CRM aus der Cloud, ein Marktüberblick

Gerade nicht geschäftskritische Anwendungen wie CRM eignen sich hervorragend für den Einsatz in der Cloud. Inzwischen gibt es auch von einigen deutschen Herstellern Angebote. Werner Grohmann, Gründer des SaaS-Forums, gewährt einen kurzen Überblick über die einzelnen Lösungen und was es vor dem Einsatz zu beachten gilt.

Betrachtet man heute den deutschsprachigen Markt für Software-Anwendungen, die im Software-as-a-Service (SaaS) Modell angeboten werden, dann gehört der Bereich Kundenbeziehungsmanagement (Customer Relationship Management, CRM) zu den Anwendungsbereichen mit der mittlerweile größten Auswahl. Bei Software-as-a-Service wird die Software-Anwendung nicht lokal auf dem Rechner oder im Firmennetzwerk installiert, sondern als Dienstleistung über das Internet bezogen. Bezahlt wird in der Regel nutzungsabhängig, für Betrieb und Wartung ist der SaaS-Anbieter verantwortlich.

Besonders kleine und mittlere Unternehmen ohne eigene IT-Abteilung können von diesem Betriebsmodell profitieren, denn sie müssen keine eigene IT-Infrastruktur aufbauen – in der Regel reicht ein Internetzugang – sich nicht um Software-Updates oder Backups kümmern und zahlen nur das, was sie auch nutzen.

Doch zurück zum Thema CRM. Als Grundlage für den Marktüberblick diente der SaaS-Forum Lösungskatalog, eine kostenlos verfügbare Sammlung von mehr als 200 im deutschsprachigen Raum verfügbaren SaaS-Lösungen, der kostenlos im SaaS-Forum herunter geladen werden kann.

Betrachtet man sich die CRM-as-a-Service Lösungen einmal genauer, so lassen sie sich generell in drei Kategorien einteilen:

• dedizierte CRM-Lösungen im Software-as-a-Service Modell
• CRM-Module als Bestandteil einer Software-as-a-Service-Suite
• branchenspezifischen CRM-as-a-Service Lösungen

Salesforce.com – der CRM-as-a-Service-Pionier

Wer im Software-as-a-Service-Bereich an CRM denkt, denkt unweigerlich an die Firma Salesforce.com. Früher als viele andere hatten die salesforce.com-Macher um Firmengründer und CEO Marc Benioff das Potential erkannt, das gerade der Bereich Customer Relationship Management für SaaS-Lösungen bietet. Heute verfügt das Unternehmen nach eigenen Angaben über Millionen von Abonnenten, Zehntausende von Unternehmenskunden und einen Firmenwert von über zehn Milliarden US-Dollar!

Ein bekannter CRM-as-a-Service Anbieter mit Wurzeln in Deutschland ist die Firma CAS Software aus Karlsruhe. Mit CAS PIA bietet das Unternehmen eine webbasierte Kontaktmanagement-Lösung speziell für kleine und mittlere Unternehmen

Die TecArt-Group aus Leipzig bietet mit TecArt-CRM bereits seit mehreren Jahren ein im deutschsprachigen Raum ebenfalls sehr bekanntes CRM-System an. Das System bietet alle Funktionen, die für ein professionelles Kundenbeziehungsmanagement benötigt werden. Praktisch ist der TecArt-CRM-Kalkulator, mit dem man sich auf der Webseite seine eigene CRM-Lösung zusammenstellen und dann auch gleich kalkulieren kann.

Speziell für die Branchen Life Sciences, Financial Services und Industry Solutions entwickelte die update Software AG aus Wien die SaaS-Lösung update.revolution. Von herkömmlichen SaaS-Angeboten unterscheidet sich update.revolution nach Angaben des Herstellers durch die Tiefe, in der es individuelle Geschäftsprozesse eines Unternehmens in den spezifischen Branchen abbilden kann.

In die Kategorie der Software-as-a-Service-Suiten passt das Lösungsangebot der Firma Scopevisio. Das Scopevisio-Portfolio umfasst die Buchhaltungssoftware, CRM-Software und Faktura.

Ebenfalls in diese Kategorie fällt der “Newcomer 2012” – diesen Titel erhielt das Unternehmen zumindest von der Experton Group verliehen – die Firma weclapp. Auch hier ist das CRM-Modul Bestandteil einer ganze Suite an SaaS-Lösungen für unterschiedliche betriebswirtschaftliche Bereiche wie Warenwirtschaft oder Projektmanagement.

Und auch cierp3 von der Allgeier IT Solutions GmbH in Bremen ist eigentlich ein komplettes ERP-System mit einem Warenwirtschaftssystem als Basis-Modul und einem Dutzend weiterer “Ergänzungsmodule”, zu denen auch ein CRM-Modul gehört.

