Die IT holt der Teufel. Und uns auch.

Zum Augenblick dürft ich sagen: Verweile doch, du bist so schön! Weihnachts- und Skiurlaub sind vorbei und es schneit. Nicht nur Schneeflocken, sondern auch Pressemitteilungen. Was war wichtig?

Vielleicht erinnert sich in der Gaming-Halle zwischen ein paar Maschinengewehrsalven jemand an das dieswöchige Dell-Debakel. Der Hersteller verkauft seine Geräte neuerdings im Media-Markt, spricht über Händler. Gerade im Verzicht auf den als teuer geltenden indirekten Vertrieb in Kombination mit einer modernen Konfektions- und Auslieferungslogistik lag für Firmenchef Micheal Dell bislang ein uneinholbaren Marktvorteil, der im Anfang des Jahrtausends dazu verleitete der gesamten Branchen den Preiskampf anzusagen – mit dem üblichen Resultat: Erst wurden die Mitbewerber verdrängt, dann aber reichten die Margen selbst für den blutrünstigsten Preisdrücker nicht mehr aus. Den Billig-Netbooks sei Undank (auch wenn die Kunden das anders sehen mögen).

An dieser Stelle lässt sich der voreilig als digitale Schiefertafel (iSlate) aufgebauschte Netbook-Nachfolge-Hype nicht mehr aufschieben. Dieser an Fred Feuersteins Steinzeitkarikatur gemahnende Begriff wurde von Apple geschmackssicher als iPad zum digitalen Notizblock modernisiert. Er hätte ihn auch iPet nennen können, schwärmt doch das Nachrichtenmagazin Spiegel zärtlich vom Streichel-PC und vergisst in der Begeisterung seine kürzlich vorgetragene Proprietaritätsschelte.

So viel Emotionalität scheint übertrieben. Im Grunde handelt es sich um ein übergroßes iPhone, das zwar nicht einmal fotografieren kann, dafür aber mit Apps für Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und Präsentations-Software ausgestattet wurde. Windows-CE-User können hier nur gähnen, aber eigentlich ist editieren erst ab dem DIN-A5-Bildschirmformat sinnvoll (das vom iPad minimal überschritten wird), will man sich nicht die Finger verrenken und die Kollegen mit Tippfehlern nerven. Netterweise gibt es dazu auch eine Docking-Station mit Tastatur. Vor allem aber handelt es sich um ein Multimedia-Gadget sowie einen Kindle-Killer. Erste Verträge mit Großverlagen (Zeitung und Buch) hat Apple schon unter Dach und Fach.

Die wichtigste Frage jedoch stellte Jobs selbst. Braucht die Welt eine Kreuzung aus Smartphone und Netbook? Zwar kokettiert er mit angeblich überlegener Technik, tatsächlich aber zieht, zur Enttäuschung aller Konkurrenten, vor allem sein abschließendes Argument: 75 Millionen iPhone-Nutzer wissen das neue Streicheltier richtig zu nutzen.

Wie immer hatte der einst allmächtige Microsoft-Konzern im Vorfeld auf der Consumer-Elektronik-Messe CES versucht, die gefürchtete Konkurrenzinnovation klein zu reden, und angekündigt: “Die Schiefertafel haben wir schon längst“, und etwas leiser: “Irgendwann wird sie auch funktionieren, wenn der Markt sie will.” Das Bibbern war gerechtfertigt. Schon wenige Stunden nach der iPad-Ankündigung klingt das Slate-Schiefertafel-Bild schief und altbacken.