Indien im Handywahn

Aus einem Bericht der Vereinten Nationen, der am Mittwoch in New York vorgestellt wurde, ging hervor, dass Indien mehr Handys als Toiletten hat. Im Jahre 2000 kamen auf 100 Inder nur 0,35 Mobiltelefone, jetzt sind es bereits 45.

Damit hat das Land mit der weltweit zweitgrößten Bevölkerung (etwa 1,2 Milliarden Menschen) mehr Handys als Toiletten. Zwar ein makabrer Vergleich, aber der Handywahnsinn in dem Entwicklungsland scheint nicht abzureißen. Viele Inder haben zwei, drei oder mehr Telefone. Laut dem Bericht hätten nur 366 Millionen Menschen oder 31 Prozent der Einwohner die Möglichkeit eine Toilette zu nutzen.

“Es ist eine bittere Ironie, dass Indien einerseits so wohlhabend ist, dass die Hälfte seiner Einwohner ein Mobiltelefon hat, aber andererseits so viele nicht einmal das Mindeste – die Würde – bekommen, eine Toilette benutzen zu können”, sagte Zafar Adeel von der United Nations University.

Die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen hatten sich im Jahr 2000 das Millenniums-Ziel gesetzt, die Zahl der Menschen ohne Zugang zu sanitären Anlagen innerhalb von 15 Jahren zu halbieren. “Es sieht so aus, als ob Indien bis 2015 eher die Zahl von einer Milliarde Mobiltelefonen erreicht, als wir unser Ziel”, heißt es in dem Bericht. Eine Toilette würde etwa 300 Dollar (220 Euro) kosten. Danach müssten weltweit 358 Milliarden Dollar ausgegeben werden, um das Ziel der Vereinten Nationen zu erreichen.