Neue Betrugsvorwürfe gegen Autonomy-Management

Hewlett Packard Enterprise (Bild: Martin Schindler)

Die milliardenschwere Übernahme von Autonomy beschäftigt nach wie vor die Gerichte. Nun drohen dem ehemaligen CFO des britischen Softwarehauses bis zu 20 Jahre Gefängnis und eine hohe Geldstrafe.

Ein US-Gericht hat den ehemaligen Chief Financial Officer von Autonomy wegen Betrugs angeklagt. Sushovan Hussain soll zusammen mit anderen Personen durch falsche Angaben den tatsächlichen Wert von Autonomy verschleiert haben.

2011 hatte Hewlett-Packard Autonomy für 11 Milliarden Dollar übernommen. Etwa ein Jahr später hatte HP dann 8,8 Milliarden Dollar auf die Übernahme abgeschrieben. 100 Millionen Dollar musste HP zudem an Aktionäre bezahlen, die das Unternehmen erfolgreich wegen der Übernahme verklagt hatten. Eines der wenigen technischen Überbleibsel der Übernahme ist nach der Aufspaltung von Hewlett-Packard bei HPE die KI-Lösung Idol.

Der nun erhobenen Klage zufolge soll Hussain zusammen mit anderen den Betrug möglich gemacht haben, um “damit die Käufer und Verkäufer von Autonomy-Anteilen und HP über die tatsächliche Performance des Geschäfts, die finanziellen Lage und die Wachstumsaussichten zu täuschen”, heißt es in der Anklageschrift.

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Darin wird Hussain vorgeworfen, die Umsätze künstlich aufgeblasen, betrügerische Einträge verbucht und falsche Aussagen über die Finanzsituation über Autonomy gemacht zu haben. Auch die Quartals- und Jahreszahlen seien somit falsch und irreführend gewesen. Darüber hinaus sollen die Angeklagten auf Personen Druck ausgeübt haben, die die Buchungspraktiken des Unternehmens kritisierten. Auch sollen in dem Zusammenhang Bestechungsgelder geflossen sein.

Bereits im Vorfeld der Übernahme durch Hewlett-Packard hatte es Berichte über verdächtige Verschiebungen innerhalb der Autonomy-Bücher gegeben. Daher hatte HP bei der Prüfung des Unternehmens eigenen Aussagen zufolge vor der Übernahme “besondere Vorsicht” walten lassen.

Ursprünglich hatte HP versucht, mit dieser Übernahme sich selbst eine neue strategische Ausrichtung zu geben und – zum wiederholten Male – vermehrt auf Software zu setzen. Durch die aufgeblasenen Zahlen des Unternehmens aber hatte sich das HP-Management damals täuschen lassen. Die Übernahme wurde für HP zu einem Desaster. Schon beim Kauf hatten Analysten kritisiert, dass die Übernahme deutlich zu teuer war.

HP Inc. (Grafik. HP Inc.)

Vergangene Woche hatte das Amtsgericht im Bezirk San Francisco Hussain wegen Betrugs und der Verschwörung für einen so genannten ‘Wire Fraud’ angeklagt. Damit ist eine Finanzbetrug gemeint, bei dem Telekommunikation oder IT zum Einsatz kommen. Dem Angeklagten drohen damit bis zu 20 Jahre Gefängnis. Darüber hinaus fordert das Gericht mindestens 7,7 Millionen Dollar von dem Angeklagten, weil er diesen Betrag durch eine Straftat erlangt habe.

Die Anwälte von Hussain erklärten hingegen, dass ihr Mandant unschuldig sei und auch im Laufe eines Verfahrens frei gesprochen werde. Er hab niemanden getäuscht und als CFO von Autonomy stets mit den höchsten Standards agiert, so ein Verteidiger. Es sei eine Schande, dass das US-Justizministerium sich für HPs Versuch hergebe, andere für das eigene katastrophale Versagen verantwortlich zu machen. Zudem habe Hussain nach britischen Regeln bei einem britischen Unternehmen Buch geführt. Dieser Vorgang gehöre damit nicht vor ein US-Gericht, so der Verteidiger weiter.

Auch mitangeklagte Autonomy-Manager haben erklären lassen, dass HP bereits 2012 eine Reihe von falschen Anschuldigungen gegen Autonomy vorgebracht habe. HP habe den Markt und auch die Aktionäre belogen und in diesem Prozess Millionen Dollar Aktienvermögen verschleudert, wie der Branchendienst Mercury News berichtet.

Bereits im vergangenen Jahr wurde der ehemalige Autonomy-CEO Mike Lynch und der CFO von HP bei einem britischen Gericht verklagt. Das Unternehmen fordert 5,1 Milliarden Dollar. Der Prozess soll 2018 starten. Lynch hat inzwischen mit einer Gegenklage in Höhe von 150 Millionen Dollar reagiert. Er wirft HP vor, die Zahlen falsch interpretiert zu haben. Zudem habe es durch Deloitte im Vorfeld des Verkaufs eine eingehende Prüfung der Bücher gegeben. Die Unternehmensberatung steht nach wie vor zum damaligen Ergebnis.