Ex-VKontakte-CEO verlässt Russland

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Bereits im Januar musste Pawel Durow nach eigener Aussage auf Druck von außen seine letzten Anteile verkaufen. Er vermutet, dass seine Weigerung Daten von russischen und ukrainischen Oppositionellen an den Geheimdienst FSB herauszugeben, der Grund dafür war.

Pawel Durow ist nicht mehr CEO des größten russischen Social Network VKontakte (vk.com) und hat das Land verlassen. Auf seiner VKontakte-Seite schreibt er: “Scheinbar wurde ich heute als Generaldirektor von VKontakte entlassen. Interessanterweise hatten die Teilhaber nicht den Mut, das direkt zu tun. Ich habe von meiner mysteriösen Entlassung aus der Presse erfahren.”

Pawel Durow (Bild: via VKontakte)
Pawel Durow (Bild: via VKontakte)

VKontakte-Gründer Durow erklärte gegenüber TechCrunch, dass er sich nicht mehr in Russland befinde und derzeit auch nicht mehr in sein Heimatland zurückkehren werde. “Leider sind in diesem Land derzeit keine Internet-Unternehmen möglich.”

Die Berichte über Durows Entlassung stammen offenbar von der russischen Agentur Interfax. Zuvor gab es bereits einen längeren Streit. Der ehemalige CEO erklärte am 1. April selbst seinen Rücktritt. Er begründete diesen Schritt mit einer Einschränkung seiner Freiheiten durch eine geänderte Teilhaberstruktur. Seine Entscheidung revidierte er bereits am 3. April, da sie die Zukunft von VKontakte bedrohe. Kurz darauf ging er detaillierter auf seinen Rücktritt ein. Demnach empfand er die neuen Teilhaber, den Investmentfonds UCP und die Gruppe Mail.ru beziehungsweise ihre Vertreter, als Bedrohung. “Die Site steht jetzt voll unter der Kontrolle von Igor Setschin und Alischer Usmanow – eine unvermeidliche Entwicklung im heutigen Russland.” Beide gelten als Kreml-freundliche Oligarchen.

Setschin soll ein enger Geschäftspartner von UCP-Chef Ilja Schtscherbowitsch sein. UCP hat jedoch erklärt, dass Setschin weder ein Klient noch ein Teilhaber sei, berichtete Reuters. Darüber hinaus habe der Fonds der Entlassung von Durow nicht zugestimmt. Beim nächsten Treffen des Aufsichtsrats müsse die Frage geklärt werden.

Durow hat seine eigene Theorie, wie es zu seiner Entlassung kam. Demnach war seine “öffentliche Weigerung” mit dem russischen Inlandsgeheimdienst FSB zusammenarbeiten der Grund dafür. Er sei deswegen auch im Januar zum Verkauf seiner verbleibenden Anteile von 12 Prozent gezwungen worden. Der FSB wollte damals persönliche Daten von ukrainischen Oppositionellen, was VKontakte verweigerte. Ein von ihm veröffentlichtes offizielles Schreiben listet in der Tat 39 bei VK.com registrierte ukrainische Einzelpersonen und Gruppierungen auf.

In einem zweiten Fall forderte der FSB Durow zufolge bereits im Jahr 2011 und erneut 2014, eine gegen Korruption gerichtete VK-Gruppe zu schließen. Sie wurde von dem prominenten Blogger Alexei Nawalny angeführt. Der FSB habe sogar mit einer Zensur von VK.com gedroht.

[mit Material von Florian Kalenda, ZDNet.de]

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