Nach NRW-Wahl: Umbenennung der Piratenpartei?

Die Piratenpartei hat Schiffbruch erlitten. Am gestrigen Sonntag entschieden sich in NRW mit 119.581 Stimmen lediglich 1,5 Prozent der Wähler, ihr Kreuzchen bei den Experten für das digitale Zeitalter zu setzen. Wo sonst als im Internet wird nun eine Umbenennung diskutiert.

Der Journalist Wolfgang Michal hat auf Carta den Stein ins Rollen gebracht. Seiner Meinung nach führt der Name der Piraten zu falschen Assoziationen – neben einer “naiven Selbsteinschätzung”. “Ursprünglich war der Name ein spöttischer Reflex auf den Vorwurf, Internet-Nutzer würden kostspielige Inhalte im Netz räuberisch ‘entern’ – so wie einst die Piraten die Handelsschiffe auf den sieben Weltmeeren. Doch wir leben nicht mehr im 14. Jahrhundert”, so Michal. Sein Vorschlag für einen neuen Namen: Digitale Demokratische Partei (DDP).

Dumm nur, dass der Name längst besetzt ist: Die Deutsche Demokratische Partei (also auch DDP) war eine linksliberale Partei der Weimarer Republik, die an fast allen Reichsregierungen bis 1932 beteiligt war. Prominente Gründer waren u.a. Albert Einstein, Walther Rathenau und Max Weber. Mitglieder der DDP waren nach dem Zweiten Weltkrieg maßgeblich an der Gründung der FDP bzw. LDPD beteiligt. Sogar auf den Stimmzetteln in NRW fand sich gestern eine “DDP“. Sie erhielt weniger als 1 Prozent der Stimmen, von allen 25 angetretenen Parteien schnitt sie am zweitschlechtesten ab.

Es kann also – trotz dem geringen Wählerzuspruch für die tatsächlich existierende DDP – aktuell keine Diskussion über “DDP” als neuen Namen für die Piraten geben, sondern nur eine Grundsatzdebatte über einen (anderen) neuen Namen. DDP ist belegt.

Kritiker erklärten zudem umgehend, “eine solche Marke aufzugeben, wäre für die Piraten Selbstmord.” Auch sei eine Einschränkung auf das Digitale – ein weiterer Vorschlag ist beispielsweise “Die Digitalen” – noch verheerender für die Partei als ihre von Michal als Playmobil-haft abgekanzelte und im Namen manifestierte Freibeuterromantik.

Oder wie Michal es selbst sagte: “Sie (die Piratenpartei/Red.) verteidigt die bürgerlichen Freiheiten gegen staatliche Regulierung, Bevormundung, Überwachung und Kontrolle. Sie setzt auf gesellschaftliche Eigenverantwortung und Selbstorganisation. (…) Als politischer Zusammenschluss alter Prägung (= Partei) steht sie – seien wir großzügig! – auch in den Traditionen des Vormärz (1815 ff.).” Ein durch den Namen gekennzeichneter Fokus auf das Digitale würde also Sinn und Absicht der Partei unnötig einengen.