Fujitsu Forum 2012: Wolkiger Weg zum Service-Anbieter

Amy MacDonald garnierte das Fujitsu Forum 2012 in München, das vom 7. bis 8. November in München statt findet. Quelle: Fujitsu

In der ersten Einladung, die Fujitsu zum Forum 2012 in München verschickt hatte, wurde Rolf Schwirz noch als CEO und Keynote-Sprecher geführt. Auf der Veranstaltung selbst hingegen ging der Anbieter kaum auf den Wechsel ein. Die Rolle von Schwirz wurde kurzerhand von Interims-CEO Row Vawdrey, dem President für das internationale Geschäft bei Fujitsu übernommen.

International war auch für Fujitsu auf dem Forum ein wichtiger Stichpunkt. Neben neuen Produkten wie dem Support für SAP HANA, einer neuen Version der Management-Lösung FlexFrame Orchestrator oder einer Cloud-Lösung zur Minimierung des Energieverbrauchs im Rechenzentrum, stellte Vawdrey die Absicht in den Raum, dass Fujitsu außerhalb von Japan stärker als bisher wachsen soll. So ist zwar Deutschland auch drei Jahre nach der Abspaltung von Siemens noch immer ein wichtiger Markt, doch hier gingen die Umsätze zuletzt zurück. Nun wolle Fujitsu die USA stärker in den Fokus rücken.

Und dabei könnte das Cloud-Engagement von Fujitsu helfen. Für die Cloud-Lösungen, die Fujitsu unter dem Namen Fusion bündelt, will der Anbieter inzwischen über 3000 Kunden haben. Doch damit nicht genug.

Bis zum Jahr 2015 will Fujitsu Technologie Services mit Cloud-Dienstleistungen 30 Prozent des Gesamt-Umsatzes erwirtschaften. Ein erster Schritt in diese Richtung könnte die Personal Cloud sein. Mit diesem Angebot liefert Fujitsu über die eigene Cloud-Plattform eine Cloud-basierte Desktoplösung aus. Interessant dabei ist, dass die Anwender nicht nur auf Unternehmensanwendungen zugreifen können, sondern auch reine Cloud-Angebote mit auf dem Cloud-Desktop integrieren können. Erste Tests laufen bereits und im kommenden Jahr will Fujitsu schon mit den ersten Pilotprojekten starten.

“Mit diesen internen Tests loten wir ein künftiges Geschäftsfeld aus”, erläutert Benno Zollner, Chief Information Officer bei FTS. “Wir möchten Kunden zusätzliche Workplace-Optionen anbieten, die sich an deren individuellen Bedürfnissen ausrichten und auf der Fujitsu Personal Cloud basieren. Das Konzept und die Referenzarchitektur zielen darauf ab zu zeigen, dass web-basierte Lösungen zeitnah genutzt werden können und dass bereits heute jedes Endgerät fit für die Personal Cloud ist.” Unternehmen profitieren hier, weil auf diese Weise, schnell und kostengünstig ein Zugriff auf die Unternehmensinfrastruktur über die Cloud möglich ist.

Obwohl Fujitsu nach wie vor als Hardware-Hersteller am Markt agieren möchte, tut es der Hersteller dem Beispiel vergleichbarer Unternehmen wie etwa Dell gleich und versucht die Abhängigkeit von diesem Segment zurückzuschrauben. Hier will Fujitsu mit dem FlexFrame Orchestrator einen Beitrag leisten. FTS preist die Lösung als “Data Center Management-Plattform” an. Ganz frisch ist hier der Support für die In-Memory-Technologie HANA von SAP. Daneben hilft die Lösung unter anderem beim Ressource-Management, dem Provisioning und Management von Servern, beim Load Balancing und beim Disaster Recovery. “Unsere Lösung kann die Kosten der Verwaltung von SAP-Umgebungen halbieren”, versichter Dr. Joseph Reger, CTO von Fujitsu, der sich durch HANA völlig neuen Herausforderungen gegenüber sieht. Der Orchestrator richtet sich an Anwender aber auch an Dienstleister und Rechentzentrumshoster. Die Lösung soll es auch als Appliance geben. Der Flexframe Orchestrator könne jedoch nicht nur Landschaften mit Tausenden von Servern verwalten, sondern sei auch für Hardware und Lösungen von anderen Herstellern wie HP oder IBM zertifiziert. Ganz besonders eigne sich diese Lösung aber für den Einsatz in hybriden Umgebungen, wo also physische Server zusammen mit virtualisierten betrieben werden.

