Windows Phone 7: Zurück in der Gegenwart

Microsoft spielt schon seit längerer Zeit nicht einmal mehr die “zweite Geige” im Markt für mobile Betriebssysteme. Dabei sind mobile Geräte ein zentrales Element in der “Drei-Bildschirm-Strategie” von Microsoft und einer der zentralen Wachstumsmärkte der IT- und TK-Branche. Ein Artikel von Axel Oppermann, Advisor beim Marktforscher Experton Group.

Mit dem starken Fokus auf Privatanwender soll auch ein rascher Siegeszug im Business-Segment gelingen. Microsoft verfolgt hierbei die Marketingstrategie “Consumerization of IT”. Gemeint ist die Tendenz, dass viele Mitarbeiter IT-seitig im Privatbereich besser ausgestattet sind als am Arbeitsplatz durch ihre Arbeitgeber. Mit Macht drängen insbesondere die “VIP”- und “Lead-User” darauf, ihre eigene Ausstattung mit in die Firma zu bringen oder auf eine entsprechende Bereitstellung am Arbeitsplatz. Dieser Ansatz ist nicht neu – Microsoft verdrängte mit diesem Konzept erfolgreich das seinerzeit sicherlich bessere Produkt WordPerfect zu Gunsten Word 4.0. Bedingt durch die Marktdurchdringung verzichtete Microsoft im Laufe der Jahre jedoch auf dieses Konzept.

Mit der Wiederbelebung dieser Strategie im Rahmen der Markteinführung von Windows Phone 7 tut sich Microsoft mutmaßlich keinen Gefallen. Microsoft wird sicherlich nicht in einem solchen Umfang schnell Marktanteile im Privatsegment gewinnen, um kurz- bis mittelfristig die Transformation zum Business-User maßgeblich stimulieren zu können. Hierfür ist der reale und wahrgenommene Vorsprung von Google/Android oder Apple aktuell zu groß.

Der Erfolg von Windows Phone 7 lässt sich kurzfristig für Microsoft nicht nur in der Anzahl an ausgelieferten Geräten oder Marktanteilen beziffern. Zentraler Aspekt wird sein (und dies gilt für Privat- und Geschäftsanwender), dass sich Microsoft mit dem Windows Phone 7 in den Köpfen der Anwender als ein leistungsfähiger Plattformanbieter verankert.

Es ist festzustellen, dass der Nutzen der Plattform nicht nur in der Kombination von Software und Hardware (also dem Gerät) liegt, sondern vielmehr in der Integration von Services. Diese werden – ganz nach dem neuen Leitgedanken von Microsoft – über die Cloud bereitgestellt. Die starke Integration in diese ganzheitlichen Szenarien bildet das zentrale Alleinstellungsmerkmal von Windows Phone 7.

Die teilweise fehlenden Funktionalitäten – insbesondere für Anwender im geschäftlichen Umfeld – werden in definierten Zyklen nachgeliefert. Bei IT-Entscheidern und Administratoren stehen jedoch weitere Anforderungen im Mittelpunkt. Hierzu zählen neben Management- und Sicherheitslösungen auch Deployment-Konzepte. Diese Anforderungen kann die neue Plattform noch nicht umfassend erfüllen. Somit kann die Aussage getroffen werden, dass das Windows Phone 7 die Anforderungen des IT-Managements nicht erfüllt, und somit noch nicht “Enterprise ready” ist.

Entscheider in Anwenderunternehmen sollten sich frühzeitig und nachhaltig mit der Plattform Windows Phone 7 beschäftigen und tiefgreifend prüfen, in welchem Umfang eine Integration in die vorhandenen Infrastrukturen wertvoll ist und welche Bedarfe der Anwender im Unternehmen mit diesem integrierten Konzept aus Hardware, Software und Services (Cloud) hierdurch befriedigen kann. Anwendern im geschäftlichen Umfeld wird durch die integrierten Office-Komponenten und die zusätzlichen Möglichkeiten der Line-of-Business-Integration ein starkes Instrument an die Hand gegeben. ISVs können ihr Portfolio – vergleichsweise einfach – auf das mobile OS ausbauen und so zusätzliche Umsätze erzielen.