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Die IT als Innovationsmotor? In den meisten deutschen Unternehmen Fehlanzeige!

Dies ist ein zentrales Ergebnis der aktuellen Analyse „Von der Kostenstelle zum Innovationsmotor!? Die interne IT im Wandel“, die das Marktanalyse- und Beratungsunternehmen Pierre Audoin Consultants (PAC) im Rahmen des Forschungsprojekts ProdIT (Produktivität IT-basierter Dienstleistungen) veröffentlicht hat. Für die Analyse wurden IT-Verantwortliche aus mehr als 140 Unternehmen in Deutschland befragt.

Die in vielen Unternehmen anstehende digitale Transformation hat die Diskussion um die Rolle interner IT-Organisationen neu entfacht. Eine enge Zusammenarbeit zwischen IT und Business ist schließlich essenziell, um die rasanten technologischen Entwicklungen rund um Cloud, Mobile, Social oder Big Data erfolgreich und nutzbringend für das eigene Geschäft zu adaptieren.

“Interne IT-Organisationen besitzen wegen ihrer Nähe zum Business und ihrem Wissen um die internen Prozessabläufe beste Voraussetzungen, um sich dauerhaft als strategischer Partner der Fachbereiche zu etablieren und so ihre Daseinsberechtigung, die im Zuge der Outsourcing-Diskussion häufig angezweifelt wurde, unter Beweis zu stellen”, erläutert Dr. Andreas Stiehler, Lead Analyst der Studie. Dazu müssen sich heutige IT-Abteilungen jedoch als echte Dienstleister und Innovationsmotoren profilieren, indem sie ihre Nähe zum Business als Wettbewerbsvorteil (auch gegenüber externen Dienstleistern) ausspielen.

Für die Steuerung ihrer Produktivität bzw. Performance bedeutet dies, dass insbesondere Parameter wie Service-Qualität, End User Experience und Maximierung des Business Value betont werden sollten. Doch von diesem Leitbild der IT als Innovationsmotor sind die meisten internen IT-Organisationen laut der PAC-Analyse heute weit entfernt.

Ziele von IT-Innovationsprojekten. Quelle: PAC

“Die meisten IT-Abteilungen in deutschen Unternehmen präsentieren sich heute eher als Kostenstelle, deren Aktivitäten darauf gerichtet sind, eine hohe Verfügbarkeit und Kosteneffizienz im IT-Betrieb zu gewährleisten.” Die Optimierung von Geschäftsprozessen oder die Förderung geschäftlicher Innovationen rangieren dagegen bei den selbstgesteckten Entwicklungszielen erst ganz am Ende der Skala.

Auch alle weiteren Ergebnisse der PAC-Untersuchung – vom Kennzahleneinsatz für die Messung der Performance über die Einschätzung des Verbesserungsbedarfs bis hin zu IT-Lieferantenentwicklung und Zielen des Innovationsmanagements – fügen sich nahtlos in dieses Bild ein. Kosten- und Effizienzparameter dominieren, wogegen eine bessere Unterstützung der geschäftlichen Anforderungen, eine Verbesserung der End User Experience oder die Förderung geschäftlicher Innovationen in den meisten IT-Organisationen hintenanstehen.

Stiehler hält diese Ausrichtung der Ziel- und Steuersysteme für verfehlt: „Statt sich auf ihre Stärken zu fokussieren, feilen die meisten IT-Organisationen heute daran, ihre Schwächen gegenüber externen Dienstleistern wettzumachen. Aber in puncto Kosteneffizienz und Verfügbarkeit werden spezialisierte Dienstleister, die skalieren können, immer im Vorteil sein.“ Besser wäre es für die interne IT daher, in Commodity-Bereichen die Outsourcing-Karte zu ziehen und sich stattdessen stärker als strategischer Partner des Business zu profilieren.

Der PAC-Analyst benennt auch die Folgen einer passiven Ausrichtung: „Fühlen sich die Fachbereiche von der internen IT nicht angesprochen, nehmen sie eben selbst das Heft des Handelns in die Hand“. Die Analyse von Entscheidungsstrukturen im Rahmen der Studie unterstreicht dies: Selbst bei traditionellen IT-Domänen wie der Entwicklung von IT-Lösungen für die Fachbereiche sitzt die IT in der Mehrheit der Unternehmen zwar mit am Tisch, ist aber nicht mehr Hauptentscheider oder Projektleiter. Bei der Gestaltung von Geschäftsprozessen oder von Innovationen hat die interne IT in der Mehrheit der Unternehmen allenfalls eine beratende Funktion.

Einbeziehung der IT in IT- und Business-Aktivitäten. Quelle: PAC

PAC hält diese Entwicklung für riskant: IT-Wildwuchs oder weitere Inseln in der IT als Folge von Einzelinitiativen der Fachbereiche ohne Steuerung durch die IT-Abteilung führen bei der anstehenden digitalen Transformation nur zu suboptimalen Ergebnissen und damit zu einem Verlust der Wettbewerbsfähigkeit. Eine stärkere Einbeziehung der IT in strategische Entscheidungen des Business sei deshalb zwingend erforderlich.

Allerdings sieht PAC hierbei zunächst die IT-Abteilungen selbst in der Pflicht: „Wer die Förderung des Business nicht zum obersten Ziel erklärt, der braucht sich über fehlende Anerkennung als Businesspartner nicht zu beklagen“, schließt Stiehler.

Der Report entstand im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Forschungsvorhabens “ProdIT” (“Produktivität IT-basierter Dienstleistungen”). Gemeinsam untersuchen die drei Forschungspartner – ZEW, Universität Mannheim und PAC – Methoden und Kennzahlen zur Steuerung und Messung der Produktivität in der IT-Services-Branche. Dabei wird das Thema sowohl aus volkswirtschaftlicher als auch aus Prozess- und Organisationssicht beleuchtet. Das Marktanalyse- und Beratungsunternehmen PAC befasst sich im Rahmen von ProdIT mit der produktivitätsorientierten Steuerung von IT-Services-Organisationen.

Der ausführliche Report steht zum kostenlosen Download zur Verfügung.

Weitere Informationen zum Forschungsprojekt ProdIT: www.zew.de/prodit2013.

Redaktion

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