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OpenStack auf dem Weg zum Standard

85 Prozent der deutschen Unternehmen setzen die Cloud bereits ein oder planen oder implementieren Projekte. Mehr als ein Viertel dieser Unternehmen hat die Cloud bereits fest in die Strategie eingeplant. Ein Drittel etwa kann als Einsteiger bezeichnet werden. Und wie Crisp Research in einer aktuellen Studie berichtet, planen oder evaluieren derzeit rund 29 Prozent der Anwenderunternehmen den Einsatz.

Um es mit den Worten der Studienautoren zu sagen: “Mit dem Jahr 2015 hat das Cloud Computing im großen Stil Einzug in Deutschland gehalten. Nach einer doch sehr langen zurückhaltenden und pessimistischen Einstellung gegenüber dem Thema haben auch deutsche Unternehmen verstanden, dass sie im Rahmen ihrer Digitalisierungsanstrengungen nicht mehr auf den Einsatz dynamischer IT-Umgebungen verzichten können.”

Aber mit der fortschreitenden Reife des Marktes wird auch immer klarer, dass es “die Cloud” so nicht gibt. Am allerwenigsten kann sie als Allheilmittel gelten. Die Mehrzahl der Anwender, 41 Prozent, setzt auf eine Private Cloud. Etwa ein Viertel nutzt hybride Szenarien. 22 Prozent setzen auf eine Multi-Cloud, das heißt, sie setzen auf mehrere Cloud-Umgebungen und verschiedene IaaS– oder PaaS-Angebote. Gerade mal 10 Prozent der deutschen Unternehmen aber nutzen ausschließlich Public-Cloud-Technologien, so die von IBM finanzierte Studie “OpenStack als Basis für offene Cloud-Architekturen”.

IDC veröffentlichte vor wenigen Tagen eine Studie, wonach bei der Mehrzahl der deutschen Cloud-Anwender keine umfängliche Strategie erkennbar ist, sondern eher reaktive Rückgriffe für isolierte Problembehandlungen zu beobachten sind. Laut der Darstellung von Crisp aber verfolgen 45 Prozent der Anwender mit dem Cloud-Einsatz sehr wohl das Ziel, die Effizienz im Betrieb zu steigern, 40 Prozent wollen die Innovationsgeschwindigkeit erhöhen. Und rund 36 Prozent wollen damit eine Antwort auf steigende Kundenanforderungen geben.

Cloud-Anbieter im deutschen Cloud-Markt.

Mehr Effizient ist in vielen Fällen offenbar am besten durch eine Private Cloud zu erreichen, eine reine Public-Cloud-Strategie scheint dafür meist weniger gut geeignet. Zum einen unterhalten viele Anwender noch Legacy-Anwendungen, zum anderen dürfte tatsächlich auch die Kostenseite hier eine Rolle spielen. Gleichzeitig sollen mit der Einführung einer Cloud ein höheres Sicherheitsniveau, Zukunftssicherheit, Skalierbarkeit und maximale Flexibilität und an fünfter Stelle die Reduzierung der Kosten realisiert werden.

Open Source und die Cloud

Die Mehrheit der Unternehmen setzt derzeit auf Technologien von Microsoft (37 Prozent), IBM (31 Prozent) und Cisco (25 Prozent). Auch SAP (23,5 Prozent) HPE (23,3 Prozent), VMware (16,3 Prozent), Citrix (16 Prozent) und Oracle (15,2 Prozent) gehören zu den wichtigsten Anbietern. Open-Source-Spezialisten wie SUSE (8 Prozent) und Red Hat (4,8 Prozent) hingegen spielen bislang aum eine nennenswerte Rolle in der Cloud-Strategie der Anwender.

Immerhin 6,5 Prozent der Anwender setzen OpenStack ein.

Dennoch ist für viele Anwender Open Source eine wichtige Komponente der Cloud-Strategie. Vor allem bei den Unternehmen, die bereits seit einiger Zeit Cloud als festen Bestandteil der IT-Strategie verfolgen, ist diese Technologie zumindest größtenteils (89 Prozent) bekannt. 51 Prozent der Unternehmen planen OpenStack-Projekte und knapp ein Viertel der “Cloud-Profis” hat bereits Projekte implementiert. Damit, so René Büst, Autor der Studie, habe sich OpenStack zu einem “der wichtigsten Open-Source-Projekte und einem de-facto Standard für die Implementierung von offenen Infrastructure-as-a-Service-Technologien” entwickelt.

Was wollen IT-Entscheider mit der Einführung von OpenStack erreichen?

Die Motive, die Unternehmen mit einer Implementierung von OpenStack verfolgen, sind vielschichtig. Die Steigerung der Effizienz und Flexibilität der IT-Infrastruktur ist für 46 Prozent der Anwender das wichtigste Argument. Daneben steht der Wunsch nach Verringerung der Kosten für Cloud-Lizenzen und der damit einhergehenden Senkung der TCO Kosten (36 Prozent) sowie eine allgemeine Affinität zu technologischen Innovationen (39 Prozent). Neben einer allgemein positiven Einstellung gegenüber Open-Source-Technologien (31 Prozent) sind viele Anwender auch auf der Suche nach einer herstellerunabhängigen und offenen Cloud-Architektur (30 Prozent). Etwa 20 Prozent derjenigen Unternehmen die OpenStack evaluieren, tun dies, weil sie mit der zuvor eingesetzten Lösung nicht zufrieden waren.

