EMC: Warten auf das Software-definierte Rechenzentrum

EMC-CEO Joe Tucci. Quelle: Harald Weiss.
EMC-CEO Joe Tucci. Quelle: Harald Weiss.

EMCs diesjährige Kundenveranstaltung war ein Multivendor-Event. Genaugenommen hätte die Konferenz “EMC/RSA/VMware/Pivotal-World” heißen müssen, denn EMC dividiert sich immer weiter auseinander. Nachdem bislang die Bereiche Cloud-Computing und Virtualisierung bei VMware angesiedelt waren, hat man jetzt mit Pivotal eine neue Tochter geschaffen in der EMC und VMware große Teile ihrer bisherigen Aktivitäten eingebracht haben. Der Schritt wurde bereits im Dezember angekündigt, allerdings fehlten damals noch wichtige Details, wie zum Beispiel die Beteiligung von General Electric (GE).

Der Elektro-Gigant hat 105 Millionen Dollar in Pivotal investiert, was einem Anteil von zehn Prozent entspricht. Das Engagement soll dazu dienen, dass GE die neue Pivotal-Plattform für seine Arbeiten am “Internet-der-Dinge” nutzen will. Seitens EMC wurde alles rund um die Analytics-Plattform Greenplum sowie die Pivotal Initiative (Pivotal Labs) eingebracht, was einem Anteil von 62 Prozent entspricht. Von VMware kam dann schließlich noch alles, was im Zusammenhang mit deren Cloud-Produkte steht; vor allem also Cloud Foundry und die Middleware vFabric mit den beiden Produktbereichen Spring und GemFire. Hiermit sicherte sich VMware die restlichen Anteile von 28 Prozent an der neuen Pivotal Inc.

VMware wurde mit der Pivotal-Gründung der zukunftsträchtige Bereich von Big-Data-Analytics weggenommen, stattdessen soll sich der Virtualisierungs-Spezialist fortan auf die Automatisierung des Rechenzentrums konzentrieren, dem sogenannten “Software-definierten Rechenzentrum”. Hierzu kündigte VMwares Muttergesellschaft EMC eine neue Software für das Storage-Management an. Unter dem Namen ViPR soll zum Jahresende eine Software für das “Software-defined Storage” auf den Markt kommen. Laut EMC wird ViPR sowohl die Speicherinfrastruktur (Kontrollebene), als auch die Daten innerhalb dieser Infrastruktur (Datenebene) verwalten. Ziel sei es, beispielsweise einen Pool aus High Performance Flash, VMAX und VNX zusammen mit den Scale-out-Systemen von Isilon von einer Konsole aus zu managen. Darüber hinaus soll der ViPR-Controller Schnittstellen zu Amazon S3 und zum Hadoop Distributed File System (HDFS) bieten. Außerdem soll ViPR kompatibel zur Microsoft-Cloud und zu OpenStack sein. Besonders interessant ist dabei, dass ViPR völlig hardwareunabhängig sein soll, das heißt, es sollen sich damit auch alle Storage-Einheiten von Fremdanbietern managen lassen. Das wäre ein Novum für EMC.

Quelle: silicon.de/Harald Weiss
Quelle: silicon.de/Harald Weiss

Mit ViPR könnte EMC die wichtige Lücke zwischen der etablierten Servervirtualisierung und der beginnenden Netzwerkvirtualisierung schließen, was die Voraussetzung für VMwares Konzept eines Software-definierten Rechenzentrums ist. So schwärmte EMC-CEO Joe Tucci bereits von solchen vollautomatischen Rechenzentren. “Die neuen Schlagworte bei der Infrastruktur lauten Abstraktion, Poolbildung, und Automatisierung – und genau hier sind wir bestens aufgestellt”, rief er den diesjährigen Teilnehmern in seiner Keynote zu.

Doch noch ist es nicht so weit. Es scheint, dass die Ankündigung von ViPR etwas voreilig war, denn wann welche Features verfügbar sein werden, steht noch in den Sternen. Das meiste wird wohl erst 2014 auf den Markt kommen. Vor allem bei der Möglichkeit die Storage-Plattformen anderer Anbieter managen zu können, gibt es bislang nur vage Hinweise. Sicher scheint lediglich, dass in der ersten Fassung wohl ein Teil der NetApp-Systeme unterstützt werden. Darüber hinaus sprach EMCs Marketing-VP Chuck Hollis in seiner Präsentation zwar von EMC-Plugins für die Systeme von IBM, Hitachi und HP, doch dazu hieß es dann, dass dieses nur “als theoretische Möglichkeit einer Anbindung” anzusehen sei.