Die Vorboten des iPad-Designs

Apple wirft Samsung vor, mit dem ‘Galaxy Tab 10.1’ Apple-eigene Geschmacksmuster zu verletzen. Samsung entgegnet, Apple habe das Design aus einem Stanley-Kubrick-Film abgekupfert. Das iPad-Design hat tatsächlich Vorläufer.

Samsung hat im Patentprozess gegen Apple ein neues Argument vorgebracht. Das Tablet-PC-Design des iPad habe es lange vor Apple gegeben, heißt es in einer Gerichtseingabe. Sie bezieht sich auf einen Ausschnitt aus dem Film “2001 – Odyssee im Weltraum” von Stanley Kubrick, in dem Astronauten mit vergleichbaren Geräten Informationen abrufen. Der Film datiert aus dem Jahr 1968.

Samsung führt aus: “Wie in dem Design, das das Patent D’889 [eines der Apple-Patente] beschreibt, verfügt auch das Tablet in dem Filmausschnitt über ein rechteckiges Gehäuse, das von einem Display dominiert wird, über schmale Ränder, eine fast gänzlich flache Vorderseite, eine flache Rückseite (was sich von selbst versteht, da Tablets auf ihren Rückseiten liegen) und ist sehr dünn gehalten.”

Samsung verweist aber noch auf eine zweite mögliche Inspirationsquelle von Apple, die britische Fernsehserie “The Tomorrow People” aus den 1970er Jahren. Tatsächlich lassen sich für das iPad-Design viele Vorläufer finden – sowohl in der fiktionalen als auch in der realen Welt. Bereits die Griechen nutzten Schreibtafeln, die ein- oder beidseitig mit Wachs beschichtet waren. Das “Display” befand sich in einem Rahmen aus Holz. In den 1960er und 1970er Jahren war die Zeichentafel Etch-A-Sketch als Spielzeug populär, die entfernt an einen Tablet erinnert.

Auch in TV-Serien und Filmen tauchten “Tablets” auf. Bereits 1966 nutzte Lieutenant Uhura, Offizier für Kommunikation und einzige Frau in der Kerncrew des originalen Raumschiffs Enterprise, ein Tablet-artiges Gerät, das Personal Access Display Device (PADD). Auch in den 90er Jahren waren Tablets im Star-Trek-Universum präsent – so in der TV-Serie “Deep Space Nine“. Ex-Apple-CEO Steve Jobs besaß von 1986 bis 1994 das Trickfilmstudio Pixar. Auch im Pixar-Film “Die Unglaublichen” aus dem Jahr 2004 wurden Tablet-artige Geräte gezeigt.

Aber auch in der nicht-fiktionalen Welt gab es im 20. Jahrhundert bereits Tablets, so den RAND Tablet, auch Grafacon (Graphic Converter) genannt. Das Gerät war Anfang der 60er Jahren erhältlich. Es handelte sich um ein Eingabegerät für stationäre Rechner und kostete rund 18.000 Dollar. Visionär war das DynaBook-Konzept, das Alan Kay 1968 bei Xerox PARC entwickelte. Das Konzept wurde jedoch nie umgesetzt. Compaq scheiterte 1992 mit dem Tablet ‘Concerto’ und wurde 2002 von Hewlett-Packard übernommen. HP wiederum scheiterte in diesem Jahr mit seinem Tablet ‘TouchPad’.

2001 stellte Bill Gates den Prototypen des ‘Tablet PC’ vor. Er verstand darunter einen stiftbedienten Computer mit einer Lizenz der ‘Windows XP Tablet PC Edition’. Der Durchbruch bei Verbrauchern und Unternehmen blieb jedoch aus. Noch ein Versuch von Microsoft: 2006 wurde der ultra-mobile PC ‘Origami’ gezeigt. Apple hat sich mit iPad freilich auch selbst kopiert. 1979 wurde der Apple Graphics Tablet für Apple II vorgestellt. Und 1991 wurde der PDA Apple Newton präsentiert – Vorläufer späterer Apple-Tablets.