“Apple macht Video-Streaming zum Massenmarkt”

Jürgen Morath, Director beim Wirtschaftsberater Arthur D. Little hat die Veröffentlichung der zweiten Generation der Streaming-Settop-Box Apple TV kommentiert. Seiner Meinung nach macht Apple Video-Streaming damit zum Massenmarkt.

Mit dem neuen Apple-TV-Angebot habe der Hersteller sein bis dato eher schwaches Angebot bei den Bewegtbildern korrigiert, hieß es dazu von Morath. Das neue Angebot sei deutlich günstiger als die bisherige Box. Darüber hinaus verzichte Apple auf das bisherige “Storage Modell” und setzt vollständig auf Streaming.

Apple folge damit einem Trend, den die Hersteller von Fernsehgeräten (Sony, Samsung, LG) schon im vergangenen Jahr angestoßen hätten: über das TV-Gerät oder internetfähige Mediaplayer interaktive beziehungsweise On-Demand-Services anzubieten. So offeriere Sony etwa über die Playstation, aber auch über Internet-fähige Blue-Ray-Player und Bravia-TV-Sets Zugriff auf seine volle Video-Bibliothek.

Morath: “Apple schließt damit die letzte große Lücke in seinem Angebot und kann nun Services für alle drei relevanten Screens TV, PC und mobile Endgeräte anbieten.” Auch wenn Apple in diesem Bereich fast ein Spätzünder sei, werde Apple die Dynamik im Markt beschleunigen und zugleich die Akzeptanz von Streaming-Diensten auf dem Fernsehgerät erhöhen. Im Einzelnen prognostiziert Morath:

  • Apple wird das Streaming von Serien und Filmen dem Massenmarkt zuführen. Damit wird der DVD-Verleihmarkt zwar noch nicht zugrunde gehen, allerdings deutlich unter Druck geraten.
  • Andere Anbieter von Media-Playern werden zwar zunächst die neue Konkurrenz spüren, letztlich jedoch von Apples enormen Marketing profitieren, da damit die Videostreaming-Services den Markt schneller durchdringen werden.
  • Auch wenn Google TV und Apple TV grundsätzlich einen unterschiedlichen Ansatz verfolgen, wird es für das erwartete Google-Angebot schwieriger werden, im Markt Fuß zu fassen. Während Google auf die Verschmelzung von Internet und TV mit dem Ziel der Erweiterung seiner Werbeplattform setzt, möchte Apple seine Plattform für die Mediendistribution erweitern. Allerdings will auch Google in den Video-on-Demand-Markt einsteigen und Apple umgekehrt in den Advertising-Markt.
  • Für Google werden die deutlich stärkere Verknüpfung mit dem Internet und die Offenheit seines Eco-Systems sprechen. Zusätzlich wird entscheidend sein, wie schnell Google Hersteller für eine Integration seines Angebots in die Hardware gewinnen kann. Für Apple hingegen spricht das damit einhergehende Content-Angebot und die absehbare Integration in die Apple-Application-Welt.
  • Entscheidend wird sein, wer relevante Inhalte und Service zu attraktiven Preisen auf allen wichtigen Endgeräten integrativ anbieten kann. Unwahrscheinlich ist jedoch, dass sich der Konsument neben dem Fernsehgerät sowie dem Blue-Ray-Player mehr als eine weitere Media-Box in sein Wohnzimmer stellen wird.