CIA investierte offenbar mehrfach in IT-Firmen seiner Investitionsberater

CIA (Grafik: CIA)

Der Wagniskapitalbereich der CIA, die Firma In-Q-Tel arbeitet nicht gewinnorientiert. Sie unterstützt Start-ups mit der Erwartung, dass deren Technologien dem Geheimdienst nutzen werden. Offenbar haben aber mehrere Investitionen vor allem den Beratern von In-Q-Tel genutzt, wie das Wall Street Journal jetzt berichtet.

Im Silicon Valley sorgt derzeit ein Bericht des Wall Street Journal für Gesprächsstoff. Unter Berufung auf Informanten berichtet das Blatt, dass die ohnehin vielfach kritisch beäugte Firma In-Q-Tel, die Wagniskapitalsparte des US-Geheimdiensts CIA, bei ihren aus Steuergeldern finanzierten Investitionen in Start-ups auffällig oft bei Firmen aktiv geworden ist, zu an denen Personen des dafür zuständigen Beratergremiums entweder selbst beteiligt oder beschäftigt sind.

In-Q-Tel arbeitet nicht gewinnorientiert. Stattdessen unterstützt es Start-ups mit der Erwartung, dass sie Technologien bereitstellen werden, die sich für die CIA oder andere Geheimdienste innerhalb von 36 Monaten als nützlich erweisen werden.

Laut WSJ stehen In-Q-Tel jährlich mindestens 120 Millionen Dollar für seine Investitionen zur Verfügung. Die müssen eigentlich nach strikten Regeln ausgegeben werden. Auf die Geldvergabe haben jedoch Mitglieder eines Beratungsgremiums entscheidenden Einfluss, da sie Empfehlungen aussprechen, wo investiert werden soll. Fast die Hälfte der in dem Gremium vertretenen Personen soll allerdings enge Verbindungen zu Unternehmen haben, die von In-Q-Tel gefördert wurden.

Mindestens 17 der In-Q-Tel-Investments überschneiden sich demnach mit finanziellen Interessen von Mitgliedern des Gremiums. In drei Fällen saß ein Gremiumsmitglied zugleich im Aufsichtsrat eines Unternehmens, das Geld von der CIA erhielt.

Dem beratenden Gremium gehören teilweise Personen an, die selbst als Wagniskapitalgeber auftreten. Ein Beispiel dafür ist Howard Cox, Partner bei Greylock Partners. Abr auch der frühere Netscape-CEO James Barksdale und der pensionierte Admiral Mike Mullen, der ehemalige Generalstabschef der US-Streitkräfte, gehören ihm an.

Investitionen von In-Q-Tel haben eine Anschubwirkung, die weit über den investierten Betrag hinausgeht, da durch die der US-Regierung zugeschriebene Investition das Interesse anderer Investoren erhöht. Laut WSJ ziehen In-Q-Tel-Investments im Durchschnitt 15-mal höhere Beträge von anderen Wagniskapitalgebern nach sich. Noch unklar ist, ob der Verdacht, dass Angehörige des Beratergremiums so nicht den eigentlichen Interessen der CIA gedient haben, sondern ihr eigenes Vermögen mehren wollten, ein gerichtliches Nachspiel haben wird.

Laut Wall Street Journal hat In-Q-Tel bislang in über 300 Firmen investiert. Nicht alle davon werden vom Investor bekannt gemacht. Auf seiner Website listet das Wall Street Journal die 234 ihm bekannten auf. Demnach gehören das inzwischen zu Hewlett Packard Enterprise gehörende Arcsight, das zu Tibco gehörende Spotfire und Veracode dazu. Aber auch der inzwischen von Lexmark gekaufte Dokumentenerfassungspezialist Kofax, die SDN-Firma Big Switch, Pure Storage, Mongo DB und der Enterprise-Mobility-Management-Anbieter MobileIron und der Security-Spezialist Cylance wurden gefördert.

[mit Material von Bernd Kling, ZDNet.de]

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