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Fachbereiche übernehmen die Digitalisierung

Nicht zuletzt der Fachkräftemangel in der IT sorgt dafür, dass immer mehr Impulse für IT-Projekte aus den Fachbereichen kommen. Die Lünendonk-Studie “Der Markt für IT-Beratung und IT-Service in Deutschland” zeigt, dass sich die Digitalisierung auch darauf auswirkt, wie die IT innerhalb von Unternehmen erbracht wird und wie sie mit externen Dienstleistern zusammenarbeiten.

Bei der Einführung und Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle gewinnt die Bedeutung der Fachbereiche als Nutzer von IT-Services eine immer wichtigere Rolle. Laut Lünendonk-Studie gaben 85 Prozent der untersuchten Großunternehmen und Konzerne an, dass die Verantwortung von Digitalisierungsprojekten rund um Geschäftsmodelle heute bei den Fachbereichen liegt.

Unternehmen wollen bestehende Infrastrukturen an die Bedürfnisse der Digitalisierung anpassen. Immer häufiger nehmen die Fachabteilungen dabei selbst das Heft in die Hand. (Bild: Lünendonk)

In knapp 40 Prozent der Fälle verantworten die Fachbereiche auch die IT-Budgets. IT‐Dienstleistungsunternehmen machen inzwischen fast ein Drittel des Umsatzes mit Fachbereichen der Kundenunternehmen. Den IT‐Abteilungen kommt damit immer häufiger die Rolle des Umsetzungspartners zu.

In den Augen der Lünendonk-Experten bedeutet diese Entwicklung dann auch, dass immer häufiger externe Partner für die Umsetzung von Projekten zur Digitalisierungs herangezogen werden. Das schlägt sich auch im Wachstum in diesem Markt nieder. Laut Lünendonk wachsen die Umsätze von IT-Service-Anbietern seit einigen Jahren alle 12 Monate im Schnitt um mehr als 6 Prozent.

Probleme in den Anwenderunternehmen, geeignete Fachkräfte zu bekommen: Mehr als 80 Prozent der Anwender scheinen hier Probleme zu haben. (Bild: Lünendonk)

Besonders Themen rund um die sogenannte “Digital Readyness”, also die Fähigkeit, digitale Lösungen in die bestehenden IT‐Systeme zu integrieren, beschäftigen die Anwenderunternehmen. Von den befragten IT‐Entscheidern planen 74 Prozent sehr viele oder viele Projekte, um ihre bestehenden IT-‐Systeme zu modernisieren und digitale Lösungen integrieren zu können. Auch für die damit verbundene Standardisierung und Konsolidierung der IT-‐Landschaft wird eine Vielzahl an Projekten geplant.

“Anwenderunternehmen, die bereits den Status der “Digital Readyness” erreicht haben, können nun den nächsten Schritt gehen – die Integration digitaler Lösungen in die bestehenden IT-‐Systeme. So planen mehr als die Hälfte der befragten Einkaufsentscheider sehr viele oder viele Projekte in diesem Zusammenhang”, kommentiert Mario Zillmann, Partner bei Lünendonk.

Wachsende Komplexität, geänderte Ansprechpartner, wenig geeignete Mitarbeiter: Die Digitalisierung sorgt auch für Anpassungen bei der Organisation externer Dienstleistungen. (Bild: Lünendonk)

Wie viele Unternehmen allerdings diese “Digital Readiness” erreicht haben, ist jedoch fraglic. Denn wie eine Studie der mittelstandsorientierten Förderbank KfW zeigt, setzen zwar viele Unternehmen Digitalisierungsthemen um, jedoch häufig in sehr kleinen Schritten und in isolierten Bereichen. Ein Großteil der Unternehmen befinde sich lediglich in einem Grundstadium, nur jedes fünfte Unternehmen sei als digitaler Vorreiter einzustufen.

Gerade bei besonders kleinen Unternehmen sei eine besonders hohe Investitionszurückhaltung zu beobachten. Im Schnitt geben Kleinstbetriebe gerade mal 10.000 Euro pro Jahr für Digitalisierungsprojekte aus. Größere Unternehmen mit 150 und mehr Mitarbeitern investieren demnach durchschnittlich bis zu 100.000 Euro im Jahr und auf den gehobenen Mittelstand fokussiert sich die Lünendonk-Studie.

Neben knappen Budgets ist es auch der Fachkräftemangel, der sowohl Anwender wie auch IT-Servivce-Anbieter unter Druck setzt. 52 Prozent der von Lünendonk befragten Kundenunternehmen geben an, ein großes Problem damit zu haben, Digitalisierungsprojekte mit ausreichend Fachpersonal zu besetzen. Zusätzlich erklären 31 Prozent der Anwender, das sei für sei ein “mittleres” Problem. Damit stufen 83 Prozent der Anwender die Suche nach geeigneten Fachkräften als problematisch ein.

83 Prozent der mittelständischen Unternehmen in Deutschland haben in den Jahren 2013 bis 2015 Digitalisierungsvorhaben durchgeführt. Mit 98 Prozent gilt dies für nahezu jedes Unternehmen mit 150 oder mehr Beschäftigten. Bei den kleinen Unternehmen gilt dies dagegen nur für 78 Prozent (Grafik: KfW)

Ein möglicher Ausweg: Die Beauftragung von externen Dienstleistern. Doch diese stehen vor den gleichen Problemen: Hier bewerten sogar 87 Prozent der IT‐Dienstleistungsunternehmen die Suche nach geeigneten Fachkräften als schwierig. Im Durchschnitt bleiben heute 17,5 Prozent der offenen Stellen unbesetzt. Vielleicht ist das ja auch eine der Gründe, warum viele Menschen durch die Digitalisierung eine arbeitsbedingte Mehrbelastung erleben, wie eine Studie des Deutschen Gewerkschaftsbundes ergeben hat.

Glücklich kann sich derzeit derjenige schätzen, der für die Digitalisierungs-Themen wichtige Skills anbieten kann. Wie eine Analyse der DEKRA zeigt, steigen die Gehälter bei IT-Fachkräften kräftig und rund 10 Prozent aller Stellenausschreibungen entfallen inzwischen auf diesen Bereich. Besonders gefragt sind IT-Experten mit akademischem Hintergrund: mehr als 28 Prozent aller Stellenausschreibungen im Bereich IT suchen derzeit Akademiker.

Das korreliert mit den Zahlen der Lünendonk-Studie, die wachsende Komplexität von Projekten sieht. Mit der fortschreitenden Digitalisierung steigt auch die Komplexität der Projektanforderungen an. “In den vielen Gesprächen, die wir mit Kundenunternehmen führen, wird deutlich, dass viele der bisherigen IT-‐Dienstleistungs-‐ partner die wachsenden Anforderungen nicht mehr erfüllen können. Dies hängt natürlich auch mit dem Fachkräftemangel zusammen”, so Zillmann weiter. Dieser-Komplexitätszuwachs mache sich auch beim Einkauf externer Dienstleistungen bemerkbar: Mehr als ein Drittel der Einkäufer gebe an, dass es zunehmend schwierig werde, die passenden Dienstleister zu finden.

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Redaktion

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