Ein ICE 3 in Schneesturm und Hitze

In Krefeld-Uerdingen baut Siemens derzeit den Hochgeschwindigkeitszug ‘Velaro D’, der ab Ende 2011 als neuer ICE 3 der Baureihe 407 im Netz der Deutschen Bahn unterwegs sein wird. Doch bevor der Zug auf die Schiene kommt, muss er viele Prüfungen bestehen – nicht nur auf der Teststrecke, sondern auch unter extremen Bedingungen im Labor.

So ein Labor steht in Wien: Es ist nach Siemens-Angaben der weltweit einzige Klima-Wind-Kanal für Schienenfahrzeuge. Hier entstehen Blizzards, Wolkenbrüche oder brütende Sommertage auf Knopfdruck. Von Tropenhitze über Regenschauer bis zu Schneestürmen können die Klima-Experten des Rail Tec Arsenal (RTA) nahezu jede Witterung erzeugen. Durch diese Wettermaschine schicken Siemens-Ingenieure den neuen ICE 3.

Das Kunstwort Velaro ist vom spanischen Ausdruck für Hochgeschwindigkeit abgeleitet: Velocidad Alta. Velaro-Züge sind bereits in China, Spanien und Russland im Einsatz, in Spanien mit bis 350 km/h. Die deutsche Velaro-Version wird bis zu 320 km/h schnell sein. Sie hat eine Leistung von 8000 Kilowatt, was rund 11.000 PS entspricht. Der 200 Meter lange Zug bietet in zwei Klassen und einem Bordrestaurant 460 Sitzplätze.

Technologisch basiert der Zug auf Weiterentwicklungen des Triebzugkonzeptes ICE 3 der Deutschen Bahn. Wie beim ICE 3 sind die Antriebskomponenten und Technikmodule – Motoren, Bremsen und Transformatoren – verteilt unter dem gesamten Zug angebracht und nicht wie bei herkömmlichen Zügen in zwei Lokomotiven jeweils vorne und am Ende des Zuges. Dies ermöglicht bei gleicher Zuglänge rund 20 Prozent mehr Platz für Passagiere.

Die Velaro-Züge werden zwischen Belgien, Deutschland, Frankreich und der Schweiz eingesetzt. Als sogenannter Mehrsystemzug kann der Velaro in all diesen Ländern fahren – trotz unterschiedlicher Spannungen in den jeweiligen Bahnstromnetzen. Außerdem ist der Zug mit anderen ICE-3-Baureihen kuppelbar, was einen flexiblen Einsatz ermöglicht.

Die Bahn hat bei Siemens 15 Züge vom Typ Velaro D bestellt. Mit dem Auftrag im Volumen von 500 Millionen Euro sind in Krefeld-Uerdingen rund 2000 Mitarbeiter beschäftigt. Zum Start des Winterfahrplans im Dezember 2011 werden die ersten Fahrzeuge in Betrieb gehen, bis 2012 sollen alle 15 Züge ausgeliefert sein. Siemens arbeitet derweil schon am Nachfolgemodell. Die Bahn hat bis zu 300 Fernverkehrszüge ICx bestellt, die die bisherige Fernverkehrsflotte ablösen sollen.