Neu auf dem Fujitsu Form vorgestellt wurde auch das SaaS-Angebot Eco Track. Die Lösung soll Unternehmen dabei helfen, die aus denÄnderungen des Energie- und Stromsteuergesetzes erwachsenden Aufgaben zu erleichtern. Die gehen auf eine EU-Direktive zurück, wonach in den Mitgliedsländern Firmen zu Energie-Audits und darauf aufsetzenden Einsparungen verpflichten werden. Betroffen sind Firmen mit mehr als 250 Mitarbeitern oder einem Stromverbrauch von über 2000 MWh pro Jahr.

Mit der im Online-Mietmodell angebotenen Software, die ab einem jährlichen Obulus von 2000 bis 3000 Euro genutzt werden kann, sollen Unternehmen Kosten sparen und Steuervergünstigungen erhalten können. Sie ist laut Fujitsu flexibel genug, um sich den unterschiedlichen Berichtsanforderungen anzupassen.

Fujitsu Eco Track basiert auf einer vergleichbaren Lösung, die der Konzern laut CTO Joseph Reger in Japan schon seit rund zehn Jahren anbietet. Allerdings erfasst sie nicht selbsttätig zum Beispiel via Sensoren alle Energieverbräuche und fasst diese zusammen. Dafür müssen Firmen weitere Systeme vorhalten. Die Software sorgt lediglich dafür, dass sie mit den für einen regelkonfonformen Bericht erforderlichen Daten gefüttert wird.

Das Fujitsu Stylistic Q702 Tablet. Quelle: Fujitsu

Insgesamt rechnet Fujitsu in Europa mit rund 50.000 Unternehmen, für die die neue Lösung interessant sein könnte, weil sie sich Audits zu ihrer Energienutzung stellen müssen. In Deutschland werden Steuerbegünstigungen für Unternehmen des produzierenden Gewerbes schon ab Anfang 2103 nur noch bei einer Erhöhung der Energieeffizienz gewährt. Die muss mit einem staatlich vorgeschriebenen Energie-Audit nachgewiesen werden.

Die Software Fujitsu Eco Track kann Unternehmen dabei unterstützen, den Berichtsanforderungen gerecht zu werden. Die Software erfasst alle relevanten Informationen, die für die Unterstützung des Prüfungsprozesses notwendig sind und gewährleistet so das Einhalten der EU-Richtlinien. Neben der Reduzierung der Energiekosten nennt Fujitsu die Abbildung bestehender Energienutzungsmuster als Vorteil, da sich so effizienter für die Zukunft planen lasse und Bereiche mit Verbesserungspotenzial identifizeren ließen. Die Lösung wird Anfang 2013 in Englisch und Deutsch über den Fujitsu Cloud Store verfügbar sein.

Doch natürlich ist und bleibt Fujitsu auch ein Hardware-Hersteller und hat deshalb auf dem Forum auch eine Familie von Desktop-Produkten vorgestellt. Die Fujitsu X-Line genannte Reihe umfasst PCs, Thin Clients und Displays. Besondern Wert gelegt hat Fujitsu bei der Konzeption der X-Line auf die Einbindungen der Touch-Technologie, die Unterstützung für Kollaborationsfunktionen sowie ein einheitliches Design über alle drei Produktkatagorien. Die unterschiedlich leistungsfähig ausfallende Recheneinheit ist bei allen drei Ausprägungen – PC, Thin Client und Displays – in den Standfuß integriert. Empfohlenes Betriebssystem, um alle Features der Rechner nutzen zu können, ist Windows 8.

