Gartner bewertet Marktreife von 1900 Technologien

Alle Jahre wieder klopft das Analystenhaus Gartner im ‘Hype Cycle for Emerging Technologies’ neue Technologien auf ihre Markttauglichkeit ab. 2011 tauchen in dieser Trendanalyse zum ersten Mal Begriffe wie Big Data, In-Memory-Management oder die Beantwortung von natürlich gesprochenen Fragen auf.

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Gehyptes wie etwa “Private Cloud Computing” wird laut Gartner erst in zwei bis fünf Jahren zum Mainstream. Quelle: Gartner

Kabellose Stromversorgung, Activity Streams, Internet TV, NFC-Bezahlung und Private Cloud Computing stehen laut Gartner derzeit auf dem Gipfel des Hypes, oder wie es auf Englisch so schön heißt, dem Peak of Inflated Expectations. Das bedeutet, dass man diesen Technologien derzeit mehr Aufmerksamkeit schenkt, als angeraten ist.

Die wichtigsten Technologien für Unternehmen, die ungeachtet des ‘Hypes’ der um sie veranstaltet wird, bereits genutzt werden, sind laut der Studienautorin Jenny Fenn, Mobile, Social und Cloud. “Jeder dieser drei Technologien dringt gerade in neue Bereiche vor”, so Fenn. Demnach versuchen derzeit viele Unternehmen die Vorteile der Public Cloud auch in Private-Cloud-Initiativen innerhalb des Unternehmens umzusetzen und eine neue Ausbaustufe der Virtualisierung zu realisieren.

Große Aktivität sieht Fenn auch im Bereich Media-Tablets. Viele Unternehmen würden derzeit das Potential für neue Geschäftsmodelle ausloten. “Zum Beispiel für neue Field-Services oder Paper-Replacement”, erklärt Fenn, die bei Gartner den Posten eines Vice President bekleidet.

Gartner blickt aber auch in die Zukunft weniger etablierter Technologien wie zum Beispiel 3D-Printing. Noch handle es sich hier um eine Nischentechnologie, dennoch sehen die Gartner-Analysten großes, disruptives Potential in dem Zeitrahmen zwischen fünf und zehn Jahren.

“Man kann sich für 10.000 bis 20.000 Dollar ein Gerät kaufen und dann, wenn sie so wollen Zuhause/in der Wohnung oder im Büro eigene Teile herstellen. Man könnte auf diese Weise auch Ersatzteile herstellen und müsste nicht mehr danach suchen und sich dieses Teil liefern lassen”, berichtet Fenn.

Damit hätte man schnellen Zugriff auf Ersatzteile oder Modelle. Speziell Industrien, die im Design tätig sind, könnten auf diese Weise schnell und günstig Modelle ihrer Entwürfe bekommen. Mit dieser Technik könnte sich die Industrielandschaft grundlegend ändern, vermuten die Analysten bei Gartner.

Dennoch, schränkt Fenn ein, dass gerade neue Technologien, bei denen es um neue Hardware geht, teilweise mehrere Jahrzehnte brauchen, um wirklich bereit für den Mainstream zu werden. Bei 3D-Printing sei die Entwicklung und Reifung der Technik und vor allem der verfügbaren Materialien Voraussetzung. Um es wirklich massentauglich zu machen, müssten diese Drucker zum Beispiel auch mit Metallen umgehen können.

Fenn zieht den Vergleich zu E-Ink, den man heute in E-Book-Readern findet. “Diese Technik gibt es sei schon fast 20 Jahren und war zunächst für Packaging vorgesehen. Heute findet es als alternative Display-Technologie Verwendung.”

Jedoch nicht allen 1900 Technologien, die Gartner in 76 verschiedenen Hype Cycles auf Traum und Wirklichkeit hin abklopft, billigen die Analysten so rosige Zukunftsaussichten zu. Seit 1995 veröffentlich Gartner jedes Jahr diesen Hype Cycle um CIOs, Managern und Anwendern ein Gefühl zu geben, wann oder ob man sich mit einer Technologie auseinandersetzen sollte, um daraus den maximalen Nutzen ziehen zu können.

Dabei wollen die Analysten auch Technologien beleuchten, um die es derzeit noch recht still ist, denen die Experten aber in der Zukunft großen Einfluss vorhersagen, wie das eben genannte Beispiel 3D-Printing.

Zurück zu den großen drei Themen Cloud, Mobile und Social Media. Im Bereich Social Media werden derzeit Technologien für Social Analytics implementiert. Auch Activity Streams (Twitter) und vor allem Kaufgemeinschaften bewegen sich derzeit auf einen Hype-Spitzenwert zu. “Hier zeigt sich, dass die himmelhohe Bewertung von Web-2.0-Startups noch immer nicht vorüber ist”, heißt es von Gartner.

Als ‘Transformational Technologies’, das sind Technologien, von denen man bei Gartner glaubt, dass sie binnen der nächsten fünf Jahre Mainstream werden, sehen die Analysten neben Media Tablets und Cloud Computing auch In-Memory Database Management Systems, Big Data auch das Extreme Information Processing.

Frühestens in fünf Jahren sieht Gartner neben 3D-Printing, Context-Enriched Services, das “Internet of Things”, Internet TV und die Beantwortung von natürlich gesprochenen Fragen, für die derzeit noch enorme Rechenleistung bereitgestellt werden muss. Das Internet der Dinge existiert ja als Konzept und Idee bereits seit einigen Jahren. Aber erst seit kurzem seien erste praktische Anwendungen zu sehen, bei denen Kühlschränke, Waschmaschinen oder andere Geräte über das Web vernetzt werden. Unter Context Enriched Services versteht Gartner Dienste, die Informationen über ein Objekt oder eine Person heranziehen, um daraus auf die Bedürfnisse zu schließen.

Zwei weitere Neuzugänge im Hype Cycle 2011 sind Consumerization, wo sich Unternehmen mit Technologien auseinandersetzen müssen, die eigentlich ursprünglich für Konsumenten gedacht waren, und Gamification (od. Gameification). Gamification ist mehr Konzept als Technologie und überträgt Funktionen aus Spielen ins Arbeitsleben, um “Nutzerverhalten zu ändern und um Engagement und Teilhabe zu stärken”, wie es von Gartner heißt. Beispiele für diesen noch relativ jungen Ansatz findet man bei der Entwicklung, in der Erziehung, Mitarbeiter-Motivation, im Gesundheitssektor und beim Zeitmanagement.

Weitere Informationen gibt es unter gartner.com/hypecycles, wo auch ein Video mit Jackie Fenn zu sehen ist; für den 25. August ist auch ein Webinar zu den neuen Technologien ist geplant.