Delivery Hero nimmt mit Börsengang 1 Milliarde Euro ein

Delivery Hero hat den geplanten Börsengang erfolgreich geschafft. Die Aktie wurde für 25,50 Euro ausgegeben, notierte kurzzeitig bei 26,90 Euro und pendelte sich dann bei 26,25 Euro ein. Das Start-up im Bereich Essenslieferungen, zu dem unter anderem wie Lieferheld, Pizza.de und Foodora gehören, hat mit dem Gang an die Börse rund eine Milliarde Euro eingenommen. Das Unternehmen ist damit aktuell rund 4,4 Milliarden Euro wert.

Von den Einnahmen kann es selbst über 465 Millionen Euro verfügen. Die sollen vor allem zur Tilgung von 300 Millionen Schulden verwendet werden. Nur gut 165 Millionen können für die weitere Expansion ausgegeben werden. Der Rest des Emissionserlöses geht an die bisherigen Aktionäre, vor allem Rocket Internet, das seine Beteiligung von 36 Prozent auf rund 26 Prozent reduzierte.

Delivery Hero wurde 2011 gegründet. Durch Expansion und Zukäufe, etwa von Foodpanda im Dezember 2016, kann es nun eigenen Angaben zufolge potenziell 2,7 Milliarden Menschen erreichen. Seine Dienste bietet Delivery Hero derzeit in über 40 Ländern in Europa, dem Nahen Osten, Nordafrika, Lateinamerika und Asien an.

Bei Delivery Hero sind über 6000 Mitarbeiter angestellt, dazu kommen mehrere tausend Fahrer, die zu ausgesprochen ungünstigen Bedingungen arbeiten müssen. Delivery Hero setzt damit ebenso wie Amazon und Uber auf rasche weltweite Expansion, drängt sich in etablierten Märkten zwischen Anbieter und Kunden, indem es den Kunden bequemere Abläufe und eine großer Auswahl verspricht und unterwandert den Markt durch möglichst weitgehende Ausnutzung der für Beschäftigungsverhältnisse rechtlich möglichen Gegebenheiten. Die Lieferfaher, insbesondere die Radkuriere, organisieren sich daher gerade gewerkschaftlich.

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Den Möglichkeiten ist eine Studie von Deloitte, Fraunhofer FIT und Bitkom nachgegangen. Deren Autoren sehen enormes Potenzial, warnen aber auch vor überzogenen Erwartungen. Der eco Verband hält zugleich das Feld Augmented Reality für unterschätzt.

Reich werden durch Delivery Hero weder Restaurantbesitzer noch Fahrer. Wer von dem Geschäftsmodell und dem Börsengang am meisten profitiert, hat Gründerszene.de detailliert ausgerechnet. Demnach ist der IPO vor allem für das in letzter Zeit gebeutelte Rocket Internet ein wahrer Segen (bekommt über 260 Millionen Euro). Daneben dürfen sich Christian Leone, Gründer Hedgefonds Luxor Capital, (etwa 30 Millionen Euro) und Lukasz Gadowski vom Berliner Inkubator Team Europe und dem Wagniskapitalgeber Point Nine (45 Millionen Euro) über dicke Schecks freuen.

Gewinn hat Delivery Hero selbst bislang nicht gemacht. Der Umsatz lag 2015 bei rund 166 Millionen Euro, 2016 bei knapp 297 Millionen Euro. Im ersten Quartal des Jahres konnte er eigenen Angaben zufolge erneut um 68 Prozent erhöht werden. Experten gehen davon aus, dass auf mittelfristig der Großteil des Umsatzes über die Bestellportale erwirtschaftet wird.

Mit ihnen hat der Anbieter auch die wenigste Arbeit: Er muss nur dafür sorgen, dass die technische Infrastruktur läuft und kräftig die Werbetrommel rühren – damit möglichst wenig Verbraucher auf die Idee kommen, beim Restaurant direkt anzurufen und dort ohne seine Hilfe zu bestellen. Geliefert wird dann durch das Restaurant – das auch in vollem Umfang das Geschäftsrisiko trägt.

Der von Delivery Hero betriebene, eigene Lieferdienst Foodora, für den die Fahrer arbeiten, ist zwar für die Präsenz am Markt wichtig, erwirtschaftet aber große Verluste. Beobachter gehen davon aus, dass das auch noch lange der Fall sein wird. Jörg Funder, Handelsexperte der Hochschule Worms, bezeichnet den guten Start von Delivery Hero an der Börse auch daher im Interview mit n-tv als “reine Wette in die Zukunft”.

Redaktion

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