Ballmer: Microsoft als “Device- und Service-Company”

In seinem jährlichen Brief an die Aktionäre gewährt CEO Steve Ballmer Einblicke in das neue Selbstverständnis von Microsoft. Der Konzern befinde sich inmitten “fundamentaler Veränderungen”. Der Aufsichtsrat jedoch ist nicht in allen Bereichen zufrieden mit Ballmers Leistung.

“Dadurch verändert sich die Art, wie wir das Unternehmen leiten, wie wir neue Erfahrungen entwickeln, und wie wir Produkte auf den Markt bringen”, schreibt Ballmer in dem Aktionärsbrief.

Weiter geht der Microsoft-CEO auch auf die jüngste Hardware-Strategie des Konzerns ein. Die Ankündigung mit Surface erstmals ein eigenes Tablet auf den Markt zu bringen, hatte bei Partnern für Verwirrung und auch Verärgerung gesorgt. Ballmer ist seitdem bemüht die Wogen zu glätten und betont auch in dem Schreiben an die Anteilseigner die Bedeutung des weltweiten Partnernetzwerks:

“Wir werden weiter mit unserem riesigen Öko-Partnersystem zusammenarbeiten, um ein großes Spektrum an Windows-PCs, Tablets und Smartphones anzubieten. Wir tun das, weil unsere Kunden die große Auswahl möchten. Zudem sind wir überzeugt, dass es für 1,3 Milliarden Windows-Nutzer weltweit keine ‘One-Size-Lösung’ geben kann.”

Ab und an werde Microsoft aber “spezifische Geräte für bestimmte Anforderungen” bauen, verteidigt Ballmer den zuletzt eingeschlagenen Kurs. Als Beispiele nennt er die Xbox und auch das Surface-Projekt.

Im weiteren Verlauf des Aktionärsbriefs lobt Ballmer wenig überraschend die Produktpallette des Konzerns und beschreibt die Wachstumschancen, die sich daraus ergeben. Einen langen Abschnitt widmet er dabei auch den Themen Cloud Computing und Online Services. “Unternehmen auf dem Weg in die Cloud zu unterstützen, ist eine unserer größten Chancen.”

Eine Chance, die Steve Ballmer – so sieht es der Aufsichtsrat – im vergangenen Jahr nicht immer optimal genutzt hat. Die Folge: Die Bonuszahlungen des Microsoft-Chefs für das Fiskaljahr 2012 wurden gekürzt.

Das geht aus einer bei der SEC eingereichten Aktionärsinformation hervor. Sie zeigt, wie der Microsoft-Aufsichtsrat die Führungskräfte des Konzerns beurteilt und gewährt auch Einblicke in Gehälter und Bonuszahlungen des Top-Managements.

Das Dokument zeigt, dass den Aufsichtsräten vor allem das über Monate hinweg ohne die Browserauswahl ausgelieferte Windows 7 ein Dorn im Auge ist. Die Panne hatte eine formelle Kartelluntersuchung der EU zur Folge.

Darüber hinaus verfehlte Ballmer die Erwartungen des Gremiums durch die rückläufige Umsatzentwicklung in der Sparte Windows und Windows Live und das nur langsame Vorankommen der Online-Sparte. Zugutegehalten wurde ihm die Fertigstellung von Windows 8 sowie Office 2013, das Wachstum der Server-und-Tools-Sparte, die Integration von Skype, das “bescheidene Wachstum” von Windows Phone und die Einführung von Surface.

Unter dem Strich steht eine Bonuszahlung in Höhe von 620.000 Dollar. Das ist noch einmal weniger als die 682.500 Dollar aus dem Vorjahr. Ballmers Grundgehalt lag fast unverändert bei 685.000 Dollar. Theoretisch könnte der Aufsichtsrat einen Bonus genehmigen, der doppelt so hoch wie das Jahresgehalt ist. Doch dazu waren Ballmers Leistungen offenbar sowohl im vergangenen als auch in diesem Jahr nicht gut genug.

Steven Sinofsky, President der Windows-Sparte, erreichte mit 7,65 Millionen Dollar 90 Prozent der möglichen Bonuszahlung. Für ihn sprachen Windows 8, die Einführung von Surface und die Annahme von Windows 7 im Enterprise-Bereich. Wenig glücklich war der Aufsichtsrat jedoch auch hier über die versäumte Browserauswahl und das daraus resultierende Problem mit der EU.

Chief Operation Officer Kevin Turner erhielt einen Bonus von 12 Millionen Dollar und damit 120 Prozent der Zielvorgabe. Turner ist praktisch für die Bereiche Enterprise/Business verantwortlich, mit denen Microsoft weiterhin sichere Umsätze erzielt. Kurt DelBene als President der Business-Sparte erreichte mit seinem Bonus von 9,06 Millionen Dollar 125 Prozent der Vorgabe. Mit 100 Prozent genau im Ziel lag Finanzchef Peter Klein, der einen Bonus von 4,75 Millionen Dollar erhielt.

[mit Material von Mary Jo Foley, ZDNet.com]

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