Sowohl die neuen Esprimo-PCs als auch die Futro Thin Clients sind mit einem höhenverstellbaren, rahmenlosen 23 Zoll großen HD-Touch-Display mit IPS Panel ausgerüstet. Optional ist ein lediglich 12 Millimetern starker Bildschirm bestellbar. Auffälligste Besonderheit der X-Line-Rechner ist, dass das Display in jede Richtung gedreht oder geschwenkt werden kann. Damit lässt es sich auch so umlegen, dass es parallel zur Tischoberfläche als ortsfestes “Riesentablet” genutzt werden kann.

Eine adaptive Steuerung stellt die Helligkeit des Bildschirms in Abhängigkeit vom Umgebungslicht ein. Mittels Ultraschall-Sensor ist eine rudimentäre Gesichtserkennung möglich: Darüber schaltet das Display automatisch in den Niedrigenergie- oder Sleep-Modus, wenn der Anwender den Schreibtisch verlässt. Über diese Funktion lässt sich der Rechner auch vor unbefugtem Zugriff schützen. Kehrt der Nutzer an seinen Rechner zurück, wird dieser automatisch entsperrt.

Für den Einsatz in Firmen rüstet Fujitsu die Rechner mit den gängigen Sicherheitsstandards aus. Dazu gehören Trusted Platform Module, SmartCard-Leser und eine mögliche Verwaltung über die Fujitsu DeskView Manageability Suite. Ein Kensington-Lock gehört ebenfalls zur Standardausstattung.

Die neue X-Line-Familie von Fujitsu.

Der Desktop-PC Fujitsu Esprimo X913/X913-T ist mit Intel-CPUS (entweder Core i5, Core i3 oder Pentium) lieferbar. Er unterstützt bis zu 16 GByte RAM und weist zwei 2,5-Zoll-Schächte auf. Diese lassen sich mit SATA-II- oder SATA-III-Festplatten mit Kapazitäten zwischen 320 und 750 GByte bestücken.

Ein Gigabit-Ethernet-Port ist standardmäßig vorhanden, WLAN wird optional angeboten. Als Schnittstellen hat Fujitsu zudem viermal USB 3.0, zweimal USB 2.0 und VGA vorgesehen. Außerdem sind je ein Audio-Anschluss für Kopfhörer- und Mikrofon an Bord.

Der Thin Client Futro X913-T lässt sich über das Ethernet-Kabel mit Strom versorgen. Beim Betriebssystem können Kunden zwischen eLux RL oder Windows Embedded Standard wählen. Beide werden durch die Scout Enterprise Management Software unterstützt. Beim Prozessor setzt Fujitsu auf AMD (G-T44R mit 1.2 GHz). Der Arbeitsspeicher lässt sich auf maximal 4 GByte ausbauen. Als Schnittstellen stehen insgesamt acht USB-2.0-Ports zur Verfügung, davon auf der Rückseite und zwei intern, sowie ein VGA-Anschluss und ein Ethernet-Port. WLAN ist optional verfügbar.

Das Fujitsu Display X flankiert die neuen Rechner. Mit ihm bietet Fujitsu eine Möglichkeit, herkömmliche Desktop-PC-Umgebungen an die neue Produktgeneration anzupassen. Sie bieten zudem eine MHL-Schnittstelle. Darüber ist das einfache Anschließen eines Smartphones möglich, das dann so in Kombination mit einem 23 Zoll-Monitor genutzt werden kann, während gleichzeitig der Akku aufgeladen wird.

Die Modelle der Fujitsu X-Line sind ab sofort verfügbar. Der Esprimo X913/X913-T kostet ab 1499 Euro. Auf den Rechner gewährt der Hersteller 3 Jahre Gewährleistung mit Vor-Ort-Service. Der Thin Client Futro X913/X913-T ist ab 669 Euro erhältlich und kommt mit 2 Jahren Garantie. Das Display X23T-1 MHL kostet 299 Euro.

[mit Material von Pierre Mangin, Silicon.fr und Peter Marwan, ITespresso.de]

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Redaktion

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