NXP geht für 47 Milliarden Dollar an Qualcomm

Qualcomm (Grafik: Qualcomm)

Lange kursierten Spekulationen über die Fusion als unbestätigte Gerüchte, nun kauft Qualcomm tatsächlich den Rivalen NXP. Allerdings muss Qualcomm dafür deutlich tiefer in die Tasche greifen, als von Beobachtern bislang angenommen.

Qualcomm teilt mit, dass es NXP Semiconductors übernimmt. Qualcomm muss jedoch mit 47 Milliarden Dollar ziemlich tief in die Tasche greifen. Im Vorfeld war von einem Übernahmepreis von etwa 30 Milliarden Dollar die Rede gewesen. Qualcomm bezahlt 110 Dollar pro Anteil. Das entspricht einem Aufpreis von 11,5 Prozent auf den Schlusskurs vom Mittwoch.

Mit der Übernahme will Qualcomm weitere Märkte erschließen und sich in Bereichen wie Mobile oder Automotive breiter aufstellen. Auch könne man so ein umfassenderes Portfolio anbieten. Das neue Unternehmen werde einen jährlichen Umsatz von über 30 Milliarden Dollar haben, teilt Qualcomm mit.

Qualcomm spielt unter anderem mit Snapdragon derzeit in der Mobil-Branche eine tragende Rolle. Mit der Übernahme von NXP kann Qualcomm die Abhängigkeit von dieser volatilen Branche etwas abmildern. (Bild: Qualcomm)
Qualcomm spielt unter anderem mit Snapdragon derzeit in der Mobil-Branche eine tragende Rolle. Mit der Übernahme von NXP kann Qualcomm die Abhängigkeit von dieser volatilen Branche etwas abmildern. (Bild: Qualcomm)

Ein weiteres Ziel, das Qualcomm mit der Übernahme verfolgt, ist Kostenreduzierung und Effizienzsteigerung. So sollen sich unter anderem die Kosten für die Produktentwicklung reduzieren lassen. Denn das Chip-Design wird durch die fortschreitende Miniaturisierung immer komplexer und risikoanfälliger.

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Dafür kann sich Qualcomm mit NXP einen etablierten Anbieter sichern, der bereits im Markt gut eingeführte Produkte anbietet. Das finanzielle Risiko in der Entwicklung wird so deutlich reduziert. Qualcomm ist laut IHS gemessen am Umsatz der drittgrößte Chip-Hersteller. NXP hält den siebten Platz.

Mit dem NXP-Zukauf bekommt Qualcomm auch Freescale Semiconductur ins Portfolio, das NXP erst im vergangenen Jahr für 12 Milliarden Dollar übernommen hat. Damit will Qualcom vor allem die Automobilindustrie adressieren.

Qualcomm ist derzeit auf die Entwicklung und Fertigung von Chips für mobile Geräte spezialisiert. Seine Prozessoren treiben die Smartphones vieler Markenhersteller an. Wichtige Ausnahme ist Apple, dessen eigene Chips von TSMC und Samsung gefertigt werden. Den größten Teil der Gewinne generiert Qualcomm jedoch nicht mit Halbleitern, sondern mit der Lizenzierung von Mobilfunkpatenten, was dem US-Unternehmen eine Sonderstellung innerhalb der Branche beschere.

Mit der Übernahme von NXP weitet Qualcomm den Bereich Halbleiter von derzeit wenigen Dutzend auf mehrere Hundert Anwendungsgebiete aus. Auch der Vertrieb wird gestärkt. Qualcomm will sich damit auch ein Stück weit aus der Abhängigkeit vom Mobilfunkmarkt befreien. Das Unternehmen wird durch die Übernahme etwa zu einem der wichtigsten Lieferanten von General-Purpose- und Sicherheits-Chips für die Automobilbranche.

Laut Pressemitteilung sollen sich viele Bereiche der Anbieter komplementär ergänzen. So könne man deutlich vollständigere Lösungen anbieten. Neben dem Automotive-Sektor wolle Qualcomm auch im Breich Mobile SoC, 3G und 4G-Modems zulegen. Bei IoT und Sicherheit will der Anbieter künftig verstärkt auf Mikrokontroller, sichere Identifizierung, mobile Transaktionen, Payment Cards, Anwendungsprozessoren und Connectivity-Systeme setzen. Auch der Bereich Networking soll wachsen.