Infineon wird reich und gesund

Nach der Ausgliederung der Speicherchip-Fertigung und dem Verkauf des Segments Wireline Communications fokussiert sich Infineon weiter: Der Hersteller verkauft seine Sparte Wireless Solutions an Intel und füllt seine Kasse mit 1,4 Milliarden Dollar.

Für Intel ist es die dritte Übernahme in kurzer Zeit. In der vergangenen Woche hatte der Hersteller angekündigt, bis zum Jahresende den Sicherheitsanbieter McAfee für 7,68 Milliarden Dollar kaufen zu wollen. Zudem soll auch die Kabelmodem-Sparte von Texas Instruments übernommen werden.

Quellen von ZDNet zufolge plant Intel langfristig, die Mobilfunktechnologien von Infineon in seine Applikationsprozessoren zu integrieren. Diese Art der Integration ermöglicht im Low-End-Segment wettbewerbsfähige Hardware zu kleinen Preisen. Kern des neuen Designs soll der für kommendes Jahr angekündigte Smartphone-Chip Medfield sein, der in 32 Nanometer gefertigt wird.

“Die Nachfrage nach Mobilfunktechnik wächst mit außergewöhnlicher Geschwindigkeit”, kommentierte Intels CEO Paul Otellini. “Die Übernahme von Infineons Sparte Wireless Solutions stärkt die zweite Säule unserer Strategie – die Internetanbindung – und ermöglicht uns, die gesamte Palette an Lösungen von Wi-Fi und 3G bis Wimax und LTE anzubieten.”

Kommunikationschips wie diese stellte ironischerweise auch Intels TK-Sparte her, die Intel 2006 an Marvell verkaufte. Intel stieß damals auch sein Design ‘StrongARM’ ab, einen auf ARM-Technologie basierenden Chip. ARM-Prozessoren wie der Apple A4 und Texas Instruments OMAP (im Motorola Droid und Droid X eingesetzt) treiben heute die wichtigsten Smartphones an.

Intel teilte zudem mit, dass man im laufenden dritten Geschäftsquartal (bis Ende September) weniger einnehmen wird, als bisher erwartet. Der Chiphersteller rechnet nun mit einem Umsatz zwischen 10,8 und 11,2 Milliarden Dollar. Vor rund sechs Wochen lag die Prognose noch bei 11,2 bis 12 Milliarden Dollar. Als Grund nennt Intel eine schwächere Nachfrage nach Consumer-PCs in Industrieländern. Das deckt sich mit der IDC-Prognose für die Umsätze im Prozessormarkt. “Die großen OEM-Hersteller fahren ihre Aufträge zurück, und ihre Lieferanten bestellen folglich weniger Komponenten”, hieß es von dem Marktforscher.

Die Bruttomarge – ein wichtiger Indikator für den Profit eines Unternehmens – soll nur noch bei 65 bis 67 Prozent liegen, einem Prozentpunkt weniger als im Juli vorausgesagt. “Die Auswirkungen geringerer Absatzzahlen werden teilweise von leicht gestiegenen Durchschnittspreisen kompensiert”, so Intel. Letzteres sei eine Folge eines hohen Prozessorbedarfs im Enterprise-Segment.

Alle anderen Prognosen des Chipherstellers blieben unverändert. Allerdings seien in der neuen Voraussage weder Akquisitionen noch Veräußerungen oder ähnliche Transaktionen enthalten, die nach dem 26. August abgeschlossen würden. Träfe Intels neue Prognose zu, würde das Ergebnis des dritten Quartals 2010 immer noch deutlich über dem des Vorjahreszeitraums liegen. Zwischen Juli und September 2009 hatte Intel 9,4 Milliarden Dollar umgesetzt. Die Bruttomarge betrug damals 57,6 Prozent.

Intels zweites Quartal 2010 war das Beste seiner Firmengeschichte. Die Bilanz für die Monate April bis Juni wies einen Gewinn von 2,9 Milliarden Dollar und Einnahmen von 10,8 Milliarden Dollar aus.