Des Weiteren erhoffen sich die Anwender eine erhöhte Kontrolle über den eigenen Cloud-Infrastruktur-Stack und auch die Kontrolle über den Source-Code und mehr Herstellerunabhängigkeit, Standardisierung und hohes Innovationspotential durch eine große Community.

Bei den Workloads betreiben die Anwender die klassische Enterprise-IT Workloads wie ERP (20,7 Prozent), Big Data (33 Prozent) und Datenbanken (32 Prozent) oder VDI (20,7), aber auch Webseiten (24 Prozent) und E-Commerce (26,3 Prozent) sowie andere Web-Lösungen. Auch Netzwerkvirtualisierung ist mit 27,2 Prozent eine wichtige Komponente, da OpenStack häufig für Digitalisierungs-Projekte genutzt wird. OpenStack Neuron wird dann häufig als Grundlage für ein Software-defined Networking verwendet.

Was spricht dagegen?

Bei aller Euphorie und dem großen Support, den diese Technologie aus den Reihen der großen Hersteller bekommt, geht die Einführung von OpenStack aber nach wie vor mit gewissen Problemen einher. Vor allem die hohe technologische Komplexität, die damit verbunden ist (36 Prozent) und der hohe Integrationsaufwand mit bestehenden oder künftigen IT-Lösungen (35 Prozent) schreckt Nutzer derzeit ab.

Aber auch beim verfügbaren internen Personal gibt es derzeit noch offene Fragen (22 Prozent); das gleiche gilt auch für Dienstleister und Integratoren (26 Prozent). Hohe Komplexität auf der einen und wenig Fackkenntnisse auf der anderen Seite sind natürlich gewichtige Argumente. Zudem sind nach wie vor sehr wenige OpenStack-Implementierungen in Deutschland produktiv im Einsatz, was zu fehlenden Referenzprojekten und wenigen Schulungsgrundlagen führt. Trotzdem beschäftigen sich laut der Crisp-Studie etwa 57 Prozent der Unternehmen aktiv mit OpenStack.

Bei den OpenStack-Nutzern evaluieren derzeit knapp 59 Prozent der Anwender die Technolgoie. 17,5 Prozent sind noch in der Informationsphase. 17,5 Prozent stehen in der Phase der Entwicklung und Implementierung und 6,5 Prozent setzen diese Technologie inzwischen produktiv ein. Das sind vor allem Unternehmen ab 1000 Mitarbeitern. Am höchsten ist der Prozentsatz mit 16,7 Prozent bei Unternehmen mit mehr als 10.000 Mitarbeitern und bei Unternehmen zwischen 5.000 und 10.000 Mitarbeitern sind es knapp 12 Prozent.

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Es setzen also vor allem die Großen OpenStack ein. Büst: “Genau dort, wo Unternehmen auf Grund ihrer Größe eigene Rechenzentrums- und IT-Infrastrukturen betreiben und OpenStack als entsprechende Cloud-Infrastruktur und –Management-Lösung einsetzen.” 50 Prozent setzen OpenStack auf einer Managed Private Cloud ein. 48 Prozent lassen OpenStack von einem Partner in einem Hosted Private Cloud betreiben. Eine On-Premise Private Cloud setzen 19,4 ein und die Public Cloud nutzen 23,5 Prozent. Büst führt das wiederum auf die hohe technische Komplexität zurück.

Die Anbieter

60 Prozent der Anwender entscheiden sich für die Distribution eines etablierten Anbieters, rund 40 Prozent greifen auf die reinen Open-Source-Repositories zurück. Etwa ein Viertel der Anwender will komplett ohne externe Hilfe Projekte umsetzen.

Big Data und Datenbanken zählen zu den wichtigsten Workloads auf OpenStack-Installationen.

Interessant ist hier auch ein Blick auf die Anbieterseite. Etwa ein Viertel der Anwender verlässt sich auf die Technologie von IBM. Für den OpenStack-Experten Mirantis entscheiden sich etwa 18 Prozent der Anwender. HPE kommt auf einen ähnlich hohen Wert. Ubuntu erreicht noch 16 Prozent der Nutzer. VMware kommt bei 9,2 Prozent der Nutzer zum Einsatz. Red Hat erreicht 6 Prozent. SUSE und Oracle teilen sich jeweils 2,3 Prozent des Marktes. Die junge niederländische Bright Computing ist für 0,8 Prozent ein Technologielieferant.

Die Anwender

Die Liste der OpenStack-Anwender wird immer länger. Internationale Anwender sind unter anderem Bloomberg, Paypal, Disney, American Express und Ebay. In Deutschland sind es Volkswagen, Galeria Kaufhof und die Metro Group, die eine Multi-Cloud-Umgebung mit OpenStack aufgebaut hat. Bei SAP ist die quelloffene Technologie inzwischen der Infrastruktur-Standard für sämtliche Rechenzentren.

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Redaktion

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