Microsoft gibt SQL Server 2014 frei

SQL Server (Grafik: Microsoft)

Mit BMW, Lufthansa und bwin kann Microsoft bereits erste namhafte Anwender von SQL Server 2014 ins Rennen werfen, die von der Integration einer In-Memory-Technologie und einer engeren Integration mit Azure profitieren.

Microsofts macht SQL Server 2014 ab sofort verfügbar. Die RTM-Version (Release To Manufacturing) hat Microsoft bereits am 18. März zur Verfügung gestellt. Wichtigste Neuerungen der verbreiteten Datenbank-Plattform sind laut Microsoft neben einer In-Memory-Technologie auch die verbesserten Backup-Möglichkeit über Windows Azure. So lassen sich etwa für Desaster Recovery der SQL Server in Azure spiegeln.

SQL Server 2014 ist in drei verschiedenen Versionen erhältlich. Die Enterprise Edition ist für geschäftskritische Anwendungen und Data Warehousing gedacht, während die Business Intelligence Edition für Premium-Unternehmen und Self-Service-BI optimiert ist. Außerdem gibt es noch die Standard Edition mit Basis-Datenbank, Reporting- und Analysefunktionen. Anwender können SQL Server 2014 180 Tage kostenlos testen. Preise und Lizenzierung sollen der Version 2012 entsprechen.

Nach Angaben des Herstellers setzen BMW, bwin und Lufthansa die neue Version bereits in geschäftskritischen Umgebungen ein. Bei der Lufthansa erweitert SQL Server 2014 darüber hinaus auch die Sicherung und Hochverfügbarkeit im Zusammenspiel mit der Microsofts Cloud-Plattform Azure.

Als wichtigste Neuerung gilt In-Memory-Online Transaction Processing (OLTP), die laut Microsoft die Leistung verdreißigfachen kann, ohne dass Änderungen an Code oder Hardware vorgenommen werden. Microsoft hat die Technologie unter dem Codenamen “Hekaton” entwickelt. Der Hersteller ergänze damit die umfassenden In-Memory-Funktionen für Data Warehousing und Business Intelligence in SQL Server.

Laut einem Microsoft-Paper kann der Wettanbieter bwin durch ein In-Memory-Data-Warehouse in SQL-Server die Leistungsfähigkeit bei Abfragen um den Faktor 340 verbessern. Quelle: Microsoft.
Laut einem Microsoft-Paper kann der Wettanbieter bwin durch ein In-Memory-Data-Warehouse in SQL-Server die Leistungsfähigkeit bei Abfragen um den Faktor 340 verbessern. Quelle: Microsoft.

Für Hekaton arbeiteten das Microsoft SQL Server Team und die Database Group von Microsoft Research über fünf Jahre hinweg zusammen. Als Vertreter der Forschungsabteilung erklärt Microsoft-Mitarbeiter Paul Larson in einem Artikel zur Entwicklungsgeschichte, traditionelle Datenbank-Modelle “gehen davon aus, dass Daten auf Disks liegen und auf Disk-Pages gespeichert sind. Das sorgt für eine Menge Zusatzaufwand, wenn man auf Aufzeichnungen zugreift. Leben die Daten vollständig im Memory, können wir weit, weit einfachere Datenstrukturen nutzen. Die Index-Datenstrukturen und Storage-Strukturen von Hekaton sind nach dem Konzept optimiert, dass im Fall als Memory-optimiert geltender Tabellen alle Aufzeichnungen im Memory leben.”

Laut Microsoft soll sich durch die Anbindung an Microsoft Azure sowohl die Anschaffungs- wie auch die Betriebskosten von Desaster Recovery minimieren lassen. Quelle: Microsoft
Laut Microsoft soll sich durch die Anbindung an Microsoft Azure sowohl die Anschaffungs- wie auch die Betriebskosten von Desaster Recovery minimieren lassen. Quelle: Microsoft

Um Probleme mit der Skalierung zu verhindern, hat das Hekaton-Team Mechanismen für Gleichzeitigkeit von Änderungen entwickelt. Von einem Verteilungsansatz, bei dem ein Mehrkern-Prozessor als verteiltes System galt, wechselten sie zu einem Konzept ohne Sperren. (Sperren sollen üblicherweise Datenkorruption durch gleichzeitige Änderungen an einem Datensatz verhindern.)

Wichtig zu wissen ist allerdings, dass Hekaton nur in der Enterprise-Version von SQL 2014 enthalten ist. Die Ausgaben Standard, BI, Web und Express müssen ohne das neue In-Memory-System auskommen.

Parallel entwickelten Forscher der Research Database Group zusammen mit der Communication and Storage Systems Group ein Indizierungssystem für Hochgeschwindigkeitszugriffe auf Daten, das sie “Bw-tree” nannten. Es resultiert in deutlich verbesserter Prozessor-Cache-Leistung und ist daher ebenfalls in die Final von SQL Server 2014 eingegangen.

Ein weiteres Designziel war eine einfachere, nahtlose Backup-Möglichkeit via Microsoft Azure, sodass im eigenen Rechenzentrum vorgehaltene Daten auf Instanzen-Level in der Cloud gespeichert werden können, um Disaster Recovery zu ermöglichen. Solche Backups lassen sich automatisch erstellen oder von Hand anstoßen. Die Wiederherstellung erfolgt nötigenfalls in Form einer Azure Virtual Machine.

Eine erste Community Technology Preview (CTP) von SQL Server 2014 hatte Microsoft im Juni 2013 herausgegeben. Die zweite folgte dann Ende letzten Jahres. Speziell zu Hekaton ist außerdem ein Erklärungsvideo auf Youtube verfügbar.

[mit Material von Kai Schmerer, ZDNet.de]

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