HP verkauft TippingPoint an Trend Micro

HP verkauft den Intrusion Prevention (IPS) Spezialisten TippingPoint an den japanischen Enterprise-Sicherheitsspezialisten Trend Micro. 300 Millionen Dollar bezahlt Trend Micro nicht nur für die Next-Generation-Intrusion-Prevention-Systeme (NGIPS), geistiges Eigentum und Branchenexpertise, sondern auch für eine umfangreiche installierte Basis.

Mit dem Kauf erwirbt Trend Micro auch die TippingPoints Digital Vaccine LABS (DVLABS), das Echtzeit-Informationen über neue Bedrohungen bereitstellt. Auch die Zero-Day-Initiative von TippingPoint, die sich die Erforschung von Zero-Day-Sicherheitslücken zum Ziel gesetzt hat, fällt damit Trend Micro zu.

Mit der Übernahme will Trend Micro die eigene Position Enterprise-Sicherheitsmarkt stärken und die zugekauften Ressourcen will Trend für die Gründung des neuen Unternehmensbereichs “Network Defense” heranziehen, dessen Produkte 3.500 Enterprise-Kunden zugutekommen sollen. Wie viele Mitarbeiter im Zuge dieses Verkaufs das Unternehmen wechseln, wurde nicht bekannt.

Um komplexe und vernetzte Unternehmen heute wirksam vor Übergriffen zu schützen, reichen traditionelle Sicherheitsmodelle nicht aus. Hinzu kommen so genannte Advanced Persistent Threats, über die Angreifer sehr gezielt und unauffällig in Unternehmen nach wertvollen Informationen suchen.

“Um diesem Problem zu begegnen, benötigen Unternehmen eine mehrschichtige Bedrohungsabwehr, die nahtlos und unternehmensweit funktioniert, um Bedrohungen vor, während und nach einem Angriff abzuwehren”, betont Eva Chen, CEO von Trend Micro. Derzeit hat das japanische Unternehmen die Stärken vor allem im Schutz von Rechenzentren und Endpunkten. Durch die TippingPoint-Übernahme könne Trend Micro nun auch das Breach Detection System mit einer Intrusion-Prevention and Response von TippingPoint ergänzen. Durch die Kombination von Intrusion-Prevention- und Breach-Detection-Technologien entwickelt Trend Micro laut eigenen Angaben einen mehrstufigen Ansatz, um hochentwickelte Angriffe abzuwehren.

TippingPoint-Dashboard. (Bild: HP)

Die Integration der Produkte dürfte kein größeres Thema für den Sicherheitsexperten sein, denn bereits seit 2014 unterhalten HP und Trend Micro eine Partnerschaft, in dessen Rahmen TippingPoint Advanced Threat Appliance (ATA) eine Deep-Discovery-Funktion von Trend Micro nutzt. Vorbehaltlich aller kartellrechtlicher Genehmigungen soll der Deal im vierten Quartal dieses Jahres abgeschlossen werden.

Mit Bereichen wie Server, Storage, Netzwerk, Cloud, Sicherheit und Finanzservices sieht sich HP als einzelnes Unternehmen gut aufgestellt. (Bild: HP)

HP will sich zum 1. November aufspalten und sich dann künftig als Hewlett Packard Enterprise strategischen Bereichen Server, Storage, Netzwerk, Services, Big Data, Cloud, Finanzservices und nicht zuletzt Sicherheit am Markt für Unternehmenslösungen behaupten. Neben umfangreichen Entlassungen im Vorfeld scheint HP nun auch den als strategisch wichtigen Bereich Sicherheit konsolidieren zu wollen. Wie aber passt da der Verkauf einer etablierten Lösung ins Konzept?

“Im Vorfeld der Transition zu HPE, schärfen wir unseren Fokus darauf, das digitale Unternehmen zu schützen, und wir investieren in Angebote, die Kunden helfen, Anwender, Anwendungen, Daten und die Interaktion zwischen diesen Punkten zu schützen, ungeachtet an welchem Ort oder auf welchem Gerät”, erklären Sue Barsamian SVP und General Manager der Enterprise Group (EG) Worldwide Indirect Sales und Art Wong, SVP und General Manager Enterprise Security Services bei HP, in einem gemeinsamen Blog.

“TippingPoint war eine wichtige Komponente unseres Sicherheitsangebotes, aber wir haben uns entschlossen, bei Netzwerksicherheit Partnerschaften einzugehen und diese nicht selbst zu besitzen. Damit können wir in anderen Bereichen unseres Sicherheitsportfolios investieren.” Nach Abschluss des Verkaufs wolle HP weiterhin TippingPoint als strategischen Kunden und Partner in den Bereichen Enterprise Services, Networking and Enterprise Security Products halten.

“Verstehen Sie uns bitte nicht falsch!”, so die beiden Autoren weiter. “Sicherheit ist ein Kernbereich des neuen Hewlett Packard Enterprise.” Und HP deckt mit verschiedenen Produkten ein breites Sicherheitspektrum ab.

Derzeit bietet HP unter anderem in den Bereichen Anwendungs- und Datensicherheit die Produkt-Familien HP Fortify und HP Data Security. Der Zukauf von Aruba Networks ergänzt das Portfolio im Bereich Network Access Solutions. Daneben bietet HP Lösungen und Services für Penetration Testing, Identity und Access Management oder auch Data Loss Protection. Den Wachstumsbereich Security Information and Event Management (SIEM), bei dem unbekannte Bedrohungen mit BI- und Maschinenlernen abgewehrt werden, deckt HP derzeit mit der Plattform HP HP ArcSight ab.

TippingPoint kam 2010 durch die Übernahme von 3Com zu HP. 2005 hatte 3Com TippingPoint für 430 Millionen Dollar übernommen, in den Folgejahren blieb TippingPoint als eigene Unternehmenseinheit für Netzwerksicherheit und Intrusion Prevention Systems weiter bestehen. Im April 2010 hatte HP dann für 2,7 Milliarden Dollar 3Com übernommen, vor allem wegen der starken Präsenz von 3Com im Netzwerkbereich in China und natürlich auch wegen der Sicherheitstochter TippingPoint.

Wie Trend Micro mitteilt, werde HP mit dem Sicherheitsspezialisten darüber hinaus eine strategische Partnerschaft in den Bereichen Wiederverkauf, Managed Services, OEM-Aktivitäten, Security Intelligence, App- und Datensicherheit eingehen.

“Diese Akquisition ergänzt Trend Micros bisherige Expertise im Bereich Bedrohungsabwehr und erweitert die Stärken bei Endpunkt-, Cloud-, Rechenzentrumssicherheit sowie Breach Detection auch um den Bereich Netzwerke”, erklärt Mike Spanbauer, Vice President of Research, NSS Labs bei Trend Micro. “Der Schritt, zwei starke Marken zu vereinen, erweitert Trend Micros Positionierung im Enterprise-Umfeld um ein Segment ohne Mitbewerber. Trend Micro bietet damit großen und sehr großen Unternehmen, eine zentrale und vollständige Lösung zur Bedrohungsabwehr.”

Redaktion

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