Das einzige Flugzeug über Deutschland

Die Aschewolke des Vulkans Eyjafjallajökull liegt wie Blei über Europa. Kein Flugzeug ist am Himmel über Deutschland, die Post kommt nicht, Importe und Exporte bleiben am Boden. Die Fluggesellschaften hoffen auf eine Aufhebung des Flugverbots. Am Abend des 19. April steigt ein Flugzeug des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums (DLR) in den Himmel – die Messwerte von ‘Falcon 20 E’ könnten eine Wende bringen.

Das Unternehmen nutze dafür eine eigene Technologie. “Seit ein, zwei Jahren forcieren wir dieses Thema stark.” Einen speziellen Notfallplan für einen Vulkanausbruch gebe es nicht. “Das wäre anders, wenn Microsoft am Fuße eines Vulkans liegen würde.” Das Unternehmen habe freilich Notfallpläne für Naturkatastrophen.

Derweil hat der Branchenverband Bitkom das Flugverbot genutzt, um für Videokonferenzen die Werbetrommel zu rühren. Anbieter solcher Konferenzen verzeichneten angesichts der Flugausfälle eine erhöhte Nachfrage, einige böten zudem Sonderaktionen an. Die Qualität der Konferenzsysteme habe sich in den vergangenen Jahren stark verbessert, auch dank der schnelleren Datenübertragung seien Bilder in HD-Qualität und ohne Verzögerung möglich.

August-Wilhelm Scheer
August-Wilhelm Scheer
Foto: IDS Scheer

Videokonferenzen nutzt nach Bitkom-Einschätzung jedes Unternehmen, das international tätig ist. Allerdings habe der Mittelstand noch Nachholbedarf. “Unabhängig von der aktuellen Notsituation sollten Videokonferenzen grundsätzlich Standard für die Zusammenarbeit innerhalb und zwischen Unternehmen werden”, sagte Bitkom-Präsident Professor Dr. August-Wilhelm Scheer. Würde jede zweite Geschäftsreise in Europa durch Videokonferenzen ersetzt, so spare dies nach Angaben des WWF jährlich fast so viel CO2-Emissionen, wie alle PKW in Deutschland in einem Jahr erzeugen.

“Online-Meetings sind natürlich kein Allheilmittel gegen jedwede Störung der Business Continuity”, sagte dazu Peer Stemmler, Country Manager Deutschland bei Cisco WebEx, gegenüber silicon.de. “Aber Unternehmen, die ihre Mitarbeiter zumindest im Störfall stärker in virtuelle Communities einbinden, können sich durchaus von einigen Widrigkeiten ein Stück weit unabhängig machen – während die Mitbewerber beim nächsten Schnee, Bahn- oder Flughafenchaos die Zeit mit Warten auf bessere Verhältnisse absitzen.”