Nach SaaS nun CaaS: City as a Service

Kriemhilde Klippstätter flieht vor Rom, scheitert an London und fürchtet sich vor New Songdo, der geklonten Stadt der Zukunft.

London ist an Ostern eine gute Alternative zu Rom – und weniger überlaufen. Das dachte ich zumindest bevor ich am Dienstag nach den Feiertagen versuchte, mit dem PKW ins Zentrum der Themsestadt zu fahren, weil wieder einmal die U-Bahnen lahmgelegt waren. Vom östlichen Stadtrand aus dauerte es geschlagene 2,5 Stunden bis ich an der Old Street angekommen war, dem als “Silicon Roundabout” bekannten IT-Zentrum von London.

“Diese Stadt ist zu groß”, denke ich mir, ich hatte ja allenfalls die Hälfte der Megacity durchquert, um in den angesagten Stadtteil Islington (Tipp: “Camden Market”, eine Art Open-Air-Geisterbahn mit Verkaufsständen am idyllischen Kanal) zu gelangen. Zugegeben, derzeit wird gebaut in London, Olympia macht sich an vielen Ecken breit, vor allem in den östlichen Bezirken, wo Wettkampfstätten und das olympische Dorf entstehen. Das bedeutet, dass dort heruntergekommene Quartiere und rostige Industrieanlagen plattgemacht werden. Das regt in dieser Gegend aber niemanden wirklich auf, die Inhaber kleiner Läden vielleicht ausgenommen.

Das Eastend gehörte bislang zu den vergessenen Stadtteilen der Finanzmetropole und gammelte so vor sich hin, während die “coloured people” dort eine Heimat fanden. Ich erinnere mich an eine Busstation in Barking, weit draußen im Osten, wo ich als einzige Weiße auf den Bus zurück in die Stadt wartete. Für eine Münchnerin eine ungewohnte Situation. Viele weiße Londoner identifizieren die ehemaligen Industrie- und Arbeiterviertel vor allem mit den bekannten Fußballclubs wie West Ham United oder Arsenal, wohnen wollen sie dort nicht.

An Ostern jedenfalls wurden wir alle daran erinnert, dass auch die Metropole London dem modernen Massentransport, so er auf der Straße erfolgt, nicht gewachsen ist. Umleitungen, Staus, gestresste Polizisten und überforderte Verkehrsteilnehmer lassen einen fast verzweifeln. Da helfen auch Navis nix mehr, wenn die Umleitungen so dicht aufeinanderfolgen, wie die Einbahnstraßen.

Genervt am Ziel angekommen, habe ich keine Lust mehr auf IT-Shops. Ich setze mich mit einem Magazin ins Café und sinniere über Städte nach. Dann fällt mir ein Artikel aus “The New Economy”, auf: “The New New Urbanism”. Es geht darin um Städte, um die Stadt von heute, morgen und übermorgen.