Warum sich Freelancer warm anziehen müssen

Immer häufiger werden künftig große Zulieferer die kleinere Konkurrenz verdrängen. Für machen Provider oder Freelancer kann das einen harten Einschnitt bedeuten. Warum das so ist und wie man als möglicherweise Betroffener am besten auf diese Entwicklung reagiert, erklärt Ralf Jahnke, Leiter Geschäftsbereich Outsourcing bei Accenture im silicon.de-Interview.

silicon.de: Wie bereitet man sich darauf am besten vor?

Jahnke: Das eine ist vor allem eine mentale Sache. Stellen sie sich vor, sie gehen in ein Restaurant, wie müsste sich der Kellner oder die Kellnerin verhalten? Dann hat man eine Vorstellung dazu, wie ein Service funktionieren kann. Das muss man eben im Kopf haben: Das ist mein Kunde, was könnte mein Kunde für eine Erwartung an mich haben? Was könnte der von mir wollen, und nicht, was kann ich ihm geben.

Der zweite Teil besteht eben aus den geschäftskritischen Prozessen. Wenn jemand im Produktionsbereich in der chemischen Industrie tätig ist, dann weiß er, dass dann, wenn die Logistik nicht stimmt, kein LKW vom Hof fährt – und das kann einem Unternehmen viel Geld kosten. Dementsprechend kann man sich ja bei der Karriereplanung genau auf solche Bereiche konzentrieren. Es reicht schlicht nicht, Java programmieren zu können. Das kann jeder, der sich ein bisschen einliest. Aber das Thema Java-Programmierung für spezifische Web-Applikationen, die für das Geschäft entscheidend sind, steht auf einem ganz anderen Blatt. Man muss eben genau verstehen, was man tut.

silicon.de: Was passiert, wenn sie zwei Kunden aus ein und derselben Branche haben? Müssen sie dann auf einen Kunden verzichten, weil dieser sich in einer Konkurrenzsituation mit dem anderen Hersteller befindet?

Jahnke: Das ist je nach Industrie sehr unterschiedlich. Wir haben Kunden, zum Beispiel in der Automobilindustrie, die haben überhaupt kein Problem damit, dass wir Mitbewerber bedienen. Für diese Kunden ist IT kein Wettbewerbsvorteil. IT ist in deren Augen ein Kostenfaktor. Diese Unternehmen sehen keinen substantiellen Vorteil darin, sich in der IT-Infrastruktur von anderen zu differenzieren. Das ist anders im Bereich Banken, und es ist auch anders in den Bereichen Health und Live-Science. Daher haben wir auch verschiedene Angebote, da wo wir Teams abschotten und da wo unsere Mitarbeiter Verträge unterzeichnen müssen, dass sie für kein anderes Unternehmen dieser Branche tätig werden dürfen.