Aktionär verklagt HP wegen Autonomy-Deal

US-Konzern Hewlett-Packard droht neuer Ärger wegen der verlustreichen Übernahme des Software-Anbieters Autonomy. Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters hat der Aktionär Allan J. Nicolow Klage gegen HP eingereicht. Er wirft dem Unternehmen vor, irreführende Aussagen über die Akquisition getroffen zu haben.

Unter den Beklagten sind der ehemalige CEO Léo Apotheker und seine Nachfolgerin Meg Whitman, wie aus der beim US-Bezirksgericht von Nordkalifornien in San Francisco eingereichten Klageschrift (PDF) hervorgeht. Sie hätten verschwiegen, dass HP die Kontrolle über Autonomy auf Basis von Finanzdaten übernommen habe, auf die kein Verlass gewesen sei. Zudem habe der Konzern seine Investoren nicht darüber informiert, dass er versucht habe, die Übernahmevereinbarung aufgrund der Bilanzprobleme aufzukündigen.

Der Fall soll als Sammelklage verhandelt werden: Nicolow verlangt Wiedergutmachung für alle Investoren, die zwischen dem 19. und 20. November dieses Jahres Aktien von HP gekauft haben. Nachdem HP vergangene Woche mit der Bilanz für sein viertes Geschäftsquartal eine Abschreibung in Höhe von 8,8 Milliarden Dollar auf Autonomy bekannt gegeben hatte, war seine Aktie um mehr als zehn Prozent abgestürzt.

HP an der Börse. Abschreibungen auf Autonomy setzen jetzt noch einen drauf.
Kursverluste von HP an der Börse. Quelle: Statista

Da half es auch nichts, dass HP Autonomy Bilanzmanipulationen vorwarf. Kurz darauf wies Ex-Autonomy-CEO Mike Lynch die Betrugsvorwürfe zurück. Auch Deloitte hat seine vor der Übernahme von Autonomy durch Hewlett-Packard durchgeführte Buchprüfung verteidigt. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft versicherte, nichts von den Unregelmäßigkeiten oder Fehlinterpretationen in Autonomys Bilanz gewusst zu haben.

Der Kauf von Autonomy hatte HP im Herbst 2011 letztlich 11,2 Milliarden Dollar gekostet. Es wollte damit seine Position im Bereich Enterprise-Software stärken. Autonomy war ein Spezialist für die Verwaltung unstrukturierter Daten. Die Übernahme hatte noch Léo Apotheker eingefädelt, der bei Abschluss nicht mehr an Bord war. Der Preis – der höchste, der je für ein britisches Unternehmen gezahlt wurde – galt schon damals bei vielen Beobachtern als zu hoch.

[mit Material von Björn Greif, ZDNet.de]