SAP-Anwender fordern “Standard-Schrauben”!

DSAG (Bild: DSAG)

SAP treibt im atemberaubenden Tempo die Entwicklung der eigenen Produkte voran. Damit gibt es auch kaum eine aktuelle Technologie, die SAP nicht ins Portfolio übernimmt. Das ist nicht nur für den Hersteller eine große Aufgabe, sondern auch für Anwender.

SAP Anwendern fordern mehr Unterstützung von dem Software-Anbieter ein. Bei den Technologie-Tagen der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG) versucht die Vereinigung unter dem Motto “Im Prisma der Technologie” eine Einordnung von der SAP in den verschiedenen Technologie-Bausteinen zu bekommen.

DSAG TEchnologie-Tage 2015. (Bild: DSAG)

Offenbar fühlen sich einige Anwender durch die schnelle und breit gefächerte Entwicklung des Produktportfolios der SAP SE herausfgefordert. So müssten “Details und Strukturen der aktuellen SAP-Technologien unter verschiedenen Aspekten beleuchtet und eingeordnet werden”.

Und bei dieser Herausforderung scheinen die SAP-Anwender sich derzeit mehr Unterstützung von der SAP zu wünschen. Diese soll einerseits technologisch abgebildet werden, indem Standards geschaffen werden. Auf der anderen Seite wünschen sich die Anwender auch organisatorische Unterstützung etwa in Punkto Planungssicherheit. Denn die Produktzyklen werden kürzer und die Änderungsgeschwindigkeit steigt.

Weiter teilt die Anwendervereinigung mit, dass im SAP-Produktportfolio in vielen Bereichen praktisch jede verfügbare Technologie in irgendeiner Form vertreten sei. Obwohl sich SAP Einfachheit auf jeder Ebene auf die Fahne geschrieben hat, macht diese Komplexität die Einführungen von entsprechenden Produkten aufwändig. Zudem erschwere es für Anwender den Wechsel oder die Weiterentwicklung von Anwendungen.

“Ich sehe eine zentrale Aufgabe der SAP darin, die Anwendungen zu standardisieren. Je besser die einzelnen Komponenten untereinander kommunizieren, umso schneller lassen sich neue Lösungen einsetzen. Damit kann die IT die neuen Anforderungen aus den Fachbereichen zeitnah mit stabilen Prozessen unterstützen”, erklärt Hans-Achim Quitmann, zuständig für den Bereich Technologie bei der DSAG. “Es ist wie mit einer Schraube. Ist sie standardisiert, lässt sie sich ohne Anpassungsaufwand in genormte Bauteile eindrehen – schnell und einfach. Das erwarten wir im übertragenen Sinn auch von SAP-Lösungen.”

Diese Standardisierung sollte jedoch nicht bei den SAP-Produkten halt machen, sondern auch – etwa bei Internet of Things oder Digitalisierung – Anwendungen unterschiedlicher Hersteller mit vertretbarem Aufwand zu verknüpfen.

Unternehmen stehen zudem vor der Aufgabe, mobile Lösungen an das Backend anzuschließen, hybride Cloud-Szenarien umzusetzen oder Geräte miteinander zu verbinden. In diesem Zusammenhang spielen Schnittstellen eine wesentliche Rolle. Standards helfen auch hier, Projekte zu beschleunigen, ist man bei der DSAG überzeugt. “Stellen Sie sich vor, was es bedeutet, wenn der Einkaufsprozess auf dem Smartphone als ‚App‘ zur Verfügung steht, die von jedem geladen werden kann und die auf jedem Gerät lauffähig und performant ist”, erklärt Hans-Achim Quitmann.

Damit das Thema Digitalisierung angegangen werden kann, müsse SAP mit einem bedarfsgerechten Produktportfolio aufwarten. Derzeit müssen viele verschiedene technologische Komponenten zusammengeführt werden, und das ist heute noch größtenteils Aufgabe der Anwender.

Allerdings sei das mit Kosten verbunden. “Es ist mir ein großes Anliegen, mit SAP dahingehend ins Gespräch zu kommen, wie sich die einzelnen Lösungen in einer grundlegenden Strategie wieder bündeln lassen”, schließt Hans-Achim Quitmann in Mannheim.

Bei einer Investitionsumfrage unter den DSAG-Mitgliedern hatte sich ebenfalls gezeigt, dass die Mehrzahl der Anwender sich vor allem klassischen Themen (ERP On-Premise) widmet. Daneben sind es mobile Anbidung, Nutzeroberfläche und der Ausbau von Analytics, die die Mehrzahl der Ausgaben bestimmen. IoT oder In-Memory sind für die meisten Unternehmen noch Zukunftsmusik.

Vor einigen Wochen hatte SAP S/4HANA vorgestellt, die Business-Suite, die vollständig auf der In-Memory-Technologie aufsetzt. Im Gespräch mit silicon.de erklärt Sven Denecken GVP Co-Innovation und Strategie S/4HANA, dass er keinen “Big Bang” bei den Migrationen auf die neue Plattform erwarte, und dass es “Unternehmen gibt, die damit etwas reservierter umgehen und die sich vielleicht gewisse Szenarien heraussuchen werden”. Zudem, so Denecken weiter, biete SAP Services für die Migration an, die es den Anwendern mit Hilfe des Herstellers leichter machen sollen, neue Innovationen nutzen zu können.

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