Ein Panzer-Auto für das Auge des Sturms

Filmemacher Sean Casey hat in dieser Woche im “Tech Museum” in Kalifornien sein neuestes Werk präsentiert. Der Imax-Film “Tornado Alley” bringt Kinobesucher direkt in das Auge des Sturms. Für die Aufnahmen hat Casey ein Panzer-ähnliches Gefährt gebaut, dass Imax-Kamera und Film-Crew Schutz vor den Naturgewalten bieten soll.

Neben dem Nummernschild des “TIV2” von Filmregisseur Sean Casey prangt ein Hinweis: “Bei Schlechtwetter nicht folgen”. Das sollte man strikt befolgen. Den Casey und sein Team sind Tornado-Jäger, die stets versuchen ins Innere des Unwetters zu gelangen, um dort spektakuläre Filmaufnahmen zu machen. Möglich wird das mit einem selbstgebauten Spezialfahrzeug.

Basis ist ein Dodge 3500, wodurch das sechs Tonnen schwere Vehikel nur äußerlich schwerfällig wirkt. In Wahrheit ist das Panzer-Auto extrem wendig und flink unterwegs. Die Panzerplatten bestehen aus sechs Schichten: Aluminium, Stahl, Gummi, Polycarbonat und Kevlar wechseln sich ab. Letzteres kommt auch für kugelsichere Westen zum Einsatz. Die Windschutzscheibe besteht aus Polycarbonat.

All das soll vor Geschossen schützen, die im Tornado-Zentrum herumgewirbelt werden. Trifft jedoch bei Windgeschwindigkeiten bis zu 240 Kilometer pro Stunde ein Baumstamm frontal auf die Windschutzscheibe, hat auch das Spezialmaterial laut Regisseur Casey keine Chance. Er und sein Team vertrauen bei den Touren auch auf die Fahrkünste von Navy-Veteran Marcus Gutierrez. Dieser kann dank einer medizinischen Spezialausbildung auch im Notfall eingreifen.

Die Schutzschilde lassen sich mit Hilfe eines Hydraulik-Antriebs in unterschiedliche Positionen bringen. Das schützt vor allem vor gefährlichen Luftströmungen, die das Fahrzeug selbst zum Geschoss machen könnten. Zusätzlich verankern rund ein Meter lange Spikes den TIV2 (Tornado Intercept Vehicle) bei Bedarf so fest wie möglich im Boden.

Aussichtskuppel und Halterung für den wichtigsten “Passagier” im Wagen – die ein Meter breite Imax-Kamera – hat Casey selbst gebaut. Hier kamen unter anderem alte Sauerstoffbehälter aus dem Zweiten Weltkrieg und Skateboard-Rollen zum Einsatz. Wichtig war vor allem, das Konstrukt so flexibel wie möglich zu machen, um Aufnahmen auf unebenen Terrain zu ermöglichen.

70 Tage im Jahr sind Casey und sein Team nach eigenen Worten auf Tornado-Jagd – in der vergangenen Tornado-Saison trafen sie dabei 25 Mal auf eine der zerstörerischen Windhosen. Zwei Mal gelang es ihnen ins Innere vorzudringen. Der Film Tornado Alley ist derzeit nur in Imax-Kinos in den USA, Kanada und den Niederlanden zu sehen. Wann der Film in deutsche Kinos kommt, steht noch nicht fest.

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