IBM sieht sich schwierigen Zeiten gegenüber

Mitte der Woche lädt IBM Investoren. Im Vorfeld macht CEO Ginni Rometty schon mal klar, dass die Talsohle noch nicht ganz durchschritten ist. Wachstum hat derzeit keine hohe Priorität bei IBM. Da sieht es bei der Entwicklung neuer Geschäftsfelder anders aus.

IBM-CEO Trotz historisch niedringen Umsatzzahlen fühlt sich IBM CEO Ginni Rometty für die Zukunft gerüstet. Quelle: IBM Ginni Rometty (Bild: IBM)
Trotz historisch niedriger Umsatzzahlen fühlt sich IBM CEO Ginni Rometty für die Zukunft gerüstet. Quelle: IBM

IBM ist auf die Zukunft vorbereitet, auch wenn das Unternehmen derzeit eine Durststrecke durchlebt. In einem Interview erklärt CEO Virginia Rometty, dass IBM auf das nächste Jahrzehnt gut vorbereitet ist. Das Unternehmen mache aber derzeit “schwierige Zeiten” (Rocky Times) durch, wie sie in einem Interview mit der New York Times erklärte. Hintergrund des Gesprächs ist die jährliche Investorenkonferenz von IBM.

Erst im vergangenen Monat musste IBM seit fünf Jahren den niedrigsten Quartalsumsatz melden. IBM ist traditionell ein Lieferant für Rechenzentrumstechnologien. Und als einer der wichtigsten Unternehmen in diesem Bereich trifft IBM natürlich die Konkurrenz aus der Cloud von Amazon, Microsoft, Google und Salesforce besonders hart. Denn die Dienste dieser Anbieter drücken die Investitionen in Hardware, Software und Services in Rechenzentren.

Und ein Teil dieses Rückgangs bei den Umsätzen sei auch durchaus beabsichtigt, bekräftigt Rometty. Seit 2000 hat IBM Geschäftsbereiche verkauft, die zusammen einen Umsatz von 16 Milliarden Dollar machten. Darin ist etwa der Verkauf der PC-Sparte an Lenovo enthalten. Seit 2012, als Rometty als CEO antrat, habe IBM Unternehmensbereiche im Wert von 2 Milliarden Dollar verkauft. Wenn die Transaktion der x86-Server-Sparte an Lenovo abgeschlossen sein wird, steigt diese Zahl auf 6 Milliarden Dollar. Möglicherweise wird sich IBM auch aus der Chip-Produktion zurückziehen. Das geht natürlich auch mit Stellenabbau einher.

IBM will sich offenbar verschlanken. “Wir wollen keine leeren Kalorien”, erklärt Rometty. “Wenn uns also Leute zu Wachstum drängen wollen, dann ist das nicht meine wichtigste Priorität.” Statt dessen hebt die IBM-Chefin IBMs Investitionen in Wachstumsmärkte hervor. Dazu zählt unter anderem die rund 2 Milliarden Dollar schwere Übernahme von SoftLayer.

Im zurückliegenden Jahr meldete IBM ein Wachstum des Cloud-Business von 69 Prozent. 4,4 Milliarden Dollar setzt das Unternehmen hier vor allem mit Private Cloud Technologien um. Die Ankündigung, 1,2 Milliarden Dollar in den Ausbau von 40 Cloud-Zentren in 15 Ländern investieren zu wollen, soll den Bereich Public Cloud stärken, in dem derzeit Amazon Web Services den Markt anführt.

Neben dem Cloud-Computing hat IBM aber vor allem in den Bereich Big Data Analysis investiert. Seit 2005 hat IBM hier etwa 30 Unternehmen zugekauft und etwa 24 Milliarden Dollar investiert. Dieses Verhältnis zeigt auch, dass IBM künftig weniger als Infrastrukturanbieter auftreten wird, sondern vielmehr vor allem bei der Analyse von Daten eine Zukunft sieht.

Die Künstliche-Intelligenz-Lösung Watson wird hier auch eine Rolle spielen. Was derzeit eher noch ein wissenschaftliches Projekt ist, soll schon bald auch Unternehmen zu Gute kommen. Und zu Beginn des Jahre hatte IBM erklärt, 1 Milliarde Dollar in den neuen Geschäftsbereich “Watson” zu investieren, auch wenn das noch mit gewisser Skepsis beobachtet wird.

All diese neuen Technologien sind vielversprechend, verursachen derzeit jedoch noch wenig Umsatz. Doch das soll sich laut Ginni Rometty zumindest mittel- bis langfristig anders werden: “Wir führen dieses Unternehmen in das nächste Jahrzehnt. Und das ist kein Job, den man in einem Jahr erledigt, nicht wenn man ein 100-Milliarden-Dollar-Unternehmen ist.”

[mit Material von Mathew Broersma, TechweekEurope.co.uk]