Mobile World Congress: Tablet, vamos!

Der Mobile World Congress in Barcelona ist in diesen Tagen das Mekka der IT-Branche – nicht der Mobilbranche, sondern der gesamten IT-Branche. Der Veranstalter GSM Association rechnet mit 50.000 Fachbesuchern aus 200 Ländern, darunter allein 10.000 Entwickler. 1300 Unternehmen sind vertreten.

Die CEOs wichtiger IT-Firmen geben sich in Barcelona die Klinke in die Hand. Am 14. Februar sprechen Microsoft-Chef Steve Ballmer und Twitter-CEO Dick Costolo. Am Dienstag wird Noch-Google-CEO Eric Schmidt erwartet. Am Mittwoch kommen Nokia-Chef Stephen Elop und Intel-CEO Paul Otellini. Ein Unternehmen, das die mobilen Trends der vergangenen Jahres entscheidend geprägt hat, fehlt: Apple differenziert sich durch Abwesenheit.

Die Branche nimmt den Kongress zum Anlass, ein Füllhorn von neuen Lösungen über die Anwender auszugießen. Wie auch schon im Januar zur CES, stehen auch in Barcelona Tablets im Mittelpunkt. Google kommt mit der Tablet-Version von Android und die Hersteller aus dem Handy- und Computerbereich haben die passende Hardware schon in der Schublade liegen.

So präsentiert Samsung eine 10-Zoll-Variante seines 7-Zoll-Tablets ‘Galaxy Tab’. Das Galaxy Tab 10.1 (Modellnummer P7100) läuft unter Android 3.0 (Honeycomb) und wird von Nvidias 1 GHz schnellen Dual-Core-Chip Tegra 2 angetrieben, der eine flüssige Wiedergabe von Full-HD-Videos ermöglicht. Das 10,1-Zoll-Display löst 1280 mal 800 Bildpunkte auf. Der DDR2-Arbeitsspeicher ist je nach Modell 16 oder 32 GByte groß.

Wie Motorolas Honeycomb-Tablet ‘Xoom’ kommt das Galaxy Tab 10.1 mit zwei Kameras: einem 8-Megapixel-Modell mit Autofokus und LED-Licht auf der Rückseite für Foto- und Videoaufnahmen (bis 1080p bei 24 Bildern pro Sekunde) sowie einer 2-Megapixel-Webcam für Videotelefonie in der Front. Eine Verbindung zum mobilen Internet lässt sich via EDGE oder GPRS sowie über UMTS mit HSPA+ herstellen. Letzteres ermöglicht Übertragungsraten von bis zu 21 MBit/s im Downstream. Außer WLAN nach IEEE 802.11a/b/g/n ist auch Bluetooth 2.1 mit EDR an Bord. Zum Anschluss an den Computer dient eine USB-2.0-Schnittstelle.

Zur weiteren Ausstattung des neuen Samsung-Tablets zählen Stereolautsprecher, ein 3,5-Millimeter-Klinkenanschluss für Standardkopfhörer, ein digitaler Kompass sowie je ein Beschleunigungs-, Lage- und Näherungssensor. Das Gerät spielt Audiodateien in den Formaten MP3, AAC, AAC+, eAAC+, OGG, MIDI und AMR-NB/WB ab. Videos müssen mit MPEG-4, H.263 oder H.264 kodiert sein.

Mit Maßen von 24,6 mal 17 mal 1,1 Zentimetern und einem Gewicht von 599 Gramm ist das Galaxy Tab 10.1 etwa dünner und deutlich leichter als Apples iPad oder Motorolas Xoom. Die Stromversorgung übernimmt ein 6860-mAh-Akku. Anders als bei der 7-Zoll-Version ist die Rückseite des 10-Zoll-Tablets nicht mit Klavierlack überzogen, sondern hat eine matte, strukturierte Oberfläche, die es unempfindlicher gegen Fingerabdrücke macht. Das Galaxy Tab 10.1 wird im März in Asien und Europa in den Handel kommen. Vertriebspartner von Samsung ist Vodafone. Einen Preis hat der Hersteller noch nicht mitgeteilt.

