“Die richtige Zeit für eine eigene Kristallkugel”

Alles begann mit dem Schlagwort ‘IT aus der Steckdose’. Heute jonglieren die Serviceprovider mit verschiedenen Definitionen von Cloud Computing, hinter denen oft nicht viel mehr steckt als ein aufgehübschtes Outsourcing-Angebot. Im Interview mit silicon.de erklärt Gartner-Analyst Frank J. H. Ridder, wo die Grenze zwischen standardisiertem Service und Cloud-Angebot liegt und wie Firmen ihren eigenen Weg in die Wolke finden können.

silicon.de: Macht es dann derzeit überhaupt Sinn in diesen Bereich zu investieren?

Frank J.H. Ridder: Wir haben den ‘Point of no return’ erreicht, eigentlich schon überschritten. Das heißt, selbst wenn wir es in zehn Jahren nicht mehr Cloud Computing nennen – das ist ja auch nur ein Marketing Label – werden diese Elemente bleiben.

Ich empfehle meinen Kunden deshalb immer, sich jetzt die Zeit zu nehmen eine eigene Kristallkugel zu polieren und zu gucken, was sind potentielle Lösungen, die für mich relevant sind. Durch kleinere Pilotprojekte kann ausprobiert werden, was es für die eigenen Prozesse bedeutet. Denn kaufen kann sich eine solche Lösung jeder, aber um erfolgreich damit zu arbeiten, muss ich verstehen, was für Auswirkungen das hat. Wenn ich das verstanden habe, kann ich ein größeres Projekt starten.

silicon.de: Was überwiegt also nach Ihrer Meinung – Cloud-Hype oder Cloud-Realität?

Frank J.H. Ridder: Es fängt jetzt gerade erst an, die Realität widerzuspiegeln. Betrachtet man Fälle wie Valeo, kann man sagen, 30 Prozent sind Hype 70 Prozent Realität. Schaut man dagegen zu Banken, Versicherungen oder Lebensmittelherstellern, die alle sehr stark reguliert sind, dann ist es mit Sicherheit genau umgekehrt. Das gleiche gilt für die unterschiedlichen Bereiche der IT. Es kommt also immer auf den Blickwinkel an. Grundsätzlich gilt: Hype ist dabei, aber es ist nicht für jeden gleich viel Hype.

Frank Ridder
Analyst Ridder: “Bauchgefühl dafür entwickeln, wohin die Reise geht.”
Foto: Gartner