“Digitales Herz sucht digitalen Verstand” – ERP 4.0

Godelef Kühl steht Rede und Antwort, wie er als Gründer und Vorstandsvorsitzender des Mittelstands-ERP-Abnieters godesys das Thema Digitalisierung bewertet: Die Tatsache, dass viele ERP-Lösungen im Kern noch aus den 80er-Jahren stammen macht es für Anwender nicht unbedingt einfacher, sich diesem Wandel zu stellen.

silicon.de: Was bedeutet das aber für die Menschen, die mit diesen Systemen arbeiten müssen?

Kühl: Sind Geschäftsmodell und Prozesse digital, bedeutet das, dass die Mitarbeiter mit ins Boot geholt werden und mitziehen müssen. Das wiederum heißt für Firmen: Sie sollten den digitalen Wandel so breit wie möglich anlegen.

Sie müssen in Systeme investieren, die sich einfach und immer wieder neu anpassen lassen. Da Spezialisten immer teurer und seltener werden, sind neue Lösungen und Systeme vonnöten, die sich von digitalen Handwerkern, also Mitarbeitern, die sich mit der Software auskennen und mögliche Probleme idealerweise eigenständig beheben, bedienen lassen. Die meisten ERP-Systeme werden Anforderungen von heute nicht länger gerecht.

Stehen Neuerungen, beispielsweise mobile Applikationen an, behilft sich so manches Unternehmen noch immer mit Schnittstellen und eigenständigen Technologien. Das ist nicht nur ineffizient, sondern sogar kontraproduktiv.

Heutige ERP-Szenarien haben ganz andere Bedürfnisse. Deshalb sollten Unternehmen auf ein flexibles, anpassbares und kundenorientiertes ERP setzen. Um diese Anforderung zu adressieren, bietet godesys Anwendern Lösungen, die ihre Strategien problemlos in Geschäftsprozesse verwandeln.

Mit einer herstellerunabhängigen, auf freien Standards (Open Source) basierenden und serviceorientierten Integrationsarchitektur (SOA) können sie einem intelligenten Werkzeug vertrauen, mit dem sie zeitnah auf neue Herausforderungen reagieren und sich dem digitalen Wandel stellen können.

silicon.de: Eine, wenn nicht die wichtigste ‘Säule’ der Digitalisierung sind Daten?

Kühl: Daten sind das Öl der Zukunft und das Herz des digitalen Wandels. Sie dienen als Basis betriebswirtschaftlicher, fundierter und umsatzgenerierender Entscheidungen. Wer die Daten beherrscht, gewinnt Erkenntnisse, die der Wettbewerber nicht hat. Künftig wird es vermehrt darum gehen, strukturierte und unstrukturierte Daten nicht nur vorzuhalten und effizient zu verwalten. Wer nachhaltige Erfolge in der digitalen Welt realisieren möchte, muss Mehrwert aus den im Unternehmen vorliegenden Informationen schöpfen, Zusammenhänge darstellen und sie für künftige Entscheidungen nutzen. Jeder Kanal, jedes Gerät und jede Zugriffsmöglichkeit ist hierbei von Bedeutung. Die aus der durchdachten und IT-gestützten Analyse und Verarbeitung von Daten gewonnenen ganzheitlichen Erkenntnisse unterstützen zukunftsgerichtetes Handeln. Und dies verbessert wiederum Kundenerfahrungen. Unternehmen müssen also einen neuen Umgang mit Daten lernen.

silicon.de: Um damit Kunden gezielter ansprechen zu können?

Kühl: In einer digitalen Unternehmenswelt geht es um die ganzheitliche Wahrnehmung und Erfüllung von Kundenbedürfnissen. Der Verkauf von Produkten und Dienstleistungen ist dabei idealerweise nur der Beginn einer zukunftsorientierten und langfristigen Beziehung. Unternehmen, denen es gelingt, ein umfassendes und anhaltendes Kundenerlebnis zu schaffen, werden in der digitalen Welt mit hohen Margen belohnt. Preis und Produktunterschiede sind austauschbar, das Kundenerlebnis nicht.

Die ERP-Software muss individuelle Prozesse und Geschäftsmodelle bestmöglich unterstützen. Dabei ist es zentral, Individualität nicht durch Komplexität erkaufen zu müssen. Das gelingt nur, wenn die ERP-Systeme über Software-Frameworks verfügen, die für derartige Anforderungen vorbereitet sind. Firmen, die sich für ein ERP-Framework entscheiden, profitieren von einer Art Baukasten für die Standardmodule der Software. Neue Funktionen lassen sich hierbei schnell und problemlos nachinstallieren.