Der taiwanesische Hersteller HTC steigt zum Mobil World Congress ins Tablet-Geschäft ein. Das könnte spannend werden, denn schließlich hat HTC das erste Android-Handy entwickelt. Angeblich soll es Tablets in drei Größen geben. Das 7-Zoll-Modell ‘HTC Flyer’ (auch bekannt als Scribe) greift das Samsung Galaxy Tab an, eine 9-bis-10-Zoll-Variante schießt gegen das iPad, und ein gut 11 Zoll großes Modell zielt auf potentielle WeTab-Käufer. Doch als gesetzt gilt derzeit nur der 7-Zöller Flyer, der sich vermutlich nicht nur in puncto Größe, sondern auch bei der Auflösung am Samsung Galaxy Tab orientiert – das wären 1024 mal 600 Pixel.

Der Großteil der Mutmaßungen rund um das erste HTC-Tablet geht von einem Dual-Core-Prozessor aus. Es gibt aber auch Anhaltspunkte, dass stattdessen ein besonders schneller Single-Core-Snapdragon zum Einsatz kommt. Man kann hier auf 1,4 GHz oder sogar eine noch etwas höhere Taktfrequenz tippen. Sogar ein 1,5 GHz schneller Qualcomm-Prozessor soll demnächst verfügbar sein.Um so schnell im Markt präsent zu sein, ist es denkbar, dass der Hersteller sogar noch vor der Veröffentlichung von Android 3.0 in die Läden drängt – und seine Tablets demnach mit der Smartphone-Version von Android, also 2.2 oder 2.3, ausliefern wird.

Ein weiterer Trend sind Dual-Core-CPUs in Handys. Samsung zeigt in Barcelona den Nachfolger seines iPhone-Konkurrenten ‘Galaxy S’: das Galaxy S II. Es ist mit einem 1 GHz schnellen Zweikernprozessor des Typs Cortex A9 von ARM ausgestattet und läuft unter Android 2.3 Gingerbread. Die CPU bietet auch Hardwarebeschleunigung für Videos und 3D-Spiele.

Im Galaxy S II (Modell GT-I9100) ist erstmals ein 4,27 Zoll großes Super-AMOLED-Plus-Panel verbaut. Wie das Super-AMOLED-Display des Vorgängers löst es maximal 800 mal 480 Bildpunkte auf. Allerdings hat Samsung die Zahl der Subpixel pro Bildpunkt erhöht. Die Koreaner versprechen damit mehr Schärfe in der Darstellung, etwa bei Schriften.

Samsung bietet zwei Modelle mit 16 oder 32 GByte internem Speicher an, der sich mittels Micro-SD-Karte um 32 GByte erweitern lässt. Der Arbeitsspeicher ist 1024 MByte groß. Weitere Featurs sind HSPA+, WLAN nach IEEE-Standard 802.11 b/g/n, GPS und Bluetooth 3.0. Auch DLNA wird unterstützt. Optional ist zudem ein NFC-Modul verfügbar.

Ebenfalls an Bord ist eine 8-Megapixel-Kamera, die auch HD-Filme mit 1080p aufnehmen kann. Für Videotelefonate sitzt eine zweite Kamera mit 2 Megapixeln oberhalb des Bildschirms. Wie beim Vorgänger gehören neben Push-E-Mail- und -IM-Unterstützung diverse Social-Networking-Anbindungen zur Ausstattung. Auch sind Google Maps sowie Googles Sprachsuche vorinstalliert.

Für Geschäftskunden bietet das Galaxy S II verschiedene Lösungen wie Microsoft Exchange Active Sync oder eine VoIP-App von Cisco. Das Galaxy S II misst 12,5 mal 6,6 mal 0,9 Zentimeter und wiegt 116 Gramm. Sein Akku hat eine Kapazität von 1650 mAh. Samsungs neues Android-Flaggschiff wird voraussichtlich im Mai 2011 in den Handel kommen. Einen Preis hat der Hersteller noch nicht genannt.