Analyst: Apples Siegeszug ist vorbei

Das Wall Street Journal spricht augenzwinkernd von “Blasphemie”: Analyst Alex Gauna von JMP Securities hat die Apple-Aktie am Mittwoch von “market outperform” auf “market perform” herabgestuft. Prompt fiel die Aktie des Computerkonzerns um 4,5 Prozent. Der kritische Analystenkommentar ist nur ein Grund dafür.

“Market perform”, heißt – frei übersetzt – in der Börsenwelt so viel wie “nur noch eine mittelmäßig gute Geldanlage”. Analyst Alex Gauna bezweifelt, dass Apple das außergewöhnliche Wachstumstempo der vergangenen Jahre halten kann. Dafür gibt es seiner Einschätzung nach erste Anzeichen.

Konkret verweist er auf das zuletzt vergleichsweise schwache Wachstum beim chinesischen Hersteller Foxconn, der für die Fertigung einer Reihe von Apple-Geräten verantwortlich ist – darunter das iPhone und das iPad. Das Umsatzwachstum des taiwanisch-chinesischen Konzerns habe sich von 84 Prozent im Monat Dezember auf 37 Prozent im Januar und 26 Prozent im Februar abgeschwächt.

“Wir kennen die genauen Gründe für den Abwärtstrend nicht” schreibt Gauna in einer Kunden-Notiz. Mögliche Gründe könnten lineare Verkaufszahlen für das iPhone sein, bedingt durch die erhebliche Android-Konkurrenz. Oder auch eine schwache Nachfrage nach EDV-Produkten angesichts des Tablet-Hypes sowie Risiken rund um die Umstellung auf das iPad 2.”

Weiter argumentiert der Analyst, dass das Umsatzwachstum der beiden Konzerne schon das gesamte vergangene Jahr eng miteinander verbunden war. Andere Analysten sehen hier allerdings keinen zwingenden Zusammenhang. Wie Yair Reiner von Oppenheimer & Co in einer Kunden-Notiz schreibt, sei der Zusammenhang zwischen Apple und Foxconn weniger eng als von Gauna beschrieben.

“Die Wechselbeziehung zwischen Apple und dem Umsatz von Foxconn ist eher Zufall denn Kausalität.” Apple habe von den 93,4 Milliarden Dollar Umsatz bei Foxconn im Jahr 2010 nur rund 21 Prozent beigetragen.

Dennoch: Der Zweifel ist gesät. Am Mittwoch fiel die Apple-Aktie an der New Yorker NASDAQ um 4,5 Prozent. Nach Angaben der Wirtschaftsnachrichtenagentur Bloomberg war das Papier zuletzt im Juni vergangenen Jahres so stark gesunken. Natürlich haben die Verlust ohne Zweifel auch mit der Katastrophe in Japan zu tun und der damit verbundenen Sorge, dass in den kommenden Wochen wichtige Zulieferteile wie Chips ausbleiben. Ein Fünftel der weltweiten Halbleiterherstellung findet in Japan statt.

Trotzdem glauben die Börsianer bislang weiter mit großer Mehrheit daran, dass Apples goldene Zeiten so schnell noch nicht vorbei sind. Von 55 Analysten, die Bloomberg erfasst hat, raten 50 weiterhin zum Kaufen der Aktie. Die restlichen fünf empfehlen den Investoren, die Papiere zu halten, aber nicht weiter aufzustocken.

Doch die Stimmung auf dem Börsenparkett wechselt schnell. Das gilt besonders auch für Apple, dessen Aktienkurs unter anderem eng an den Gesundheitszustand von Steve Jobs gekoppelt ist. Als dieser – trotz offizieller Krankheitspause – vor kurzem persönlich auf die Bühne getreten ist, um der Welt das iPad 2 zu präsentieren, hat er das in erster Linie der Börse zu Liebe getan. Kurz vor diesem Auftritt waren die Spekulationen über seinen Gesundheitszustand wieder einmal ins Kraut geschossen. Der Auftritt tat seine Wirkung – die Anleger rissen sich in den Tagen darauf um Apple-Papiere.

Seit Anfang 2009 hat die Apple-Aktie einen grandiosen Lauf hingelegt. Wer den Anteilsschein damals für gute 80 Dollar gekauft hatte, bekommt heute 330 Dollar. Die Kursziele vieler Analysten reichten kurz nach der iPad-2-Präsentation gar bis 483 Dollar. Alex Gouna ist seit einem halben Jahr der erste Analyst, der sich kritisch über die Apple-Aktien geäußert hat.