Spionage-Verdacht: Russland fordert Source-Code von Apple und SAP

NSA überwachung auch ohne Gerichtsbeschluss.

Die Debatten um Wirtschaftssanktionen gegen Russland schlagen derzeit hohe Wellen. Jetzt könnten auch IT-Unternehmen betroffen sein. Russische Behörden schlagen vor, dass Unternehmen wie SAP oder Apple Source-Code übergeben sollen, damit Hintertüren in den Software-Produkten ausgeschlossen werden können.

SAP-Niederlassung in Moskau. SAP soll laut dem russischen Ministerium für Kommunikation und Massenmedien Quellcode an die russischen Behörden übergeben. Quelle: SAP
SAP-Niederlassung in Moskau. SAP soll laut dem russischen Ministerium für Kommunikation und Massenmedien Quellcode an die russischen Behörden übergeben. Quelle: SAP

Die weit verbreiteten Software-Produkte etwa von SAP oder Apple sollen nicht zu Spionage-Zwecken genutzt werden können. Daher haben russische Behörden jetzt vorgeschlagen, dass diese Technologie-Konzerne ihren Code zur Überprüfung durch russische Experten frei geben.

Der Vorschlag stammt von dem Kommunikationsminister Niklolai Nikiforov. Der hatte diesen Vorschlag bei einem Treffen mit dem General Manager von Apple Russland, Peter Engrob Nielsen, und dem Managing Director von SAP Russland .Vyacheslav Orekhov, vergangene Woche unterbreitet, wie es jetzt laut der Nachrichtenagentur Reuters in einer Mitteilung des Kommunikationsministeriums heißt.

“Die Enthüllungen von Edward Snowden 2013 und die Aussagen der US-Regierung über die Ausweitung der Überwachung von Russland im Jahr 2014 haben jetzt erhebliche Zweifel an dem Vertrauen in ausländische Hardeware und Software laut werden lassen”, so Nikiforov in einer Pressemitteilung des Ministeriums für Kommunikation und Massenmedien.

Russische Behörden wollen mit diesem Vorschlag laut eigenen Angaben die Daten von Personen, Unternehmen und letztlich auch die Sicherheitsinteressen des Staates sicherstellen. Für Hersteller proprietärer Software wie SAP und Apple hingegen dürfte dieser Schritt kaum vertretbar sein.

Nikiforov erklärt dazu: “Offensichtlich haben Unternehmen, die den Source-Code ihrer Programme offenlegen, nichts zu verbergen, aber diejenigen, die in diesem Fall nicht mit Russland zusammenarbeiten wollen, könnten in ihren Produkten Funktionen verbergen.”

Dieser Vorschlag erfolgt zu einem Zeitpunkt, an dem Russlands Beziehungen mit dem Westen unter Druck stehen. So hatten die USA erst in dieser Woche eine Reihe von Sanktionen gegen den russischen Finanzsektor gestartet. Auch die EU hatte sich am Dienstag darauf verständigt aufgrund der Krise in der Ukraine, den Druck gegen Moskau zu erhöhen und hatte Sanktionen gegen russische Banken beschlossen. Eine der russischen Reaktionen darauf, ist vorerst kein Obst und Gemüse aus Polen mehr zu importieren, deutlich mehr Gewicht, dürfte jedoch die Ankündigung haben, dass Russland unverzüglich die Energiepreise anheben werde.

Allerdings ist Russland derzeit nicht die einzige Nation, die sich im Nachgang an die Enthüllungen um mehr Informationssicherheit sorgt. Auch Deutschland, Brasilien oder Indien überprüfen derzeit ihre Infrastrukturen. So installiert etwa das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnologie im Berliner Regierungsviertel derzeit ein neues Netz aus Handymasten, das die illegale Überwachung von Telefonaten erschweren soll.