Treue Mainframe-Anwender

Rund ein viertel aller Mainframe-Anwendungen sind bereits mobil oder über die Cloud erreichbar. Allerdings scheint es, wie eine Studie von Micro Focus jetzt zeigt, für viele Anwender nicht gerade einfach, diesen Brückenschlag zu schaffen. Dennoch wollen die meisten Mainframe-Nutzer dieser Plattform treu bleiben.

Applikationen nieder, vor allem kleinere Unternehmen haben nahezu den gesamten Investitionsbedarf beim Mainframe. Quelle: Vason Bourne
Der Moderninisierungsstau in der IT schlägt sich bei Anwendern vor allem in Mainframe-Applikationen nieder, vor allem kleinere Unternehmen haben nahezu den gesamten Investitionsbedarf beim Mainframe. Quelle: Vanson Bourne

Eines der nach wie vor größten Probleme für Mainframe-Anwender ist, entsprechende Fachkräfte zu finden. Eine aktuelle Studie von Vanson Bourne im Auftrag von Micro Focus zeigt, dass 78 Prozent der befragten deutschen IT-Verantwortlichen Probleme haben, qualifiziertes Fachpersonal mit Mainframe-Know-how zu finden.

Und das wächst sich schnell zu einem demografischen Problem aus, denn immer mehr Mitarbeiter mit entsprechenden Kenntnissen wechseln in den Ruhestand. Knapp die Hälfte aller Mainframe-Nutzer schätzt, dass etwa bei erforderlichen Änderungen an aktuell genutzten Mainframe-Anwendungen das ursprüngliche Applikations-Know-how sehr wahrscheinlich oder sicher nicht mehr im Unternehmen vorhanden ist. 78 Prozent der Befragten bestätigen auch, dass in diesen Fällen auch keine vollständigen Dokumentationen vorliegen.

Von den insgesamt 590 weltweit befragten CIOs und IT-Verantwortlichen fordern daher mehr als zwei Drittel, dass in den Universitäten wieder vermehrt in COBOL und Mainframe-spezifische Kenntnisse investiert wird. Weltweit ist der Mainframe nur noch in 27 Prozent der akademischen Institutionen in der Lehre vertreten. 18 Prozent der Universitäten sehen das als festen Bestandteil der Ausbildung und 9 Prozent bieten Mainframe-Technologien als Wahlfachoption.

Doch daneben zeigt die Studie auch weitere Probleme auf. Denn der Mainframe sperrt sich offenbar gegen moderne Anforderungen wie dem mobilen Zugriff oder gegen die Cloud. Derzeit können auf 24 Prozent der Mainframe-Applikationen über die Cloud zugegriffen werden. Dieser Wert könnte laut Meinung der Verantwortlichen innerhalb der nächsten beiden Jahre auf 31 anwachsen.

Rund 25 Prozent der aktuellen Mainframe-Applikationen ermöglichen einen Zugang über die Cloud. Rund 80 Prozent der Befragten erklären jedoch auch, dass es mit Schwierigkeiten verbunden ist, Mainframe-Anwendungen für die Cloud zu entwickeln. Doch aus den Wachstumszahlen schließen die Autoren von Vason Bourne, dass derzeit bei einigen Mainframe-Anwendern daran gearbeitet wird, die Mainframe-Anwendungen in moderne Infrastrukturen einzubinden.

Dennoch wollen weltweit lediglich 11 Prozent den Mainframe innerhalb der nächsten fünf Jahre ausmustern.
Dennoch wollen weltweit lediglich 11 Prozent den Mainframe innerhalb der nächsten fünf Jahre ausmustern.

Dem widerspricht allerdings das Ergebnis, dass der Mainframe Debt von im Schnitt 8,5 Millionen Dollar im Jahr 2012 auf 11 Millionen Dollar im Jahr 2013 gestiegen ist. Unter Debt verstehen die Analysten von Vanson Bourne den Betrag, der nötig ist, um Anwendungen auf den neuesten Stand zu bringen. So hätten viele Anwender 2012 wie auch 2013 ihre Mainframe-Anwendungen nicht modernisiert.

Der Anteil an der Mainframes liegt mit im Schnitt 11 Millionen Dollar bereits über der Hälfte der gesamten “IT-Bringschuld” der Unternehmen, die Vason Bourne mit rund 18 Millionen Dollar beziffert. Das wiederum bedeute, dass der größte Anteil von Legacy-Software auf dem Mainframe vorgehalten wird. “Das ist vor allem in kleineren Unternehmen der Fall, wo nahezu der gesamte IT-Debt im Mainframe lokalisiert ist.”

Vanson Bourne kommt auch zu dem Schluss, dass sich das schnell zu einer Kostenfalle entwickeln könnte, denn Out-of-Date-Software auf dem Mainframe zu pflegen verteuere sich über die Zeit. 95 Prozent der Verantwortlichen geht darüber hinaus davon aus, dass sich der IT-Debt in ihrem Unternehmen um im Schnitt 9 Prozent erhöhen wird.

Doch anders als man angesichts dieser Aussichten vermuten möchte, zeigt die Studie “The challenges of using mainframes” in Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeiter, dass die überwiegende Mehrheit der Unternehmen auch in den nächsten Jahren weiterhin auf Mainframe-Applikationen setzen wird.

Auf die Frage nach der Dauer antworten in Deutschland 58 Prozent für “die nächsten fünf bis zehn Jahre”. 22 Prozent gehen davon aus, noch in zehn bis zwanzig Jahren Mainframes einzusetzen und immerhin 2 Prozent der deutschen Anwender wollen den Mainframe über 20 Jahre lang verwenden. Lediglich 14 Prozent wollen ihre Mainframes nur noch maximal fünf Jahre nutzen.

“Das Untersuchungsergebnis zeigt eindeutig, dass Mainframes weiterhin eine Schlüsseltechnologie bleiben werden”, erklärt Mathias Mezger, Director Enterprise Solutions bei Micro Focus. “Nach wie vor befinden sich bei vielen Unternehmen die Kernanwendungen auf Großrechnern. Dass Unternehmen aber an einer kontinuierlichen Modernisierung dieser Applikationen nicht vorbeikommen, liegt auf der Hand. Nur so können sie mit geänderten Geschäftsanforderungen oder neuen regulatorischen Vorgaben Schritt halten. Genau an diesem Punkt liegt jedoch einiges im Argen.”

Die Untersuchung “The challenges of using mainframes” hat Vanson Bourne Ende 2013 im Auftrag von Micro Focus durchgeführt. Befragt wurden 590 IT-Verantwortliche in Deutschland (100), Frankreich (100), Großbritannien (100), Australien (35), Brasilien (100), Hongkong (15), Neuseeland (15), Singapur (25) und den USA (100).