Guerilla-Paparazzi im Auftrag der IT

Was war los diese Woche? Eigentlich war’s fad, hätten sich nicht ausgerechnet zwei deutsche Vorzeigeunternehmen öffentlich gezofft. Nicht dass sie gegeneinander geschossen hätten, nein, die Kerle haben sich intern angefiest, gemobbt und rausgeekelt.

Dennoch: Einen Prof. Dr. Dr. h.c. mult August-Wilhelm Scheer möchte man doch gerne mal den Heiligenschein zu Recht rücken. Wie war das damals mit den vielen Aktien Ihrer Firma, die sie zufällig sehr günstig zufällig kurz vor der Übernahme durch die Software AG einkauften und zufällig zu einem deutlich höheren Preis, den Sie zufällig auch noch selbst mit festgelegt haben, kurz nach der Übernahme wieder abgestoßen haben? Wie viel Reibach haben Sie damit gemacht? Mehr als 100 Millionen? Donnerlüttchen, das hat sich rentiert. Da muss man schon die eine oder andere Kamera vor der Nase ertragen können, finde ich.

Außerdem sind das ja alles nur Gerüchte, genaues weiß nur der Staatsanwalt, und der rückt auch nicht recht mit der Sprache raus. In der Zwischenzeit lege ich Ihnen die neuste Initiative von Kollegen Gates ans Herz. Um mit den Kollegen von der “Zeit” zu sprechen: Geld sucht Sinn!

Oder kommt da noch was? Sicherheitshalber hier der Aufruf an die Kollegen: Kameras polieren und lernen, in einem Auto in eine Flasche zu pinkeln! Vielleicht stehen uns ja noch goldene Enthüllungszeiten ins Haus. Alles höchstspekulativ, wie gesagt, ist klar. Scheer ist ein unbescholtener Mann und – man kann es nicht oft genug wiederholen, durch das Verdienstkreuz geadelt. Was ist ein ehrenamtlicher Rot-Kreuz-Helfer, der im Regen stehend über sagenwirmal einen Volkslauf wacht, Blasen am Fuß verpflastert oder den einen oder anderen Angeber wiederbelebt, schon gegen einen Unternehmer und Professor? Der BRK-Depp erhält 8 Euro. Für den ganzen Tag, versteht sich. Der Professor …nunja… einige Tausend oder Hundertausend davon. Auch am Tag. So ist das halt, so muss das sein.

Wo liegt eigentlich meine Kamera? Ich muss den Rot-Kreuzler aufs Korn nehmen.

Ihr Dietmar Müller

Der Autor ist seit 2007 Chefredakteur von silicon.de. Zuvor war er viele Jahre u.a. bei ZDNet.de, der Computerwoche sowie für die Springer-Presse tätig. Beschimpfungen bitte an dietmar.mueller@cbs.com oder unten in die Kommentarfunktion.