukunft, zumindest bei den bisherigen SAP-Bestandskunden in Deutschland, Großunternehmen und ihren Tochtergesellschaften, nur wenig ändern. Allerdings verzeichnet SAP mit der MaxDB seit 2006 anteilig die größten Zuwächse bei der Kundenzahl. Knapp drei Prozentpunkte konnte die MaxDB an der SAP-Bestandskundschaft hinzugewinnen, wodurch die MaxDB mit einem zehnprozentigen Anteil einen Prozentpunkt vor dem MS-SQLServer und nur knapp hinter IBMs DB2 liegt. Dies mutet zunächst wenig an im Vergleich zum 75 Prozent-Anteil von Oracle an der Installed Base, ist aber umso erstaunlicher, als es sich bei der MaxDB um eine OpenSource-Alternative handelt, die hier im geschäftskritischen Umfeld zum Einsatz kommt. Trotz dieses kleinen Erfolges von SAP unterbleiben in der Regel Migrationen von Oracle zu anderen Herstellern. Zum einen ist der Aufwand sehr groß.

Meist sind DBMS-Systeme ein Eckpfeiler in der IT, um die herum sich die restliche Landschaft aufbaut. Deshalb wird zum anderen auch das Risiko bei einer Migration als hoch erachtet, da mit SAP häufig geschäftskritische Geschäftsprozesse abgedeckt werden. Eine Migration kommt daher meist nur im Zuge eines ERP-Systemwechsels in Frage. Will der Wettbewerb Oracle Kunden abtrotzen, müssen diese den Anwendern die Ablösung von Oracle Datenbanksystemen dramatisch erleichtern und gleichzeitig niedrigere TCOs bieten.

IBM schlägt diesen Weg ein und verspricht mit der angekündigten Version 9.7 der DB2 Kompatibilität mit Oracle-Datenbanken, sodass proprietäre Oracle-DB-Funktionen übernommen werden könnten. Dies würde den Wechsel von Oracle zu DB2 wesentlich erleichtern. SAP hat sich seit einiger Zeit intensiver mit der Kundenforderung nach kürzeren Antwortzeiten auseinandergesetzt und arbeitet deshalb an der Entwicklung von In-Memory-Datenbanken für SAP-ERP-Systeme. Eingesetzt wird die In-Memory-Technik schon im BI-Umfeld mit dem SAP Business Warehouse Accelerator. Wesentlich für den Einsatz auch im geschäftskritischen ERP-Umfeld wird sicherlich die Antwort auf die Frage sein, wie die Datensicherung bei Serverausfall gelöst wird. Sollte dieses Problem gelöst werden, werden auch bei riesigen Datenmengen Systemantwortzeiten kein so eklatanter Flaschenhals mehr sein.