“Video wird Teil des Geschäftsalltags”

Dietmar Schnabel, Director DACH & Eastern Europe bei Blue Coat Systems, gibt zur zunehmenden Nutzung von Videos in Unternehmen Auskunft. Schnabel erklärt die neue Stream-Splitting-Technologie des Herstellers und erläutert, warum er nicht an einen Kollaps des Internets glaubt.

Schnabel: Ein einziger Live-Stream des Hessischen Rundfunks benötigt rund 900 kBit/s, ein Stream der BBC rund 1,2 MBit/s an Bandbreite. Ein 15-minütiges einfaches YouTube-Video ist rund 30 MByte groß, in HD-Auflösung entsprechend mehr. Video nimmt im Internetverkehr heute bereits zwischen 30 und 60 Prozent der Bandbreite ein. Die Tendenz ist definitiv weiter steigend.

silicon.de: Welche Tipps – unabhängig vom Einsatz bestimmter Produkte – haben Sie für Unternehmen, die die Videonutzung optimieren wollen?

Schnabel: Mit Verboten und Sperren werden Unternehmen die Nutzung von Video nicht in den Griff bekommen. Je mehr Video zum Teil des Geschäftsalltags wird, desto mehr würden sie sich damit sogar schaden. Daher ist es für Unternehmen essentiell, ihren Video-Traffic selektiv behandeln zu können. Das heißt, Unterhaltungsvideos zu erkennen, auszubremsen und gegebenenfalls zu sperren, während unternehmensrelevante Videos bevorzugt behandelt und optimiert übertragen werden.

Sinnvoll ist es auch, Ausbildungsvideos oder Management-Videobotschaften gezielt und gesteuert aus der Firmenzentrale an die Niederlassungen zu übertragen – etwa nachts, wenn das Maximum an Bandbreite zur Verfügung steht. Die Mitarbeiter können dann am Morgen lokal auf das Video zugreifen, ohne das WAN zu belasten.

silicon.de: Experten warnen davor, dass das Internet – auch aufgrund des Anstiegs der Video-Abrufe – “kollabieren” könnte und fordern eine grundlegende Erneuerung der Infrastruktur. Für wie realistisch halten Sie das “Kollaps”-Szenario beziehungsweise diese Forderung?

Schnabel: Sicher müssen die Infrastrukturanbieter in den nächsten Jahren kräftig investieren. Das werden sie auch tun, denn hinter den Investitionen stehen ja auch handfeste Geschäftsmodelle. Weder die Industrie noch die Konsumenten haben ein Interesse daran, dass das Internet kollabiert. Ich bin zuversichtlich, dass Investitionen auf der einen Seite, aber auch Forschung und Innovationen auf der anderen Seite dies vermeiden werden.

Richtig ist auch, dass im Internet viele veraltete Protokolle zum Einsatz kommen, die den Datenverkehr zum Teil sehr ineffizient machen. Aber auch hier hat die Industrie bereits angesetzt. So haben wir beispielsweise bereits Technologien entwickelt, um die Übertragung von TCP/IP, CIFS und MAPI über Weitverkehrsnetze zu optimieren und zu beschleunigen. Und in diesem Bereich wird sich auch in Zukunft noch viel tun.