“SPSS-Übernahme hätte vor allem langfristige Auswirkungen”

IBM will für 1,2 Milliarde Dollar den Anbieter von Statistik-Software SPSS übernehmen. Heiko Miertzsch, Senior Advisor bei der Experton Group erläutert die Vorteile der Übernahme für IBMs BI-Portfolio.

SPSS beschäftigt weltweit etwa 1200 Mitarbeiter und wies 2008 einen Umsatz von 303 Millionen Dollar aus, der Gewinn lag bei 36 Millionen Dollar. Dies sind in der jetzigen Zeit beeindruckende Zahlen. Währungsbereinigt konnte SPSS im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahr stabile Zahlen vorweisen. “Vor dem Hintergrund des aktuellen Marktgeschehen ist dies als durchaus positiv zu bewerten”, sagt Heiko Miertzsch, Senior Advisor der Experton Group. IBM erklärt die Absicht hinter der Übernahme damit, dass es notwendig ist, ein ganzheitliches BI-Portfolio anzubieten. Das soll den Kunden helfen, bessere, auf statistischen Analysen beruhende Entscheidungen zu treffen.

“Die Ergänzung des aktuellen Portfolios dürfte allerdings nur die halbe Wahrheit sein”, vermutet Miertzsch. “Zum Einen will IBM vielleicht den OEM-Partner SPSS vor anderen Übernahmen ‘retten’. Zum Anderen dürfte es auch um den Kundenzugang und vor allem das Prozess-Know-how gehen, welches in die mittel- und langfristige Gestaltung der eigenen Produkte einfließen soll”, so Miertzsch weiter.

Im Folgenden werden entscheidende Hintergründe des aktuellen Marktumfeldes beleuchtet und Einschätzungen für den Markt getroffen.

BI – Erfolg bringt erst die Kombination aus Tools und Methoden

Der BI-Markt ist eines der wenigen Wachstumssegmente in einem schwierigen Marktumfeld. Die Absatzzahlen der Produkte, Projektanfragen oder die Anzahl der Stellenanzeigen belegen, dass der Bedarf an Transparenz und Analysemethoden ganz oben auf der Anforderungsliste der Unternehmen steht. Ziel der Anwender ist es, die mittlerweile ausreichend vorhandenen und stetig anwachsenden Daten zu analysieren. Hierzu müssen Modelle entwickelt werden, die Trends aufzeigen oder Entscheidungsgrundlagen bereitstellen.

“Wir versinken in einer Flut an Informationen und dürsten zugleich nach Wissen” – wie es John Naisbitt so treffend formulierte.

Die Werkzeuge dazu sind Produkte, angefangen von Datenbanken bis hin zu Analysetools. In diesem Umfeld gibt es trotz der Konsolidierung eine ganze Reihe kommerzieller und freier Tools für die verschiedenen Einsatzbereiche und Leistungsklassen. Doch die Werkzeuge sind (bislang) nur ein (kleiner) Aspekt. Mindestens ebenso wichtig sind – jedenfalls noch – das Methodenwissen der Mitarbeiter, die mit der Software umgehen sollen sowie das Verständnis und die Akzeptanz der Manager, die basierend auf den Analyseergebnissen Entscheidungen treffen sollen.

Vor dem Hintergrund muss kritisch die Frage gestellt werden, welche Bedeutung die Akquisition für Anwender und Wettbewerber haben wird?