Ebenfalls zur Kategorie der Software-Pakete mit CRM-Modul gehört myfactory. myfactory.BusinessWorld ist eine vollständig webbasierte Unternehmenssoftware, die es laut gleichnamigem Hersteller ermöglicht unterschiedlichste Geschäftsprozesse in einem Unternehmen darzustellen, zu vernetzen und erfolgreich zu steuern. myfactory.crm ist das entsprechende CRM-Modul. Im Rahmen des Specials “Team.ON!” bietet das Unternehmen ein komplettes CRM-System zur kostenlosen Nutzung für bis zu drei Anwender an.

Speziallösungen, Branchenlösungen und CRM-Lösungen mit Erweiterung

Speziell für den Bereich “Recruiting” (zu Deutsch Personalbeschaffung) wurde nach Angaben des gleichnamigen Herstellers AvatureCRM entwickelt. Es geht also dabei weniger um das traditionelle Kundenbeziehungsmanagement, sondern um das Bewerberbeziehungsmanagement. Ein besonderer Wert wird dabei darauf gelegt, Web 2.0-Tools und soziale Medien in den Prozess zu integrieren.

Für Unternehmen in den Branchen Spedition, Transport und Logistik ist vielleicht die Lösung inside transport von GloConn die richtige Alternative. Die Lösung organisiert nach Herstellerangaben Transportaufgaben wie Seefracht, Luftfracht, Landverkehre oder Lager und zwar nicht nur auf Deutsch, sondern auch auf Englisch und Spanisch.

Speziell für die Pharma- und Healthcare-Branche konzipiert wurde PharmaData von der Berliner Firma Passus. Die Lösung besteht aus den drei Modulen PharmaData [Office] – Informationszentrale für den Innendienst, PharmaData [Contact] – Mobilität im Außendienst und PharmaData [Touch] – Professionelles CRM auf dem iPad.

Auf das klassische Kundenbeziehungsmanagement konzentriert sich dagegen besystem CRM von der bescript – Broich & Bräunlein GbR aus dem fränkischen Fürth. Die Macher haben allerdings zusätzlich eine Auftragsbearbeitung integriert. Der Anwendung liegt eine Entwicklungszeit von mittlerweile mehr als zwei Jahren zu Grunde. In das System eingeflossen – so der Hersteller auf seiner Webseite – sind Erfahrungen aus zahlreichen Entwicklungsprojekten in diesem Umfeld.

Für die Kategorie “dedizierte CRM-Lösung im SaaS-Modell” steht CentralStationCRM von der Kölner Firma 42he. Zielgruppe für die CRM-Lösung sind speziell kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Darin sieht der Hersteller auch sein Alleinstellungsmerkmal: “Während andere CRM-Anbieter sich schwerpunktmäßig an den Anforderungen großer Unternehmen und Konzernstrukturen orientierten, setze CentralStationCRM den Fokus auf die Arbeitsweise von kleinen und agilen Unternehmen”, erklärt 42he auf der Webseite von CentralStationCRM.

Auch die “Großen der Software-Branche” sind dabei

Beginnen möchten ich wie es sich gehört mit der Nummer 1: Microsoft, weltweit größter Software-Hersteller, tat sich lange Zeit schwer mit dem Thema Software-as-a-Service und versuchte sogar, mit Software+Services einen eigenen Begriff im Markt zu etablieren. Diese Zeiten sind nun vorbei und auch Microsoft ist mittlerweile in der Wolke angekommen. Im CRM-Bereich heißt die Lösung „Microsoft Dynamics CRM Online“.

Oracle-Chef Larry Ellison stellte ja gerade erst die aktuelle Cloud Strategie seines Unternehmens vor. Im Bereich CRM-on-Demand ist das Unternehmen mit Oracle CRM On Demand vertreten.

Und auch die Nummer 3 im weltweiten Software-Business, Deutschlands Software-Primus SAP, ist im CRM-Bereich aktiv. Im Rahmen seiner SAP Business ByDesign-Lösung bietet der Walldorfer Konzern auch ein CRM-Modul.

Fazit: Das Lösungsangebot für CRM-Anwendungen, die im Software-as-a-Service Modell betrieben werden ist – das zeigen die genannten Beispiele – schon jetzt vielfältig, so dass der Anwender in der Regel vor der Qual der Wahl steht. Er sollte sich bei der letztendlichen Entscheidung auf jeden Fall mit dem Thema Datenschutz und Datensicherheit beschäftigen und mit dem Anbieter klären, welche Maßnahmen dieser in diesem Bereich trifft, um die strengen gesetzlichen Vorgaben speziell hier in Deutschland zu erfüllen.

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