Open Source in Deutschland: Die Kindertage sind vorbei

Rund 80 Firmenvertreter waren am 14. Januar nach Bremen angereist, um auf dem ‘Univention Partner Summit 2010’ das vergangene Jahr Revue passieren zu lassen und sich über die künftigen Neuerungen zu informieren. Die Veranstaltung geriet zu einem offenherzigen Austausch – nicht nur von Freundlichkeiten.

Univention hat bereits ein Basisprodukt fertiggestellt, was derzeit in Pilotprojekten bei den ersten Anwendern läuft und Mitte dieses Jahres auf breiterer Basis erprobt werden soll. Die Freigabe ist für das 4. Quartal 2010 vorgesehen. Technisch basiert es auf Xen und KVM mit der Bibliothek LibVirt von Red Hat. Die Verwaltung der virtualisierten Desktops soll direkt in das UCS-Managementsystem integriert werden. Univention nutzt dazu das Open-Source-Produkt Eucalyptus, ein bisher auf die Integration von Open-Source-Lösungen in das EC2-Cloud-Angebot von Amazon zielendes Produkt. Ganten: “Es ist besser, wenn wir das Rad nicht neu erfinden müssen, sondern auf Open-Source-Technik aufbauen können, die andere auch mittragen.”

Der Univention-Chef teilt die Bedenken in Sachen Open Source und Desktops: “So viele Jahre haben wir über Linux-PCs geredet. Mit der Desktop-Virtualisierung kommt eine andere, neue Kraft in den Markt.” Linux-Netbooks hätten Anwendern gezeigt, dass eine Alternative zu Windows funktioniert. Linux auf einer breiten Palette von Smartphones (Moblin, Maeno, Andriod) mache Applikationen für diese Geräte schnell übertragbar, könne ohne sonderlichen Aufwand auch auf entsprechenden Desktops laufen. Ganten: “Da entsteht ein neues Anwendungsumfeld, in dem Open Source als wirksam zu erkennen sein wird. Dadurch wird ein Umdenken stattfinden.”

Ohnehin habe sich die Einstellung der Anwender gegenüber ihrer Microsoft-Monokultur grundlegend geändert, erklärt Ganten. Bei Windows 95, 98, 2000 und XP habe sich noch niemand Gedanken über die Folgen gemacht. Wer aber heute per Google-Trends die Suchanfragen auf die Begriffe “Windows + Alternative + (XP/Vista/Windows7)” analysiere könne eine Überraschung erleben: Insbesondere seit Windows7 verzeichnet Google eine sprunghaften Anstieg der Anfragen nach Alternativen zu Microsoft.

Zweifellos würden sehr viele Unternehmen auf Windows7 umsteigen, so Ganten: “Aber diese Google-Statistik zeigt, dass das Potenzial für Open Source größer ist als jemals zuvor.” Der Vorreiter werde wieder die öffentliche Verwaltung sein. Um den Partnern noch eine Motivation zu geben, zitierte er aus dem Koalitionsvertrag der jetzigen Bundesregierung: “Wir prüfen, wie die IT des Bundes sich künftig an offenen Standards orientieren und dabei Open-Source-Lösungen berücksichtigen kann.” Solch eine Aussage hat die einstige rot-grüne Regierung noch nicht machen mögen. Am Ende der Rede von Ganten gab es seitens der Partner keine Fragen. Jedenfalls nicht coram publico.