NSA hat Direktzugriff auf deutsche Netze

“Eindeutig strafbar” nennen Experten das Projekt Treasure-Map, in Rahmen dessen die NSA auf die Netze deutscher Provider wie der Telekom zugreift. Das BSI prüfe derzeit die Berichte.

Ein Auszug aus dem NSA-Programm Treassure Map zeigt den deutschen Provider Stellar. Via: The Intercept
Ein Auszug aus dem NSA-Programm Treassure Map zeigt den deutschen Provider Stellar. Auch die deutsche Telekom soll von den Überwachungen in diesem Programm betroffen sein. Via: The Intercept

Aus bisher unveröffentlichten Unterlagen von Edward Snowden zitiert jetzt der Spiegel. Demnach sollen die Five Eye Geheimdienste National Security Agency und GCHQ angeblich über geheime Zugriffsmöglichkeiten auf die Netze deutscher Anbieter verfügen. Wie aus einer Grafik in den Unterlagen hervorgehe, die dem Blatt vorliegen, sollen dabei neben der Deutschen Telekom auch der Provider Netcologne genannt sein. Die Geheimdienste haben demnach innerhalb dieser beiden Netze technische Zugangspunkte. Die Grafik in dem undatierten Dokument stamme angeblich aus dem Programm Treasure-Map.

Laut Bericht soll Treasure Map eine Art “Google Earth für das Internet” sein. Die Geheimdienste verfolgen damit das Ziel, das Internet vollständig zu kartographieren. Analysten beider Geheimdienste seien sogar in der Lage, einzelne Router und auch mit dem Internet verbundene Rechner, Smartphones und Tablets “nahezu in Echtzeit” zu visualisieren. Solche Informationen nutzen NSA und GCHQ laut Spiegel-Bericht für die Planung von Cyberangriffen und für Netzwerkspionage.

Des weiteren nennt der Spiegel-Bericht die Internet-Provider Stellar, Cetel und IABG. Dass der britische Geheimdienst Government Communications Headquarters (GCHQ) die drei deutschen Firmen ausspioniert, war schon im März durchgesickert. Nun meldet Der Spiegel, ein GCHQ-Dokument bezeichne 16 Stellar-Mitarbeiter als Zielpersonen und enthalte sogar Kennwörter für Server von Stellar-Kunden.

Ali Fares, IT-Chef des in Hürth bei Köln ansässigen Unternehmens Stellar, sagte dem Bericht zufolge, das Dokument enthalte “Geschäftsgeheimnisse und sensible Informationen”. Stellar-Geschäftsführer Christian Steffen ergänzte: “Ein solcher Cyberangriff ist nach deutschem Recht eindeutig strafbar.”

Von der Telekom und Netcologne heißt es, dass Nachforschungen bisher keine Hinweise auf verdächtige Aktivitäten oder Datenströme gefunden werden konnten. “Der Zugriff ausländischer Geheimdienste auf unser Netz wäre völlig inakzeptabel”, so Telekom-Sicherheitschef Thomas Tschersich gegenüber dem Spiegel. “Wir gehen jedem Hinweis auf eine mögliche Manipulation nach. Zudem haben wir die deutschen Sicherheitsbehörden eingeschaltet.”

Das bestätigt das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) in einer am Sonntag veröffentlichten Stellungnahme. Es sei “über den Sachverhalt, der im Beitrag des Magazins ‘Der Spiegel’ dargestellt” sei, unterrichtet. “Das BSI ist zusammen mit weiteren Behörden im Rahmen der Analyse des Sachverhalts aktiv. Weitere Auskünfte kann das BSI derzeit nicht geben.”

Einem früheren Bericht der Süddeutschen Zeitung zufolge soll die NSA zumindest zwischen 2004 und 2007 Internetdaten über den Bundesnachrichtendienst erhalten haben. Der BND wiederum fing die Informationen am Frankfurter Knoten DE-CIX ab.

Möglicherweise wurden dabei nicht nur die Öffentlichkeit und Politiker, sondern auch das Betreiberunternehmen DE-CIX getäuscht. Im Juli 2013 hatte DE-CIX nämlich auf Nachfrage der Bundesregierung erklärt, ausländische Geheimdienste hätten keinen Zugang gehabt. Auch im Juni 2014 stritt das Unternehmen jegliche Kenntnis ab.

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