3D für jede Webseite

In Kinofilmen und Computerspielen kann man heute schon in dreidimensionale Welten eintauchen, die Menschen und ihre Umgebung sehr realistisch nachbilden. Im Internet ist davon allerdings noch wenig zu sehen. Auf der CeBIT (2.- 6. März) zeigen Forscher der Universität des Saarlandes die neue’ XML3D’-Technologie.

XML3D ist eine Szenenbeschreibungssprache, die für programmierbare Graphikprozessoren entwickelt wurde. Im Gegensatz zu früheren Formaten wie VRML und X3D, die sich nie durchsetzen konnten, erweitert XML3D einfach nur das normale HTML um 3D-Fähigkeiten. So sind etwa Geometriedaten so abgelegt, dass sie direkt an die Graphikhardware übergeben werden, ohne dass man dafür Kopien im CPU-Speicher halten muss. Auch das für XML3D neu entwickelte Materialmodell mit der portablen Shader-Beschreibung ‘AnySL’ setzt komplett auf programmierbare Graphik-Hardware. Zusätzlich zum traditionellen Rasterisierungsverfahren erlauben in AnySL beschriebene Shader erstmals auch die Nutzung von Echtzeit-Raytracing, um die 3D-Szenen noch realistischer darstellen zu können.

Mit dem neuen Verfahren können dreidimensionale Graphiken direkt in beliebige Webseiten eingebettet werden, und dies viel interaktiver als bisher. Weblinks im Text können die 3D-Szene verändern, sie von einer anderen Ansicht zeigen oder eine Animation starten. Auch existierende Webseiten können damit schnell und einfach um interaktive 3D-Graphik ergänzt werden. So sind etwa alle 3D-Objekte auch Teil des DOM (Document Object Models) und können dadurch von jedem Entwickler schnell verändert werden. Genauso einfach lassen sich auch 3D-Szenenteile bei Bedarf über Ajax nachladen oder ihr Design mithilfe von CSS anpassen. Neben der Nutzung im Browser soll die XML3D-Technologie künftig auch als Bibliothek und über ein Software Development Kit (SDK) unter allen gängigen Betriebsystemen zur Integration in kommerzielle und Open-Source-Anwendungen zur Verfügung stehen. Damit will die Forschungsgruppe um Slusallek die Software-Entwickler dabei unterstützen, interaktive 3D-Graphik einfach und schnell in ihre Anwendungen zu integrieren.

Auf dem Stand B 43 in Halle 9 der CeBIT 2010 wird das DFKI und das Intel Visual Computing Institute an der Universität des Saarlandes die neue XML3D-Technologie erstmals einer breiten Öffentlichkeit vorstellen. Es werden auch Anwendungen aus der Architektur, Stadtplanung, Geschichte und Produktvermarktung gezeigt. Am 2. März um 13.25 Uhr hält Prof. Slusallek im “future talk” (Halle 9, Stand A 30) einen Vortrag zum Thema “Interaktive 3D-Graphik in Firefox mit XML3D”.